ein Artik über den Gesamtmarkt!
Kommt es zu Anschlusskäufen?
von Jochen Steffens
Die Nachricht, die den Markt gestern schlussendlich so richtig anheizte, wurde von der Fed und anderen Notenbanken verursacht: Aufgrund der Finanzmarktkrise und der wieder angespannteren Lage auf dem Intermarket zwischen den Banken hat die Fed beschlossen, satte 200 Mrd. Dollar Kreditlinie zusätzlich zur Verfügung zu stellen.
Andere Notenbanken wie die EZB, Großbritannien, Japan, Schweiz und Kanada beteiligten sich an dieser konzertierten Aktion. Hypothekenanleihen werden als Sicherheit akzeptiert
Fast noch wichtiger ist, dass die US-Notenbank bei den Refinanzierungsgeschäften auch die im Zusammenhang mit der Immobilienkrise unter die Räder gekommenen Hypothekenanleihen als Sicherheit akzeptieren will. Natürlich nur Papiere mit einer guten Bonität. Insolvenzen sollen verhindert werden
Sinn dieser Aktion ist wohl, Insolvenzen bei den Banken zu verhindern. Am Montag gab es, wie hier geschildert, das Gerücht Bear Stearns habe Zahlungsschwierigkeiten. Bear Stearns dementierte diese Gerücht zwar umgehend, angesichts dieser Aktion der Notenbanken muss man sich allerdings trotzdem fragen, wie schlimm die Situation wirklich ist. Zu eng liegen Gerücht und Aktion beieinander.
Es muss sich dabei allerdings gar nicht mal um Bear Stearns handeln. Gerüchte entstehen oft aus einer Vielzahl von Teilinformationen und Halbwahrheiten. Vielleicht wurde nur bekannt, dass die Notenbank das Risiko von Insolvenzen „größerer Banken“ im Bereich des Hypothekengeschäfts befürchtet (das war schließlich Grundlage der konzertierten Aktion). Als sich dazu die Nachricht der Herabstufungen von Papieren der Bear Stearns gesellte, war das Gerücht perfekt. Wer weiß... Gefahren sind vorhanden
Natürlich ist die Gefahr, dass auch noch eine größere US-Bank über diese Hypotheken- und Kreditmarktkrise stolpert, relevant. Ich denke aber, dass die Fed alles tun wird, um das zu verhindern. Die Auswirkungen wären zu katastrophal: Den Teufel an die Wand gemalt
Sollte das nämlich passieren, wäre das Vertrauen der US – Banken untereinander wahrscheinlich endgültig und für längere Zeit vernichtet – es bestände demnach die Gefahr, dass sich eine solche Insolvenz auf das gesamte weltweite Finanzsystem durchschlagen und somit schlussendlich auch die Devisenmärkte erreichen würde. Dort könnte es zu erheblichen Turbulenzen kommen.
Entsprechend crashartig würden die Aktienmärkte in so einer Situation reagieren, da auf der einen Seite die Finanztitel massiv abgestraft würden, sich aber auf der anderen Seite auch alle anderen Aktien einer solchen Panik nicht entziehen könnten. Diese Faktoren würden einen Kaskadeneffekt auslösen, der schlussendlich und im schlimmsten Fall zu einer Weltwirtschaftskrise führen könnte.
Das ist natürlich das denkbar schlechteste Szenario – der Teufel in den düstersten Farben an die Wand gemalt. Ich habe das nicht dargestellt, um Sie zu schocken, sondern nur um deutlich zu machen, wie groß das Interesse der Fed sein muss, alles zu tun, um eine Insolvenz einer größeren US-Bank zu verhindern.
Und so versteht man vielleicht auch, warum sich an dieser Aktion derart viele wichtige Notenbanken beteiligt haben.
Das Positive ist aber: Die Notenbanken reagieren und scheinen alles Menschenmögliche zu tun, um Schlimmeres zu verhindern. Alles nur eine Short-Squeeze?
Am Montag hatte ich noch vor Short-Positionierungen gewarnt, da die „Fed die Märkte jederzeit mit weiteren Maßnahmen auch noch vor der Zinssitzung am Dienstag nächster Woche überraschen“ könne. Genau das ist geschehen und der Nasdaq100 legte am Dienstag nach diesen Nachrichten um satte 4 % zu.
Bisher ist das, was wir bei den Amis gesehen haben, allerdings nichts weiter als ein Short-Squeeze. Ein solcher Tag reicht noch nicht aus, um wirklich von einem Trendwechsel zu sprechen. Es muss nun unbedingt zu Anschlusskäufen kommen. Das braucht nicht unbedingt heute passieren. Nach dem starken Anstieg gestern, können die Amis heute durchaus etwas konsolidieren, das wäre noch nicht bedenklich.
Auf keinen Fall sollten jedoch jetzt noch einmal die letzten Tiefs nach unten nachhaltig unterboten werden. Das wäre gerade in Anbetracht der Tatsache, dass nächste Woche Verfallstag und Quartalsende ist, mit hoher Wahrscheinlichkeit fatal!
Sollte es aber zu mehreren starken Tagen kommen, könnten wir die Tiefs tatsächlich gesehen haben. Vielleicht fangen die Banken auch nach dieser Aktion wieder an, sich zu trauen. Diese sehen schließlich, dass die Fed einspringt, wenn es eng wird. Zudem steht auch schon wieder die nächste Berichtssaison an, und ich denke, hier wird dann die fundamentale Lage der einzelnen US-Banken noch offensichtlicher werden. Wohin mit der ganzen Liquidität?`
Die Frage ist nur, wo wird sich diese ganze Liquidität entladen? Kommt es also noch zu einer starken Rallye – vielleicht in Form einer Erleichterungsrallye, dass nun doch nicht alles zusammengebrochen ist?
Auf jeden Fall können die Bullen nach den zuletzt doch eher düsteren Tag nun wieder hoffen. Aber für Euphorie ist es noch zu früh!
Viele Grüße
Jochen Steffens |