Die Tage vor der Motorshow in Detroit nutzen viele Autokonzerne für die große Jahresabrechnung. Für Europas größten Autobauer Volkswagen ein besonders schmerzlicher Tag: Die Gewinne sind drastisch zurückgegangen.
Detroit - Die Entschuldigung hat VW-Finanzvorstand Hans Pötsch gleich parat, als er sich den Journalisten in Detroit stellte. Zum einen seien die Märkte weltweit sehr schwierig gewesen (Einzige Ausnahme: China). Zum zweiten habe die Entwicklung der Wechselkurse das Ergebnis massiv gedrückt. Ferner habe Volkswagen das Geschäft in Brasilien für einen dreistelligen Millionenbetrag neu strukturieren müssen. Außerdem habe VW so viele Neuanläufe von Modellen bewältigt wie nie zuvor.
Alles in allem sei der Rückgang des Gewinns deshalb nicht überraschend. "Wir haben erwartet, dass wir beim operativen Ergebnis die Hälfte des Vorjahres nicht erreichen werden und so ist es auch eingetroffen", sagte Pötsch. Konkrete Zahlen nannte er nicht. Das letzte Quartal 2003 sei den Erwartungen entsprechend verlaufen. Pötsch bestätigte damit eine Prognose von Ende Oktober. 2002 hatte VW noch ein operatives Ergebnis von 4,76 Milliarden Euro erzielt.
Ins Jahr 2004 blickt Pötsch mit verhaltenem Optimismus. VW starte mit Rückenwind. "Die Märkte werden etwas besser sein als 2003, aber noch nicht gut. Die Wechselkurse werden ungünstig bleiben. Wir werden weiterhin viele Produktionsanläufe haben." Allerdings werde Brasilien 2004 wieder ein ausgeglichenes Ergebnis erzielen. Ferner würden sich die Töchter VW Nutzfahrzeuge und Bentley deutlich verbessern. "Alles zusammen gesehen wird 2004 besser als 2003", sagte er. Allerdings werde das Konzernziel einer Kapitalrendite von neun Prozent auch 2004 nicht erreicht werden. Das werde aber sicher 2006 der Fall sein.
Um künftig das Wechselkursrisiko besser abzufedern, werde VW verstärkt Produkte für den amerikanischen Markt in Mexiko bauen. So wird nach Angaben von VW-Vertriebsvorstand Detlef Wittig der neue Golf für den US-Markt künftig ausnahmslos dort produziert. Bislang war der Golf für die USA auch in Deutschland montiert worden. In den USA soll die fünfte Generation des meistgebauten Autos der Welt erst in etwa einem Jahr auf den Markt kommen.
2003 seien in Amerika noch rund 30.000 Golf verkauft worden, sagte Wittig. In Europa seien bislang rund 50.000 Golf V an Kunden ausgeliefert worden. Derzeit hinkt die Produktion etwa 12 Tage hinter den Plänen hinterher. Deshalb seien statt der geplanten 135.000 Stück nur 110.000 gebaut worden. VW habe die Produktion nicht so steil wie geplant hochgefahren, um Qualitätsmängel zu vermeiden.
spiegel.de |