Immer dieser grenzenlose Schwachsinn hier von wegen die Algos treiben alles hoch blablabla. Ein schönes Beispiel dafür, dass Menschen sich versuchen Erklärungen zu geben für Dinge, die sie nicht verstehen. Vielleicht sollte man das Wort hier mal sperren und erst freigeben, wenn die schreibende Person weiß, was ein Algorithmus ist. Mich würde zudem brennend interessieren, wer ein Interesse daran hat, dass ein Algorithmus die Kurse nach oben bringt. Auch ein Algorithmus kann dies nur über erzeugende Nachfrage nach Wertpapieren erreichen und warum genau sollte er das machen? Auch der Programmierer will Geld verdienen. Also wird er sich Gedanken machen über den fairen Wert. Mal angenommen er sieht diesen Wert bei 10000 DAX-Punkten, warum sollte er dann einen Algorithmus programmieren, der bei 12500 Punkten eine Nachfrage generiert?? Ein Algorithmus ändert überhaupt nichts an irgendwelchen Bewertungen, sondern setzt nur emotionsfre und schneller um, was sein Programmierer möchte. Es gibt kein Algo-Pushen oder sonst etwas, sondern nur Menschen, die nicht akzeptieren können, dass wir dort stehen, wo wir stehen. Ich bin bei 11400 ausgestiegen, weil das die Obergrenze dessen war, was ich irgendwie noch mit größten Bauchmschmerzen bewertungstechnisch mir vorstellen konnte. Natürlich bin ich auch genervt, dass ich jetzt 1100 Punkte nicht mitgenommen habe. Aber man kann sich auch einfach eingestehen, dass sich der Markt zumindest kurzfristig anders entwickelt als man es vermutet.Das hat er aber schon immer gemacht. Wir hatten Anfang 1930 nach dem schweren Crash 1929 einen Anstieg der Aktienpreise um 50% ohne dass irgendwer überhaupt etwas mit dem Begriff Algorithmus anfangen konnte. Ich bin mir aber sicher, dass auch damals die Menschen eine geeignete übernatürliche Macht sahen, der sie die Schuld geben konnten. In der Zwischenzeit gab es auch andere Strategien. Warum sind Börsenbriefe, Fonds oder Anlegerseiten so interessant? Weil man handelt, nach fremden Empfehlungen und wenn es schief geht, kann man anderen die Schuld dafür geben. Menschen fühlen sich dadurch besser. Ebenso wie das Gefühl, dass man nicht allein ist. Darum tummeln sich hier lauter Bären, die zuletzt mächtig aufs Maul bekommen haben. Der geteilte Schmerz über kurzfristig schlechte Anlageentscheidungen ist einfach etwas besser auszuhalten.
Zur Börse noch selbst: Wie alle bin ich mächtig überrascht worden und habe wie schon geschrieben die letzten mehr als 1000 Punkte am Seitenrand verbracht. Rückblickend habe ich während des Anstiegs meine Strategie bearisher gemacht. Hätte ich gehandelt wie ursprünglich vorgenommen, hätte ich an der Entwicklung teilgenommen. Dadurch habe ich mich um einen nennenswerten Teil meiner Rendite gebracht. Weiterhin sehe ich aber nicht, dass wir durchgängig steigende Kurse habe und plane weiterhin mit einem neuen Corona-Crashtief, auch wenn wir technisch schon wieder im Bullenmarkt sind. Ein schönes Beispiel für verspätete Reaktionen war der letzte Crash. Der Beginn der Finanzkrise war im Spätsommer 2007 als die Interbankenzinsen sprunghaft nach oben gingen. Man wusste eigentlich was kam aber auf eine 15% Abwärtsbewegung folgte nochmal ein neues Hoch im Januar 2008 und plötzlich brachen die Börsen aus heiterem Himmel aufgrund längst bekannten Tatsachen zusammen. Dass das aber nochmal so passiert, bedeutet es nicht. Was man vielleicht auch bedenken sollte: Bei Abwärtsbewegungen sagt man häufig, dass eine Trendwende erst kommt, wenn ein finaler Ausverkauf oder ein sicherer Boden gebildet wurde. Wir hatten beides nicht als es nach unten ging. Die jetzige Gegenbewegung zeigt aber sehr stark eine solche kurzfristige Übertreibung und eine starke Gegenbewegung könnte ein sehr bearishes Signal sein. Vielleicht sind wir also gar nicht am Ende des Corona-Bärenmarktes / Anfang der neuen Hausse, sondern immer noch am Ende des letzten Bullenmarktes und sehen, lediglich das letzte Aufbäumen. We will see |