Ich bin eben über einen sehr guten Artikel in der heutigen SZ-Druckausgabe (S.13) gestolpert, den es leider noch nicht im Internet zu lesen gibt:
"Stadt, Land, Hunger. Zurück zur Scholle? Die Nahrungsmittelkrise als Ursache und Folge der weltweiten Verstädterung."
Im folgenden nur zwei (abgetippte) Absätze, die sich Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul et al bitte hinter die Ohren schreiben möchte:
"... Vor allem durch die Bodenversiegelung, also durch die Umnutzung im Zuge der Entwicklung von einer bäuerlichen über die industrielle zur postindustriellen Gesellschaft, verschwinden jährlich zwischen 5 und 6 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche. Das entspricht in fünf Jahren einer Fläche von der Größe Deutschlands."
"...Der Boom der Stadt muss ein Aufschwung des Landes folgen. Beides wäre aber räumlich in aller Schärfe zu trennen. Das ist vor allem eine Absage an die ungeheuren Zersiedlungsprozesse, die dem Einfamilienhaus im Grünen und dem billigen Outlet-Center dienen. Ästhetisch ist diese Suburbanisierung, dieses breiige Ausfransen der Stadtränder, schon lange ein Desaster. Ökologisch ist es reiner Wahnsinn. Was sich aber jetzt zusätzlich zeigt: In den wohlhabenden Ländern ist dieses Lebensmodell, das so gerne verteidigt wird (siehe Pendlerpauschale), mitursächlich für den Welthunger. Wenn außerhalb der Städte - weit weg von den Arbeitsplätzen - gewohnt wird, kann außerhalb der Städte der Boden nicht auf sinnvollere Weise genutzt werden.
Paradoxerweise könnte es aber jetzt gerade der freie Markt sein, der zur Lösung dieser Unwucht beitragen kann. Wenn es sich wieder lohnen würde, Ackerland zu kultivieren, und die immer höheren Preise für Nahrungsmittel legen dies nahe, dann wäre auch die Schubumkehr eines historisch bislang nur eine Richtung denkbaren Prozesses vorstellbar."
Der Anbau von Energiepflanzen steht eben nicht in Konkurrenz zum Anbau von Nahrungsmitteln, sondern er ist auch eine Chance verlorenes oder brachliegendes Agrarland wieder für Nahrungsmittel und Energiepflanzen urbar zu machen! |