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Atomkraft- Ja, bitte
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In der Zeit der Industrialisierung gründeten Unternehmer auf Länderebene unabhängige Überwachungsorganisationen in Form von Vereinen, die vor allem Dampfkessel prüfen sollten. Mit zunehmender Anzahl und Leistungsfähigkeit der Dampfmaschinen gab es immer mehr Unfälle durch explodierende (genauer: zerknallende) Dampfkessel.
Man gründete regionale „Dampfkessel-Überwachungs-Vereine“ (DÜV). Diese wurden später, als weitere technische Komponenten in Unternehmen und Automobilen geprüft werden sollten, in „Technischer Überwachungs-Verein“ (TÜV) umbenannt.
MfG
kiiwii
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Dr. Astrid Gisbertz ist Vorsitzende des Young Generation Network der European Nuclear Society.
Quantität und Qualität der zukünftigen Nutzung der Kernenergie wird durch den steigenden Energiebedarf der wachsenden Weltbevölkerung sowie dem Leitbild der nachhaltigen Entwicklung auf der Basis des Umweltschutzes und der Ressourcenschonung bestimmt. In den letzten drei Jahrzehnten hat sich der Weltenergiebedarf verdoppelt. An der Schwelle zum nächsten Jahrtausend zeichnet sich eine Fortsetzung dieser Tendenz ab. Dabei werden die notwendigen wirtschaftlichen Aufholprozesse der Schwellen- und Entwicklungsländer die Energienachfrage bestimmen: 1995 verfügte ein Viertel der Weltbevölkerung in den reichen Industrieländern über fast zwei Drittel der Primärenergie und über 80% der elektrischen Energie. Zwei Milliarden Menschen haben auch heute noch keinen Zugang zu kommerzieller Energie. Die International Energy Agency prognostiziert bis zum Jahr 2020 eine Steigerung der Nachfrage nach elektrischer Energie um 70%, bezogen auf das Jahr 1995.
Um diesen zukünftig benötigten Strombedarf decken zu können, wurde auf dem letzten Welt-Energie-Kongreß in Houston unterstrichen, daß alle heute bekannten und verfügbaren Energieträger additiv zu nutzten sind, ohne auf einen zu verzichten. Dem kann sich sicherlich auch keine rot-grüne Regierungskoalition verschließen, die gerne in lokalen Szenarien agiert, ohne dabei den Weitblick für globale Anforderungen zu zeigen.
Als ein zentrales Thema der globalen Umweltschutzes gewinnt die CO2-Problematik immer mehr an Bedeutung, da die befürchteten tiefgreifenden Auswirkungen einer Klimakatastrophe, bei der Millionen Menschen betroffen sein werden, es verbieten, hier leichtfertig und verantwortungslos ein Experiment mit dem Weltklima fortzuführen. Insbesondere die deutsche Regierung hat hier eine anspruchsvolle Position bezogen, indem sie zu mehr als zwei Dritteln an der Erfüllung des "EU-Beitrags" beteiligt ist und im Jahr 2005 den CO2-Ausstoß um ca. 250 Mio. Tonnen CO2 gegenüber 1990 vermindern muß. Die Rückkehr zu allein fossilbefeuerten Kraftwerken ist hier nicht die Lösung. Die regenerativen Energien in Deutschland basieren im wesentlichen auf der Wasserkraft und erreichen einen Anteil von ca. 4,5% an der Stromerzeugung. Wind- und Sonnenenergie tragen nur 0,7% bzw. 0,002% bei. Auch im Hinblick auf Ressourcenschonung bietet sich Uran als Energieträger an, um Kohle, Öl und Gas vermehrt zu anderen Zwecken als zur Verbrennung nutzen zu können.
WIRTSCHAFTLICHKEIT UND WETTBEWERBSFÄHIGKEIT
Anders als bei Gas- und Kohlekraftwerken ist der Strompreis bei der Kernenergie nur in geringem Maße vom Primärenergieträger abhängig, da dieser nur einen vergleichsweise niedrigen Anteil an den Gesamtkosten hat. Somit wirken sich starke Schwankungen des Uranpreises nur gering auf den Strompreis aus und machen die Kernenergie unabhängig von Preisentwicklungen auf internationalen Brennstoffmärkten, d.h. der Preis wird in Deutschland bestimmt und kann über lange Zeit konstant gehalten werden. Dieser Unabhängigkeit stehen hohe Anfangsinvestitionskosten in die Technik gegenüber, die eine langfristige Planung mit dem entsprechenden Weitblick auch für zukünftige Energiemarktentwicklungen erfordert. Auch eine Importabhängigkeit des Primärenergieträgers entfällt (selbst bei einem Uraneinfuhrstopp steht noch genügend Brennstoff zur Überbrückung von mehreren Jahren zur Verfügung), anders als bei Öl, Gas und Kohle, so daß die Kernenergie somit quasi zu den heimischen Energieträgern zählt.
Der Erhalt der Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit ist allerdings nicht allein eine nur am Kapitalmarkt orientierte Regelgröße. Unter dem Gesichtspunkt des effizienten Einsatzes der begrenzten Ressource "Kapital" ist auch hier anzustreben, mit den verfügbaren und begrenzten finanziellen Mitteln die größte Wirkung im Hinblick auf die Sicherung des menschenwürdigen Überlebens der Erdbevölkerung in einer möglichst unzerstörten Natur und Umwelt zu erreichen.
IDEOLOGIEFREIE BEWERTUNG
Die Zukunft der friedlichen Nutzung der Kernenergie wird entscheidend davon geprägt sein, inwieweit künftige Generationen auf diese Art der Stromerzeugung nicht verzichten können. Die gegenwärtigen Perspektiven für die sogenannten Alternativen wie die Photovoltaik, Nutzung der Windenergie oder der Erdwärme erlauben es nicht, von einer hinreichenden Stromversorgung für die wachsende Weltbevölkerung durch diese Energieträger auszugehen. Die ausreichende Deckung der Nachfrage wird in der für uns überschaubaren Zukunft sowohl durch Verbrennung fossiler Brennstoffe als auch durch die Nutzung der Kernenergie sichergestellt werden.
Die Entscheidung über den erstrebenswerten Umfang der Kernenergienutzung muß hierbei auf der Basis dogmatismus- und ideologiefreier Abwägungsprozesse geführt werden. Wichtigste Richtlinie wird in Zukunft sein, wie mit dem Einsatz des verfügbaren Kapitals sowie der vorhandenen Technik und der Rohstoffe der größte Nutzen für die Menschen bei geringster Schädigung (entsprechend einer Nutzen-Kosten-Optimierung) der Umwelt erreicht werden kann.
Ideologisch basierte Diskussionen versperren den Blick auf die tatsächliche Zielsetzung und führen zu Entscheidungen, die nicht am vorrangigen Ziel eines optimierten Verhältnisses zwischen Nutzen und Kosten (= möglich geringe Umweltschädigung) orientiert sind. Als Beispiel sei hier die in Deutschland geführte Diskussion um die dezentrale Energieerzeugung genannt, die für sich genommen keinen anzustrebenden Wert darstellt. Die tatsächliche Zielsetzung hingegen ist eine möglichst umweltverträgliche Stromerzeugung. Der optimale Weg hin zu diesem Ziel kann unter Berücksichtigung der geographischen, klimatischen, technischen oder sozialen Gegebenheiten in einem Fall über eine zentrale Struktur über Großkraftwerk, im anderen Fall über eine dezentrale Struktur gehen.
RISIKOBEWERTUNG
Die künftige Bewertung des Restrisikos muß in stärkerem Maße als bisher den Nutzen der Kernkraft als einzig großtechnisch verfügbare, CO2-freie Stromerzeugung berücksichtigen. Demgegenüber sind die Risiken eines Verzichts abzuwägen. Ein weiterer starker Anstieg des weltweiten CO2-Ausstosses wird mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer globalen Klimaerwärmung führen, die große Herausforderungen an die Menschen des 21. Jahrhunderts stellen wird. Diese globalen Auswirkungen werden in den von Menschen überschaubaren Zeiträumen irreversibel sein. Somit ist zwischen dem fiktiven Restrisiko der Kernenergienutzung und dem weitaus wahrscheinlicheren Risiko eines geänderten Weltklimas abzuwägen.
Das vorhandene Restrisiko der Kernenergie wird durch die Weiterentwicklung der Technik sowie der administrativen Überwachung der Sicherheit weiter reduziert werden. Diese Entwicklung wird durch die vorhandenen Vorteile der Nutzung der Kerntechnik vorangetrieben werden. Deutsche Kerntechniker spielen dabei als Vorreiter in der Sicherheitsphilosophie besonders durch Ost-West-Partnerschaften eine wichtige Rolle.
ENTSORGUNG RADIOAKTIVEN ABFALLS
Die Prinzipien der Entsorgung des radioaktiven Abfalls basieren zum einen auf der Verwirklichung eines geschlossenen Kreislaufes, zum anderen auf der unschädlichen Lagerung der Reststoffe außerhalb der auf die Menschen wirkenden Biosphäre.
In der Kerntechnik dachte man - beispielhaft für eine Großindustrie - als erstes in geschlossenen Stoffkreisläufen (Kernbrennstoffkreislauf), um die anfallenden Abfallstoffe, soweit technisch möglich, wiederzuverwerten. Die Energieträger Uran und Plutonium der abgebrannten Brennelemente werden in der Wiederaufarbeitung von den restlichen Spaltprodukten getrennt und können anschließend weiter zur Stromerzeugung verwendet werden. Diesem Prinzip der weitestgehenden Rezyklierung folgten erst später andere Industrien.
Die derzeit realisierten Entsorgungskonzepte für den verbleibenden Abfall sehen eine Endlagerung in tiefen geologischen Formationen vor, wobei eine künftige Gefährdung der Biosphäre, also unseres Lebensbereiches, für die Zukunft ausgeschlossen sein wird. Ein Endlager wie z.B. der Gorlebener Salzstock, der sich seit Millionen von Jahren nicht verändert hat, bietet den abgebrannten Brennelementen aus 200 Jahren Betrieb aller 19 deutschen Kernkraftwerke Platz.
AKTUELLER STAND DER TECHNIK
Für die Entwicklung neuer Kernkraftwerkstypen ist nicht so sehr der aktuelle Bedarf an Grundlastkraftwerken in Deutschland (Entscheidungen zum Reaktor-Neubau sind sicherlich erst in ca. fünf Jahren notwendig), sondern mehr der Erhalt bzw. die Weiterentwicklung des Fachwissens und des kompetenten Service für die nukleare Sicherheit der heute laufenden Kernkraftwerke von Bedeutung. Die Sicherheit im Bereich Kerntechnik wird nicht durch einmalige Spezifikation, Begutachtung und Betriebsgenehmigung erreicht. Die Betreiber sind vielmehr gehalten, während der gesamten Lebensdauer ihrer Anlagen den jeweiligen Stand von Wissenschaft und Technik sorgfältig zu prüfen und in die bereits genehmigten und laufenden Anlagen geeignet einzubringen. Know-how muß somit nicht nur in künftige Kernkraftwerke, sondern eben auch für die bestehenden Anlagen erhalten und fortentwickelt werden.
Zwei neue Reaktorlinien, der Druckwasserreaktor European Pressurized Water Reactor (EPR) und der Siedewasserreaktor SWR-1000, werden derzeit in Deutschland gemeinsam mit europäischen Partnern entwickelt. Sie erfüllen die Forderungen des im Jahre 1994 novellierten Atomgesetzes, die besagen, daß die Auswirkungen eines Kernschmelzunfalls auf die Anlage so zu begrenzen sind, daß keine schwerwiegenden Katastrophenschutzmaßnahmen mit Bevölkerungsevakuierung in der Anlagenumgebung notwendig werden. Dazu werden, zusätzlich zu den aktiven, bevorzugt passive, d.h. naturgesetzlich wirkende Sicherheitssysteme wie Schwerkraft oder Wärmeübertragung eingesetzt. Diese funktionieren unabhängig von menschlichen Eingriffen und der Versorgung mit Energie. Zusätzlich sind diese Reaktorlinien so ausgelegt, daß sie auch im liberalisierten Strommarkt konkurrieren können.
Der EPR entsteht als evolutionäre Entwicklung in deutsch-französischer Zusammenarbeit aus zwei erfolgreichen nationalen Baulinien und hat Ende 1998 die "Basic Design" Phase abgeschlossen. Die Sicherheitssysteme sind beim EPR mehrfach redundant ausgelegt. Entsprechend den Vorgaben der unabhängigen Sicherheitskommissionen beider Länder werden Auswirkungen von außen, wie zum Beispiel der Absturz eines schnell fliegenden Militärflugzeuges, beherrscht. Die verfahrenstechnischen, mechanischen Systeme sind räumlich von den elektrotechnischen und leittechnischen Systemen getrennt. Passive Sicherheits- und Kühlsysteme gewährleisten, daß selbst bei einer Kernschmelze die Flutung und Kühlung sichergestellt ist und sich die Schmelze nicht ungehindert ausbreiten kann.
Unter Berücksichtigung ähnlicher Sicherheitssystemanforderungen wie beim EPR entsteht der SWR-1000 als innovatives Reaktorkonzept. Bereits im September 1998 wurde ein Antrag auf Prüfung nach dem deutschen Atomgesetz zu wesentlichen Aspekten des SWR-1000-Sicherheitskonzeptes an das Bundesamt für Strahlenschutz gestellt.
Auch die evolutionäre russische Leichtwasser-Reaktorlinie des WWER-640 zeichnet sich aufgrund einer inzwischen langjährigen Ost-West-Zusammenarbeit durch einen deutlich gehobenem Sicherheitsstandard aus.
ERWEITERUNG DER NUTZUNG
Bei stark steigendem Energiebedarf, wie z.B. in Japan, wird an einer notwendigen Erweiterung der bereits vorhandenen Nutzung herkömmlicher Reaktorkonzepte gearbeitet. So haben die Japaner am 10. November 1998 erstmalig Kritikalität des ersten japanischen Hochtemperaturreaktors erreicht. Besonders für Länder mit geringen Energierohstoffen bietet sich ein Reaktorkonzept mit hohem thermischen Wirkungsgrad (durch die hohe Kühlgastemperatur von bis zu 950°C) und einer guten Brennstoffausnutzung (günstige Eigenschaften der "coated particles") an. Möglichkeiten für den Wärmemarkt sowie die Erzeugung von Wasserstoff sind ebenfalls bedeutende Gesichtspunkte.
Der deutsche THTR wurde 1988 nach nur zweijährigem Betrieb und bald nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl aufgegeben.
SCHONUNG DER RESSOURCEN
Das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung der Energieversorgung gebietet sowohl den effektiven Gebrauch als auch die weitgehende Schonung der natürlichen Ressourcen. Die derzeitigen Kernkraftwerke nutzen in der Spaltreaktion im wesentlichen das Isotop 235U, das nur zu 0,7% im natürlichen Uran enthalten ist und vor Verwendung im Reaktor durch das Verfahren der Urananreicherung im Kernbrennstoff höher konzentriert wird. Ein nicht vernachlässigbarer Beitrag zur Energiegewinnung wird jedoch auch bei der gegenwärtigen Technik aus dem zwangsweise stattfindenden Brutprozeß gewonnen, bei dem das im Reaktor nicht spaltbare 238U durch kernphysikalische Prozesse in Plutonium umgewandelt wird. Dieses in jedem Kernkraftwerk erzeugte Plutonium wird schon während des Betriebs gespalten und trägt seinerseits zur Energiegewinnung bei.
Die verstärkte Einbeziehung des Isotops 238U in die Nutzung der Kernenergie ist zum einen über die Wiederaufarbeitung des verbrauchten Kernbrennstoffes möglich, zum anderen über weiterentwickelte Reaktoren, die in stärkerem Maße als bisher den Brutprozeß nutzen, um aus dem nur unzureichend verwerteten 238U-Spaltstoff zu erbrüten (Schneller Brüter).
Mit der Wiederaufarbeitung können die Spaltstoffe aus den abgebrannten Brennelementen gewonnen und der erneuten Nutzung zur Verfügung gestellt werden. Die natürlichen Vorräte an Uran lassen sich so um mehr als ein Drittel strecken. So läßt sich beispielsweise durch die Wiederaufarbeitung eines einzigen abgebrannten Brennelements eines deutschen Druckwasserreaktors soviel Energie gewinnen wie aus dem Verbrennen von ca. 10.000 t Steinkohle. Ein mit abgebranntem Kernbrennstoff beladener Castor-Behälter enthält damit Rohstoffe, aus denen soviel Strom erzeugt werden kann wie aus 200.000 t Kohle.
Derzeit betreiben in Europa die Länder Großbritannien und Frankreich in großtechnischem Maßstab Wiederaufarbeitungsanlagen. Die Kosten dieses aufwendigen Prozesses konkurrieren hierbei mit dem günstigen Preis für Natururan sowie mit der technisch einfacheren Entsorgung des abgebrannten Brennstoffs über die direkte Endlagerung.
Es wird jedoch nur eine Frage der Zeit sein, daß der Rohstoff- und Energiehunger der wachsenden Erdbevölkerung auf diesen Rohstoff in stärkerem Maße als bisher zurückgreifen wird. Es ist unwahrscheinlich, daß auf der einen Seite die fossilen Energievorräte mit immer höherem technischen Aufwand ausgebeutet werden (z.B. Nutzung von Ölschiefer oder Offshore-Bohrungen in immer tieferen Meeren), auf der anderen Seite aber mit jedem endgelagerten Brennelement das Energieäquivalent von mehreren Güterzügen voller Kohle unter der Erde verschwindet.
Der Einsatz von Reaktoren, die aus dem nicht spaltbaren 238U-Spaltstoff erbrüten, kann die für die Energiegewinnung durch Kerntechnik nutzbaren Rohstoffe um das Hundertfache vergrößern. Weltweit wurden bislang einige dieser sogenannten Brutreaktoren im Demonstrationsmaßstab gebaut, die derzeit mehr oder weniger erfolgreich arbeiten. Auch hier wird der wachsende Strombedarf und die begrenzte Reichweite anderer verfügbarer Rohstoffe dazu führen, daß der Zugriff auf diese Technik forciert wird und die noch existierenden technischen Probleme zügig gelöst werden.
Die Menschheit wird in Zukunft sicherlich alle offenstehenden Möglichkeiten zur Stromerzeugung und Energiegewinnung nutzen. Die Bewertung wird sich hierbei an den praktischen Vorteilen und dem Nutzen, wie z.B. der technischen Verfügbarkeit oder dem Vorhandensein der Rohstoffe, sowie am Leitbild der Nachhaltigkeit orientieren. Die Konsequenz hieraus wird eine verstärkte Nutzung der Kernenergie mit einer größeren Anzahl von Reaktoren sein, die bevorzugt in Ländern mit entsprechender Infrastruktur und der Möglichkeit der Einbindung solcher Großkraftwerke in die nationalen Versorgungsnetze zum Einsatz kommen werden.
Weltweit sind derzeit mehr als 400 Kernkraftwerke in Betrieb, über 40 im Bau und 15 in Planung. Das globale Zukunftsbild der Kernenergie wird durch moderne Reaktoren wie den EPR oder den SWR-1000, die Nutzung des Brutprozesses sowie der Wiederaufarbeitung geprägt sein. Dieser weltweite Trend wird durch eine zu wenig reflektierte Abwehrhaltung, wie sie in der aktuellen Ausstiegsdebatte in Deutschland zum Ausdruck kommt, höchstens kurzfristig und lokal beeinflußt werden.
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Eigenschaften/Energieinhalt/Vorkommen
Uran, ein chemisches Element mit metallischer Eigenschaft, ist der Kernbrennstoff, mit dem in Kernkraftwerken (üblicherweise Leichtwasserreaktoren in Druck- bzw. Siedewasserbauart) elektrischer Strom erzeugt wird.
Uran liefert ein Vielfaches der Energie, die bei der chemischen Umsetzung konventioneller Brennstoffe frei wird.
Der Energieinhalt von
1 kg Natururan entspricht: 18.900 kg Steinkohle
56.700 kg Braunkohle
12.600 kg Erdöl
14.000 cbm Erdgas
Anders als die Vorkommen von Kohle und Gas ist Uran seit Entstehung der Erde natürlicher Bestandteil der Erdmaterie und daher, vierzig mal so häufig wie Silber, in Gesteinen aller Kontinente, im Boden und im Meerwasser anzutreffen. Die Uran-Konzentration in den Vorkommen ist sehr unterschiedlich. Erzlagerstätten mit dem höchsten Gehalt finden sich im Norden Kanadas und Australiens mit bis zu 20 Gewichtsprozent Uran.
Das zweite natürlich vorkommende spaltbare Element ist Thorium. Thorium kommt in etwa gleicher Menge wie Uran vor. Es ist ebenfalls als Kernbrennstoff einsetzbar, bislang jedoch technisch wenig erforscht. Der THTR Thorium-Hochtemperatur-Reaktor bei Hamm-Uentrop, Nordrhein-Westfalen, war zu seiner Zeit das technisch am weitesten fortgeschrittene Projekt. Hier schlummert ein weiteres Kernmaterial-Potenzial.
-Uranbedarf
Ein Kernkraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 1.300 Megawatt benötigt jährlich ca. 25 Tonnen auf 3,5 Prozent Uran-235 angereichertes Uran, um damit ca. 10 Milliarden Kilowattstunden Strom zu erzeugen.
Der weltweite jährliche Uranbedarf liegt gegenwärtig bei rund 65.000 Tonnen Natururan. Die Uranproduktion lag im Jahr 2005 bei rund der Hälfte dieser Menge. Die Differenz wird seit Jahren aus Lagerbeständen und durch die Überführung von Kernbrennstoffen aus dem militärischen in den zivilen Bereich im Rahmen der nuklearen Abrüstung beigesteuert.
Hierzu wird hochangereichertes Urans aus Sprengköpfen von Nuklearwaffen durch Vermischen mit abgereichertem Uran auf einen in Kernkraftwerken verwendbaren Anreicherungsgrad gebracht. Allein die abzurüstenden 20.000 Sprengköpfe der ehemaligen Sowjetunion entsprechen einem Energieäquivalent von 10 Milliarden Barrel Öl oder dem gesamten Strombedarf der USA von 2 Jahren. Die anderen Nuklearstaaten verfahren ähnlich.
- Förderung
Von den 2004 geförderten knapp 39.000 Tonnen Uran entfielen:
11.600 t auf Kanada,
8.750 t auf Australien,
3.700 t auf Kasachstan,
3.300 t auf Niger,
3.000 t auf Namibia,
2.100 t auf Uzbekistan,
1.900 t auf Russland,
900 t auf die Ukraine,
840 t auf die Vereinigten Staaten,
750 t auf Südafrika
550 t auf Indien und
500 t auf China.
Die restliche Fördermenge verteilte sich auf weitere Länder mit einer Produktion zwischen zehn und einigen hundert Tonnen Uran, u.a. Brasilien, Deutschland, Pakistan und Rumänien. Zu DDR-Zeiten wurden in Sachsen und Thüringen insgesamt 220.000 Tonnen Uran gefördert. Die Förderung wurde mit der Wiedervereinigung eingestellt.
- Uran-Reserven und Ressourcen
Die Uran-Reserven, das sind die technisch und wirtschaftlich derzeit gewinnbaren Mengen, werden von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) mit 1,7 Millionen Tonnen Uran angegeben, wobei Gewinnungskosten bis 40 US $ pro pound Uran angesetzt wurden.
BGR gibt die Uran-Ressourcen, das sind die nachgewiesenen und geologisch möglichen Vorkommen, die derzeit aber unter Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten nicht förderwürdig sind, mit 18 Millionen Tonnen an. Bei einem weltweiten Bedarf an Natururan von ungefähr 65 Tausend Tonnen,wie im Jahr 2005, reichen die Ressourcen über 200 Jahre.
In Presse und anderen Medien genannte kürzere Reichweiten beziehen sich auf die zur Zeit wirtschaftlich gewinnbaren Uran-Reserven.
Angaben über die Uran-Reserven und Ressourcen werden regelmäßig von der BGR veröffentlicht. Auch die rot-grünen Bundesregierung bezog sich mit ihrer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage im Bundestag über die Reichweite der Uran-Ressourcen auf Angaben der Bundesbehörde BGR (Bundestagsdrucksache 15/4680 vom 20. Januar 2005).
- Uranexploration
Ausreichende Lagerbestände, genügende Förderkapazität der Minen und bekannte und erschlossene Uranvorkommen haben über Jahre hinweg die Uranpreise auf niedrigem Niveau stabilisiert. Die extrem kostenintensiven Explorationen wurden deshalb in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts weltweit stark eingeschränkt. Die Förderkapazitäten von Minen wurden gedrosselt.
In nur zwei Jahren, von 2003 bis 2005 stieg der Uranpreis um das Dreifache. Erwartet wird, dass die Uranexploration künftig wieder an wirtschaftlicher Bedeutung gewinnt und infolge dessen weitere Uran-Lagerstätten aufgefunden werden. In Erwartung dessen wurden im Jahr 2005 weltweit bereits 200 neue Explorationsfirmen börslich und außerbörslich notiert.
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wenn deutschland aus der kernenergie aussteigt, werden die korzerne im ausland einkaufen müssen- teuer einkaufen müssen - atomstrom natürlich - weil die ganze landschaft nicht mit windrädern zugepflastert werde kann und das wattenmeer auch nicht -zumal ja wegen ständigen ausfalls noch ein herkömmliches kraft als reserve daneben gebaut werden muß.
manche sind wirklich doofblauäigig - hat doch letztens eine frau gemeint, es bräuchten ja nr alle ökoenergie bei ihren versorgern kaufen, dann wären die gezwungen umzustellen.
WIE DENN BITTE?!
und unsere oberökos haben immer noch nicht kaiert, das es die größte verschwendung ist, mit strom zu kochen, zu heizen oder gar warmes wasser zu erzeugen. die energieverluste sind nämlich enorm hoch - weis jeder elektrikerlehrling.
tja, als ich damals gegen brockdorf demonstriert habe, dachte ich auch nicht, das ich mal sowas schreibe - aber nicht alles was öko ist, ist automatisch gut und sinnvoll.
bei energie hilft nur ein mix - frage mich z.b. warum die fassaden der strom fressenden hochhäuser nicht komplett mit halbdurchlässigen siliciumscheiben verglast werden - da hätten die ihre eiene stromversorgung für die klimaanlage u.s.w.
gibt viele beispiele für sinnvolle alternativen - nur die grundversorgung muß halt stehn- sagt mit gruß
kl.
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2. wenn DE erst austrocknet und dann überschwemmt wird, dann müssen erst recht klimaneutrale Energieerzeugungsgeräte her.
Den Grundlastbedarf können die Alternativen nicht abdecken, das habe ich aber schon x-mal geschrieben. Übrigens wird mittlerweile auch die Politik wach und überlegt den Ausstieg aus dem Ausstieg. So ganz blöd sind sie also doch nicht.
MfG/Johannah
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Von Herbert Kremp
Deutschland gehört zu den Staaten, die den Iran zu einer kontrolliert friedlichen Nutzung der Kernenergie überreden wollen. Unter anderem ist ihm ein Leichtwasserreaktor versprochen. Der Iran sagt nein und baut einen Schwerwasserreaktor. Wir drohen mit Sanktionen. Der Konflikt puscht den Ölpreis und verknappt unser Geld. Friedliche Nutzung der Kernenergie könnte uns aus der Klemme helfen. Sie ist bei uns politisch verpönt, wir schließen AKWs. Frage: Warum geht man mit uns nicht so gut um wie mit dem Iran? Ein alter Sketch trifft die deutsche Lage. Fragt das "Fräulein" den Matrosen: "Sind Sie von die U-Boots oder von die Torpedos, Sie riechen so schön nach Öl."
Schwindender Wohlfühlradius für Germanen auf Suche nach Wärme und Sicherheit. Karl, dem König der Franken, wird es weder mollig noch geheuer vorgekommen sein, als er zu Weihnachten in Rom die Kaiserkrone aus der Hand des Papstes empfing. Nur Monate vorher, 799, war auf Leo III. ein Attentat verübt worden. Goethe fuhr im September 1786, also etwas spät, nach Italien und fror im November in Rom. In Assisi bedrängten ihn, als er "im Gemüt zum schönsten beruhigt" spazieren ging, vier bewaffnete Gestalten. Sie verdächtigten ihn, "Konterbande einzuschwärzen". Wie warm und sicher auch immer - der Tourist von heute muss um Venedig zittern, dessen Brücken unter stetig steigendem Wasser und Massenlast seufzen. Wenn finstere Prognosen eintreffen, verwandelt sich der leuchtende Dogensitz in Generationenweile in eine Böcklin-Insel.
Andere Orte verschließt der Terrorismus. Man kann viele aufzählen, aber die Nachricht der Woche war die Türkei mit ihren explosiven Gestaden. Inmitten Rauchwolken tauchte der neue Generalstabschef Yasar Büyükanit auf, starker Mann nach atatürkscher Tradition, der sich sofort zum Durchgreifen entschlossen zeigte. Fast unsichtbar der stolze Erdogan. Er wollte, wie man hört, diesen unislamischen, antikurdischen General nicht an diesem Platz, konnte ihn aber nicht verhindern. Brüssel erschüttert.
Schon im Kalten Krieg lockten die Russen, sie hätten Urlaubsparadiese, auch in Sibirien. Wo immer Gerhard Schröder sich erholt haben mag, für ihn ist es ein harter Schlag, wie es ohne ihn in Deutschland wirtschafts- und arbeitsmarktlich aufwärts geht. Merkels Lob mag ihm als blanker Hohn erscheinen, hätte er doch die eingetretenen Umstände samt und sonders auf sein Konto schreiben können und, in normaler Legislaturzeit zu einem furiosen Wahlkampf nutzend, der dritten Kanzlerschaft siegwähnend entgegenstreben dürfen. Was fiel ihm nur ein, Frühwahlen zur Fehlzeit zu erzwingen?
Apropos Urlaub. Bei der erregten Schlussdebatte des Bundestags über die deutsche Wiederbewaffnung am 21. Juli 1956 saß Adenauer starr in der Regierungsbank und bewegte die Hände unter dem Pult. Ein Späher sah, dass er Ansichtskarten schrieb: "Mit besten Grüßen aus Cadenabbia". Als sich der Abgeordnete Wehner polternd wider ihn wandte, antworte er vom Platz aus: "Herr Wehner, wenn Sie das noch mal sagen, bekommen Sie aus meinem nächsten Urlaub keine Postkarte mehr."
Herbert Kremp ist Autor der WELT
Artikel erschienen am Sa, 2. September 2006
© WELT.de 1995 - 2006
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Sergei Kiriyenko told the World Nuclear Association’s annual symposium in London that a decision to finance and commit to build three additional nuclear reactor units a year was expected by 2008, with the possible start of construction of the units from 2010.
This could be followed by a commitment to build a further four units per year, with the decision to build being made by 2013 and construction beginning from 2015. Russia has 31 operational nuclear units which generated a total of 147.6 terawatt hours of electricity in 2005, an increase of 3.2% compared to 2004. It is planning for up to 57 new units to start operation by 2030 so the country can meet its target of a 25% nuclear share, up from 15.6% today. >>Related reports in the NucNet database (available to subscribers) Financing In Place For Completion Of Russia’s Volgodonsk-2 (World Nuclear Review No. 29, 21 July 2006) The NucNet database currently contains around 12,000 reports published since 1991. To subscribe or ask for any further information email info@worldnuclear.orgOptionen
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Wir akzeptieren es, daß um uns herum Meiler gebaut werden, die nicht unserem früheren sehr hohen Sicherheitsstandard entsprechen.
Da die neu zu bauenden AKW außerhalb unseres Einflußbereiches liegen, ist das Thema "Anti-AKW" längs eingeschlafen. Allein schon deswegen, weil ein aussichtsloser Protest dem Tritt ihn keine Sympathiepunkte mehr bringt.
Was interessiert uns ein AKW-Neubau auf Sachalin. Wir wissen noch nicht einmal wo Sachalin liegt.
Selbst das AKW nach Tschernobl-Bauart in der Tschechei ist uns wurscht. Hauptsache der Strom kommt aus der Steckdose.
Wenn aber der Strompreis steigt, dann haben wir, und vor allem unsere dämlichen "Genossen Volksvertreter" schnell einen Schuldigen gefunden: die Profitgierigen Stromkonzerne.
MfG/Johannah
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Von Michael Stürmer
Bisher ist die deutsche Atomangst kaum zu erschüttern. Nicht dadurch, dass die Endlagerung fossiler Brennstoffe in Gestalt des Global Warming stattfindet. Nicht dadurch, dass die Deutschen, die die sichersten Atomkraftwerke bauen, sie der Welt vorenthalten. Und auch nicht durch steigende Verteilungskämpfe zwischen und in den Staaten.
Am Anfang stand Wunschdenken. Als 1998 Rot-Grün sich ans Regieren machte, lag der Ölpreis bei acht bis zehn Dollar pro Barrel. Die rasende Konjunktur im Fernen Osten, mit Wachstumsraten nahe zehn Prozent, rang nach Luft. Die Ölmärkte, auf ununterbrochenes Wachstum setzend, wurden kalt erwischt. Die Welt braucht heute täglich runde 86 Millionen Barrel. Da Öl, anders als noch vor 20 Jahren, zur Just-in-time-Ware geworden ist, reicht geringes Überangebot, um die Preise über jede Proportion stürzen, und ein geringes Unterangebot, um sie ebenso steigen zu lassen. Russlands Wirtschaft, vom Öl- und Gasexport abhängig wie ein Süchtiger, geriet 1997/98 in eine Kernschmelze.
Bei der Öl- und Gasindustrie war damals weltweit Heulen und Zähneklappern angesagt. Investitionen in Terminals, Raffinerien, Tanker und Leitungssysteme unterblieben - was bis heute preissteigernd nachwirkt. Rundum aber herrschte Euphorie, und so auch in deutschen Landen.
Man ahnte, dass der Ölpreis auch wieder steigen würde, vielleicht auf 20, gar auf 25 Dollar. Aber 75 Dollar, wie im Juli 2006, wollte man sich nicht vorstellen. Aber auch 100 Dollar sind denkbar, ja, wie der saudi-arabische Botschafter in Washington, Prinz Turki al-Feisal, unlängst andeutete, beim nächsten Golfkrieg auch 200. Die Ökonomen sagen, Öl werde es immer geben, das letzte Fass indes werde die Erde kosten. Lange vorher aber, wenn nicht ein Wunder geschieht, beginnen die Lampen zu flackern.
Man ahnte zwar damals in Deutschland, dass Öl und Gas endlich sind, der Bedarf der Industriegesellschaften aber unendlich. Die Lücke sollten neue Energiequellen füllen - Wind, Sonne, Biomasse und Erdwärme. Besonders Wasserstoff fasziniert die Geister - so als ob nicht, bevor Energie herauskommt, noch mehr hineingesteckt werden muss, insbesondere Elektrizität. Die muss man aber erst mal haben.
Im Land der German Angst herrscht, was Energie angeht, das Prinzip Hoffnung, die aber bei näherem Zusehen aus Unkenntnis, Opportunismus und Wunschdenken kommt. Opportunismus, weil man glaubt, die nuklearen Nachbarn würden notfalls einspringen und die Deutschen vor den Folgen ihrer Politik retten. Wunschdenken, weil man auf eine Chemie und Physik setzt, die es bisher nicht gibt. Unkenntnis, weil die letzten vier Jahrzehnte Lektionen bieten, wie der Ölpreis über Wohl und Wehe entscheidet.
1973/74 ließ die erste Ölkrise die Europäer zittern. Helmut Schmidt verkündete das "Ende der Fahnenstange". Jimmy Carter nannte Energiesparen "das moralische Äquivalent des Krieges". Die Sowjetunion erlebte Triumphe, die sie nicht Marx verdankte, sondern dem Öl. 1979 folgte die Wiederholung, nur dramatischer. In Frankreich scheiterte der Sozialismus, in England kam die "Iron Lady", in Deutschland Helmut Kohl. Als die Saudi-Araber dann 1985 angesichts des Irak-Iran-Krieges den Hahn aufdrehten, um den Iran in die Knie zu zwingen, stürzten die Preise. Das Sowjetreich stürzte mit.
Nichts spricht dafür, dass Öl und Ölpreis aufhören, den Nationen das Wetter zu machen, ökologische Desaster eingeschlossen. Die Notwendigkeit aber spricht dafür, im Atom für eine lange Zeit der Übergänge eine Rückversicherung zu suchen.
Artikel erschienen am 12.10.2006
WELT.de 1995 - 2006
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Lange Zeit politisch geächtet, hat sich auch im Westen bezüglich der Atomenergie erstaunlich schnell ein Meinungswandel vollzogen. Die größten Befürworter waren früher die erbittertsten Gegner: Legendäre Grüne wie etwa Patrick Moore (Mitbegründer von Greenpeace) und James Lovelock (Mitbegründer der Gaia-Hypothese) sprechen sich heute ganz klar für die Nutzung der Kernkraft aus.
Bei der Stromerzeugung ist Uran eine umweltschonende Energiequelle, die die bereits bestehende Belastung durch Treibhausgase nicht noch zusätzlich anheizt. Im Gegensatz zu Öl und Erdgas wird kein Kohlendioxid freigesetzt. Zudem wurden die Sicherheitsstandards der Kernkrafttechnologie in den vergangenen 15 Jahren drastisch verbessert.
Zudem sieht das Kyoto-Protokoll eine Senkung des CO2-Ausstoßes vor, was unter anderem über Kernkraftwerke erreicht werden kann. Trotz aller Debatten über Sonnenenergie, Windkraft und andere alternative Energien werden diese aufgrund ihrer Ineffizienz auch in Zukunft allerhöchstens Nischen ausfüllen können. Mehr nicht.
Und was die Energieeffizienz anbelangt, ist Uran unschlagbar. Dies beweist ein Blick auf folgende Tabelle. Stellen Sie sich vor: Aus 1 Kilogramm Uran kann ganze 12.500 Mal mehr Energie gewonnen werden als aus 1 Kilogramm Erdöl!
Was für ein gewaltiger Unterschied!
Energiequelle Stromerzeugung
1 kg Feuerholz 1 kWh (Kilowatt/Stunde)
1 kg Kohle 3 kWh
1 kg Öl 4 kWh
1 kg Uran 50.000 kWh
Die Vorteile des Einsatzes von Uran zur Stromerzeugung liegen auf der Hand: Eine sehr hohe Energieausbeute, kaum Emissionen und geringe Produktionskosten.
Viele Vorteile - Atomstrom wird in Zukunft viel stärker als bisher genutzt werden!
Und es gibt noch zwei weitere große Vorteile der Nutzung von Uran als Energiequelle:
Hohe Liefersicherheit: Uran wird größtenteils in politisch stabilen Ländern abgebaut. So stammen 51 % der Produktion aus kanadischen und australischen Minen. Drittgrößter Uran-Produzent (10 %) ist das politisch stabile Kasachstan. Keines der 10 wichtigsten Produktionsländer von Uran befindet sich in einem Krisengebiet.
Geringere Abhängigkeit: Durch den stärkeren Einsatz von Kernenergie kann die Abhängigkeit von den krisengefährdeten Ölförderländern Saudi-Arabien, Iran, Irak, Kuwait und den Vereinigten Arabischen Emiraten gesenkt werden. Und auch die Bedrohung durch Lieferstopps von Erdgasexporteuren wie Russland und Iran wäre geringer......
Derzeit gibt es weltweit rund 440 Atomkraftwerke - davon erst 9 in China, 14 in Indien, 19 in Südkorea, 23 in Großbritannien, 30 in Russland, 54 in Japan, 59 in Frankreich und 104 in den USA.
Insgesamt befinden sich auf der Welt etwa 169 Atomkraftwerke im Bau, in Planung oder Vorbereitung - der größte Teil entfällt dabei auf China und Indien.
Auch in Russland wird das Thema Atomkraft intensiv diskutiert. Dort sollen 40 neue Kernkraftwerke in einer Größenordnung von rund 60 Milliarden Dollar gebaut werden. Präsident Putin persönlich sorgt für eine zügige Umsetzung dieses ehrgeizigen Vorhabens.
Für diesen massiven Ausbau des Atomstroms gibt es dort ein sehr offensichtliches Motiv: Russland möchte seine wertvollen fossilen Rohstoffe Erdgas, Erdöl und Kohle lieber teuer exportieren, anstatt sie für die Stromproduktion in der Heimat zu verschwenden.
Aber auch in Europa und den USA gibt es wichtige Politiker, die den Bau neuer Atomkraftwerke befürworten. So möchte US-Präsident Bush durch den Ausbau des Atomstroms die Abhängigkeit der USA von Erdöl und somit von den politisch unsicheren Erdöl exportierenden Ländern verringern.
In Europa plädierte kürzlich der britische Premier Tony Blair für den Bau neuer Atomkraftwerke, um die Energieversorgungssicherheit zu erhöhen und um dem Klimawandel zu begegnen.
Knappes Angebot, steigende Nachfrage - der Uranpreis wird weiterhin kräftig anziehen!Dieser massive Ausbau der Atomkraft führt zu einer starken Nachfrage nach Uran und treibt den Preis kontinuierlich nach oben.
Noch im Jahr 2000 kostete ein britisches Pfund Uran (entspricht 454 Gramm) nur 8 US-Dollar, im November 2004 waren es bereits gut 20 US-Dollar und Ende Juli 2006 wurde das Pfund Uran für 47,25 US-Dollar gehandelt!
Der Uranpreis zeigt keine Schwäche - seit 2001 steigt der Preis ununterbrochen. Und es ist kein Ende in Sicht - ganz im Gegenteil! Quelle: www.uxc.com
Für die deutliche Preissteigerung in den vergangenen Jahren und die Fortsetzung dieses Trends gibt es einige handfeste Gründe:
Angespannte Angebot-Nachfrage-Situation: Seit den 80er Jahren wird mehr Uran nachgefragt als produziert. Die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage wird immer größer. Die weltweite Nachfrage nach Uran beträgt aktuell rund 65.000 Tonnen, wovon Uranminen aber nur 55 % befriedigen können. Aufgrund der jahrzehntelangen Niedrigpreise gab es für die Produzenten keinen Anreiz, ihre Produktion auszubauen.
Kein recyceltes Material mehr: Die Angebotslücke von 45 % wird bislang aus Lagerbeständen der Kraftwerke und aus der Wiederaufbereitung von Uran aus russischen Nuklearwaffen gedeckt. Dieses Verfahren endet jedoch 2013. Ab 2014 steht dann kein Uran mehr aus der Nuklearwaffenverschrottung zur Verfügung.
Lange Vorlaufzeit für neue Minen: Neue Uranminen können nicht von einen auf den anderen Tag produzieren. Die Erschließung dauert mehrere Jahre! Zudem sind die Genehmigungsverfahren komplex - von der Entdeckung des Erzkörpers bis zum tatsächlichen Uranabbau vergehen meistens über 10 Jahre. Es dauert also lange Zeit, bis die Produktion deutlich ausgeweitet werden kann. Zudem werden bis 2020 einige große Abbaugebiete auslaufen.
Die Kursphantasie für Uran schlechthin- neue Atomreaktoren werden Wasserstoff massenhaft zu günstigen Preisen herstellen!
Ein höchst spannendes Einsatzfeld für die Atomkraft wird in Zukunft die Wasserstoffproduktion sein. Während zurzeit die Produktion von Wasserstoff mittels Atomstrom noch sehr ineffizient ist, gibt es viel versprechende Forschungsprojekte, die eine wirtschaftliche Produktion mit neuen Hochtemperaturreaktoren der vierten Generation zum Ziel haben.
Diese Hochtemperaturreaktoren werden dann eine ausreichende Hitze von 750 bis 1.000° C erzeugen, um mittels thermochemischer Prozesse aus Wasser Wasserstoff zu gewinnen.
Besonders die Staaten Südkorea, Japan, die USA und China sind in der Entwicklung dieser Hochtemperaturreaktoren führend.
Bereits 2005 wurde zwischen dem Korea Atomic Energy Research Institute, der Doosan Heavy Industries & Construction Co. Ltd., beide Südkorea, und dem US-Unternehmen General Atomics ein gemeinsames Forschungs- und Entwicklungsprogramm für die Massenproduktion von Wasserstoff mittels Atomenergie gegründet.
Japan hat bereits einen Hochtemperaturtestreaktor, der schon Temperaturen von 950° C erreicht hat, also genügend Hitze, um Wasserstoff zu erzeugen.
Das erklärte Ziel dieser Staaten ist es, durch die günstige Produktion von Wasserstoff mittels dieser neuen Reaktorgeneration die Abhängigkeit vor allem von Erdöl zu verringern. Denn Erdöl ist nicht nur ein umweltschädlicher Treibstoff, sondern ist in den letzten Jahren immer teurer geworden und die Erdöl exportierenden Länder werden vermehrt von Regierungen geführt, die Erdöl als Waffe gegen Abnehmerländer einsetzen.
Sämtliche Autohersteller arbeiten mit Hochdruck daran,Wasserstoffautos in Serie herzustellen. Mit den neuen Hochtemperaturreaktoren kann in ausreichender Menge und zu günstigen Preisen der Treibstoff der Zukunft hergestellt werden, damit Millionen Menschen in Zukunft auf umweltfreundliche Wasserstoffautos umsteigen können.
Dieses zukünftige Einsatzgebiet der Kernkraft ist bisher von der Wall Street so gut wie gar nicht wahrgenommen worden. Wenn sich diese Riesen-Story unter den Investoren herumspricht, rechne ich mit einem gewaltigen Ansturm auf die wenigen Uranproduzenten.
In den kommenden 3 Jahren könnte sich der Uranpreis kurzfristig sogar verzehnfachen!Zwischenzeitlich (also noch vor 2010) könnten die Preise für Uran noch weiter nach oben übertreiben und - zumindest kurzfristig - sogar ein Niveau von 500 US-Dollar je Pfund erreichen
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Leider ist darin kein einziges Wort zum Thema AKW know how aus DE zu finden.
Ist es wieder mal so weit, daß wir, wegen eigener Dämlichkeit, unsere ehemalige Vorreiterrolle zum wiederholte Mal verspielt haben? Müssen wir demnächst die AKW Technik aus China importieren?