AUSBLICK/ifo-Geschäftsklima tritt im Januar auf der Stelle VWD
Frankfurt (vwd) - Erstmals seit mehreren Monaten ist der Geschäftsklimaindex des Münchener ifo Instituts womöglich nicht weiter gestiegen. Von vwd befragte Volkswirte gehen im Durchschnitt davon aus, dass der vielleicht wichtigste Konjunkturindikator für Deutschland im Januar auf seinem Vormonatsniveau von 96,8 Punkten verharrt hat. Zuvor hatte sich der ifo-Index acht Monate in Folge verbessert und dabei den bevorstehenden Aufschwung in Deutschland signalisiert. Das ifo Institut wird den Januar-Stand seines Konjunkturbarometers an diesem Dienstag (10.00 Uhr) bekannt geben.
John Shepperd von Dresdner Kleinwort Wasserstein weist darauf hin, dass der leichte Rückgang der ZEW-Konjunkturerwartungen als Warnsignal für die Erwartungskomponente des ifo-Index interpretiert werden dürfte. Im Dezember hatte die ifo-Erwartungskomponente für Westdeutschland bei 111,0 Punkten notiert. Nicht zuletzt die Stärke des Euro wird dabei seiner Auffassung nach auf der Stimmung der befragten Unternehmen lasten. Dennoch erwartet Shepperd eine abermalige Verbesserung der Einschätzung zur gegenwärtigen Lage, die im Dezember mit 83,3 beziffert worden war. Deshalb sagt er sogar einen leichten Anstieg des Gesamtindex auf 97,0 Punkte voraus.
Skeptischer ist Bernd Weidensteiner von der DZ Bank, der einen Rückgang des Gesamtindex auf 96,1 Punkte erwartet. Weidensteiner macht ebenfalls auf die Belastung für die Exportwirtschaft durch die Euro-Aufwertung aufmerksam, wenngleich er andererseits die Diversifizierung der deutschen Exportstruktur hervorhebt, angesichts der die Wechselkursstärke abgemildert werde. Darüber hinaus gibt der Volkswirt jedoch zu bedenken, dass die Erwartungen bereits über den Werten der Boomphase 1999/2000 notierten. Vor diesem Hintergrund rechnet Weidensteiner mit einem sinkenden Erwartungswert, begleitet von einem im Vergleich dazu geringeren Anstieg der Lagebeurteilung.
Eine weitere Zunahme des ifo-Index auf 97,2 Punkte erwarten die Volkswirte von BNP Paribas. Dabei sagen zwar auch sie einen Rückgang der Erwartungen voraus, gleichzeitig aber einen noch stärkeren Anstieg der Lageeinschätzung. Hinsichtlich ihrer Prognosen betonen die BNP-Experten, dass derzeit Indikatoren wie Auftragseingang oder Industrieproduktion offenbar stärker auf das Anziehen der allgemeinen globalen Nachfrage reagierten, als auf den partiell dämpfenden Effekt der Aufwertung. Ähnlich wie die Europäische Zentralbank sehen sie in der Euro-Stärke zwar eine leichte Bremse, jedoch kein Hindernis für den Aufschwung.
So sind auch derzeit die Erwartungen der meisten Volkswirte für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft im laufenden Jahr wenig beeinflusst von den Vorgängen am Devisenmarkt. Weiterhin haben Prognosen ihre Gültigkeit, denen zufolge das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der größten Euroraum-Wirtschaft im Fahrwasser einer stärkeren Weltkonjunktur 2004 um 1,5% oder mehr wachsen wird. Nach einem BIP-Rückgang um 0,1% im vergangenen Jahr wäre dies als Erfolg zu werten, selbst wenn ein Teil dieses höheren Wachstums - etwa 0,5 Prozentpunkte - in diesem Jahr seine Ursache in einer höheren Zahl von Arbeitstagen hat. +++ Peter Trautmann vwd/27.1.2004/ptr/apo
Quelle: VWD 27.01.2004 06:55:02 |