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Neue Nahrung für Spekulationen um T-Online Telekom prüft Reintegration der Tochter - Analysten taxieren Aktienwert bei einem Rückkauf auf bis zu 11,50 Euro T-Online-Internetseite auf einem Monitor Foto: dpa Berlin - Die Rechnung der Spekulanten könnte aufgehen. Nachdem die Deutsche Telekom am vergangenen Gerüchte um eine mögliche Wiedereingliederung ihrer Internet-Tochter T-Online in den Konzern noch zurückgewiesen hatte, räumen die Bonner inzwischen selbst ein, dass dies durchaus eine Option ist. Konzernsprecher Ulrich Lissek erklärte, dass die Telekom derzeit verschiedene Möglichkeiten abwäge. "Neben der bewährten Form der inhaltlichen Zusammenarbeit wird insbesondere geprüft, ob und wie T-Online in den Konzern reintegriert werden könnte oder sollte." Grundsätzlich reichten die Optionen von einer Beibehaltung des Status Quo bis hin zu einer Verschmelzung nach deutschem Recht oder einem öffentlichen Kaufangebot an die außenstehenden Aktionäre. "Eine Entscheidung, welche Option verfolgt wird, ist bislang nicht gefallen", sagte Lissek.
Für die Akteure an den Börsen reichten aber schon diese recht vagen Aussagen, um den Kurs des Internetproviders am gestrigen Dienstag um weitere knapp fünf Prozent auf rund neun Euro in die Höhe zu treiben. Seit der Bekanntgabe des Vorstandswechsels am Freitag, der die ohnehin seit Monaten schwelenden Spekulationen um eine Reintegration neu entfacht hatte, hat das Papier damit inzwischen rund 13 Prozent an Wert gewonnen.
"Schließlich hat die Telekom damit erstmals öffentlich bekundet, dass ein Aktienrückkauf eine Option ist", konstatieren Börsianer. Und dies sorgt bei vielen Marktteilnehmern für Fantasie - sie setzen auf eine saftige Prämie, wenn die Mutter die ausstehenden 26 Prozent der Anteile von den freien Aktionären übernehmen will. Als mögliche Blaupause gilt vielen Branchenkennern dabei das Gebot der France Telekom für Wanadoo. Hier wurde eine Prämie von rund 20 Prozent gezahlt. Im Fall von T-Online wird unter Analysten nun ein Aktienwert von 9,50 bis 11,50 Euro gehandelt.
Einige Experten können sich dabei sogar kurzfristig eine Reintegration vorstellen. Die Ankündigung, dass die Telekom den Rückkauf prüfe, "ist eine Vorbereitung des Marktes auf die Transaktion", glaubt Marcus Schmitz von Hauck & Aufhäuser. Für diese Annahme spricht vor allem der derzeit niedrige Notierung von T-Online, die die Konzernkasse schonen würde. Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke habe es glänzend verstanden, durch seine Zurückhaltung in Sachen Aktienrückkauf den Kurs herunterzureden, so Schmitz.
Die Mehrzahl der Analysten geht indes geht eher von einem mittelfristigen Szenario aus. Schließlich tritt der neue Festnetzchef Walter Raizner, der im Konzernvorstand auch die Online-Aktivitäten der Telekom verantworten wird, erst zum 1. November seinen Posten an. "Einen Rückkauf in der zweiten Jahreshälfte 2005 halten wir für wahrscheinlicher", so Telekom-Analyst Stefan Borscheid von der WestLB Research in Düsseldorf. Und auch bei der Hypo-Vereinsbank erwartet man das Übernahmeangebot nicht mehr im laufenden Jahr. Schließlich prüfe die Ratingagentur Moody's gerade eine mögliche Heraufstufung der Deutschen Telekom.
Richtig profitieren würden von einem Rückkauf aber ohnehin nur die Aktionäre, die erst vor kurzem zu sehr niedrigen Kursen eingestiegen sind. Erstzeichner, die das Papier für 27 Euro erworben haben, schauen dagegen, trotz aller eventuellen Prämien, mit großer Wahrscheinlichkeit in die Röhre. tex.
Artikel erschienen am Mi, 8. September 2004 |