Schlechte Bedingungen überschatten Start der Playstation 3 Der Verkaufsstart der Playstation 3 (PS3) steht unter keinem guten Stern. Ursprünglich wollte Sony die Konsole mit großem Potenzial wie in den USA und Japan im November 2006 auch in Europa auf dem Markt einführen, doch sah sich der Hersteller dazu gezwungen, die Veröffentlichung um ganze vier Monate auf den 23. März zu verschieben.
Von Christian Flier Beim Startschuss in Amerika und Japan kämpfte der Elektronikkonzern mit großen Problemen. Durch einen Engpass bei blauen Laserdioden, die für die Produktion der Blu-Ray-Laufwerke benötigt werden, kam die Montage ins Stocken. Die damit verbundenen Lieferschwierigkeiten wirkten sich negativ auf die Absatzzahlen aus. Sony sagte schließlich den Verkauf der PS3 in Europa ab. In den beiden Marktregionen, in denen die Konsole schon vertrieben wird, sieht es trotz behobener Schwierigkeiten nicht gut aus. In den USA sollen bisher etwa 750.000 und in Japan knapp 700.000 Konsolen Käufer gefunden haben. Damit steht die Neuauflage klar im Schatten des Vorgängers: Sony hat die Playstation 2 weltweit 110 Millionen Mal ausgeliefert. Zudem steht Sony weiteres Ungemach ins Haus: Die Konkurrenz hat Boden gutgemacht. War bis Ende 2005 die Playstation unangefochtener Marktführer, machte schon damals die Einführung von Microsofts Xbox 360 dem japanischen dem Elektronikkonzern zu schaffen. Mit der Einführung von Nintendos Wii Ende 2006 bröckelte endgültig die Dominanz des unangefochtenen Spitzenreiters. Bildergalerie: Das edle Design der Playstation 3 Nintendo geht es so gut, dass die Firma dank der großen Nachfrage mit der Auslieferung der Konsolen nicht mehr hinterherkommt und die Herstellungskapazitäten deutlich erhöhen muss. Die Strategie, mit einem bewegungssensitiven Controller neue Käuferschichten außerhalb der Zocker-Szene zu erreichen, scheint aufzugehen. In den Vereinigten Staaten von Amerika verkaufte sich die Wii im Januar 436.000 Mal, die Xbox kam auf 294.000 Geräte, während die PS3 nur 244.000 Mal über den Ladentisch ging. Aus dem früheren Sololauf von Sony ist heute ein Dreikampf geworden. Ein anderer Grund für schlechte Absatzprognosen ist der hohe Preis, der in Europa mit 599 Euro zu Buche schlägt. Weiteren Groll zog sich Sony mit der Vorbestell-Aktion in Zusammenarbeit mit dem Online-Händler Amazon zu. Die Fans konnten die neue Konsole nur in Verbindung mit der portablen Playstation (PSP) vorbestellen. Der Ansammlung dieser schlechten Vorzeichen begegnet Sony mit einer Offensive: Die ersten 500.000 europäischen Käufer bekommen als Trostpflaster die neueste James-Bond-Folge, "Casino Royale", auf Blu-Ray-Disc mitgeliefert. Doch wird diese Aktion keineswegs die Herstellungskosten senken. Trotz des hohen Preises legt Sony auch ohne James-Bond-Goodie bei jedem verkauften Gerät drauf. So sollen nach Angaben der Marktforscher von iSuppli die einzelnen Hardware-Komponenten für die Version mit der 60-Gigabyte-Festplatte in der Summe ungefähr 840 US-Dollar kosten. Im Handel wird diese Einheit jedoch zum Preis von 599 US-Dollar angeboten. Das Institut gibt aber zu bedenken, dass Sony seine Komponenten nicht in kleinen Stückzahlen beim Einzelhandel einkauft und viele Teile selbst produziert. Außerdem sei es üblich, die Konsolen zu einem geringen Preis abzugeben und dann mit Zusatzprodukten und Spielesoftware die Gewinnzone zu erreichen. Die Vorzeichen für die PS3 sind negativ. Trotzdem wird die Konsole nicht einfach vom Markt verschwinden. Auch wenn es das Gerät zu seinem Europa-Start schwer hat, birgt es ein großes Potenzial: Während die Konkurrenz viel Wert auf Atmosphäre und Lebensgefühl legt, hat sich Sony auf die neueste Hardware konzentriert, die in Verbindung mit Ausstrahlung und einer neuen Community ihre Käufer finden wird.
Die Playstation will ein Computer sein Für den japanischen Hersteller ist die PS3 nicht mehr nur ein Spielgerät, sondern eine direkte Konkurrenz zum Computer. Aus diesem Grund achtete Sony bei der Konzeption auf handelsübliche Anschlüsse für die Komponenten. "Es ist unausweichlich, dass eine 60-Gigabyte-Platte einmal zu klein werden wird. Dasselbe Problem kann sich auch mit dem Arbeits- und Grafikspeicher ergeben", gibt Ken Kutaragi, Geschäftsführer der Computer-Entertainment-Sparte, in einem Interview mit "PC Watch" zu bedenken. Deswegen ist etwa die Festplatte ein gängiges 2,5-Zoll-S-ATA-Gerät. Mit vier USB-2.0-Eingängen lässt sich das Entertainment-Center mit weiteren externen Einheiten erweitern. Das Herz der Playstation 3 stellt eine Neuentwicklung von IBM, Sony und Toshiba dar. Der "Cell Broadband Engine"-Prozessor ist das Kraftwerk der Konsole, der neben einem Hauptaggregat über sieben Synergistic Processing Units (SPU) verfügt, die alle mit einem eigenen schnellen Speicher ausgestattet sind. So kommt der Prozessor bei einer Taktung von 3,2-Gigahertz auf 208 Milliarden Gleitkomma-Berechnungen pro Sekunde. Das ist einsamer Rekord für Konsolen-Hardware. Damit ist die PS3 in der Lage, komplexe Spielzüge flüssig zu berechnen und gleichzeitig hochauflösende Bilder zu präsentieren. Bei der Grafik setzt der Elektronikkonzern auf die Kooperation mit dem Chip-Produzenten nVidia, der den "Reality Synthesizer" (RSX) liefert. Mit 550 Megahertz getaktet und 256 Megabyte eigenem Arbeitsspeicher ausgestattet, kann der Grafikprozessor Bilder in der Größe von 1920 mal 1080 Pixel anzeigen. Um die Möglichkeiten der Darstellung optimal zu nutzen, setzen die Japaner bei den Datenträgern auf die Blu-Ray-Technik. Auf eine Dual-Layer-Disc des DVD-Nachfolgers passen bis zu 50 Gigabyte Daten, so dass der üppigen und realistischen Ausstattung von Spielen immer weniger im Weg steht. Keine neue Konsole ohne neuen Controller: Was Nintendos Wii vorgemacht hat, kann auch die PS3. Ihr Sixaxis Wireless-Controller (übertragen: Sechsachsen-Kabellos-Regler) hat einen Neigungssensor, mit dem sich dreidimensionale Bewegungen des Joysticks umsetzen lassen. Vorbei sind die Zeiten, in denen der Spieler nur zwei kleine Steuerknüppel und wenige Knöpfe bediente. Jetzt ist auch die Neigung des Controllers entscheidend. Doch Spielen ist längst nicht alles, was die Sony-Konsole beherrscht. Neben dem obligatorischen Filmgenuss kann das Gerät dank des mitgelieferten Linux-Betriebssystem weitere rechnertypische Aufgaben erledigen. So sollen neben dem Surfen im Internet auch Bildbearbeitung und weitverbreitete Office-Arbeiten wie Textverarbeitung und Tabellenkalkulation möglich sein. Die Entwicklung weg von der reinen Konsole hin zu einem eigenständigen Rechner ist unverkennbar. Doch legt der Elektronikkonzern bei den Anwendungen weiterhin großes Gewicht auf Games. |