Dax-Ausblick: 3200-Punkte-Marke ins Visier
Unterstützt von der positiven Stimmung nach der Zinssenkung der EZB und den Aussichten auf weitere Kursgewinne der Wall Street wird der Dax nach Einschätzung von Händlern in der kommenden Woche die Marke von 3200 Punkten ins Visier nehmen.
Reuters FRANKFURT/M. „Nach der Zinssenkung wird jetzt wieder die Hoffnung auf eine Konjunkturerholung gespielt“, sagte ein Börsianer. „Das ist zwar nur eine sehr vage Hoffnung, aber die Leute verdrängen einfach die möglichen Belastungsfaktoren.“ Am Donnerstag hatte die EZB den Leitzins erwartungsgemäß um 50 Basispunkte auf 2,0 Prozent und damit den niedrigsten Stand seit 1950 gesenkt. Eine Zinssenkung gilt als ein Mittel zur Ankurbelung der Konjunktur, da sich Unternehmen dann billiger mit Kapital für Investitionen eindecken können. Am Freitagnachmittag notierte der Dax bei 3140 Punkten.
Der Aktienstratege Frank Schallenberger von der LBBW rechnete ebenfalls mit steigenden Kursen und sagte, selbst die anhaltende Stärke des Euro und die daraus resultierende Belastung für die Unternehmen trete offenbar zunehmend in den Hintergrund. Seit Jahresbeginn hat der Euro zum Dollar rund 13 Prozent an Wert gewonnen. Eine Aufwertung der Gemeinschaftswährung verteuert Ausfuhren ins außereuropäische Ausland. Börsianer befürchten sogar, dass ein weiterer Anstieg die ohnehin lahmende Konjunktur vollends abwürgen könnte.
Der Analyst Giuseppe Amato vom Handelshaus Lang & Schwarz warnte jedoch vor Euphorie. Der Kursanstieg der Wall Street in den vergangenen Wochen sei nicht durch echte Nachfrage getrieben worden. Es wolle einfach nur niemand verkaufen. Daher sei mittelfristig ein Rückschlag für die US-Börsen, der den Dax dann in Mitleidenschaft ziehen würde, nicht ausgeschlossen.
Positive Impulse von Nokia und Michigan-Index erwartet
Auf der Unternehmensseite erwarteten Börsianer nach dem Ende der Berichtssaison lediglich von Nokia Impulse für den Aktienmarkt. Der finnische Handy-Hersteller will am Dienstag einen Zwischenstand seines Geschäftsverlaufs im zweiten Quartal verkünden. Schallenberger zufolge ist die Erwartung der Anleger so niedrig, dass die Zahlen schon extrem schlecht ausfallen müssten, um die Stimmung nachhaltig einzutrüben.
Bei den Konjunkturdaten warteten die Börsianer eigenen Aussagen zufolge besonders gespannt auf die Bekanntgabe des von der Universität Michigan ermittelten Indexes des US-Verbrauchervertrauens. Nachdem die Konjunkturindizes der US-Einkaufsmanager und der Einkaufsmanager im Großraum Chicago für Mai jeweils überraschend stark gestiegen seien, könne auch hier mit einem Plus gerechnet werden, sagte Schallenberger.
Von den Hauptversammlungen der Deutschen Bank am Dienstag und der Münchener Rück am Mittwoch erwarteten Marktteilnehmer keine Überraschungen. Auch dem Ablauf des Übernahmeangebotes des Autozulieferers Bosch für den Heiztechnik-Spezialisten Buderus am Freitag blickten sie gelassen entgegen. Bosch hat sich eigenen Angaben zufolge im Rahmen der Offerte bereits knapp 51 Prozent der Buderus-Anteile gesichert.
Duisenberg-Rede vor dem EU-Parlament
Gespannt blickten die Marktteilnehmer außerdem der für Donnerstag angekündigten Rede des EZB-Präsidenten Wim Duisenberg vor dem EU-Parlament entgegen. Anleger erhofften sich Hinweise auf die weitere Entwicklung der Zinsen. Duisenberg hatte sich aber bereits mit seinen Äußerungen im Anschluss an die Zinssenkung vom Donnerstag nach Einschätzung von Börsianern die Tür für eine weitere Lockerung der Geldpolitik offen gehalten.
Mit einem Auge schielten die Marktteilnehmer daneben noch auf das Treffen der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) am Mittwoch, in deren Rahmen über eine mögliche Drosselung der Rohöl-Förderung beraten werden soll. Analysten wiesen aber darauf hin, dass der aktuelle Rohöl-Preis von rund 30 Dollar je Barrel (159 Liter) angesichts der schwachen Weltkonjunktur zu hoch sei.
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