deshalb gab es ja massenhaft Verlagerung von Arbeitsplätzen in Billiglohnländer. Daher auch der große strukturelle Niedergang von Mitte der 90er bis Mitte der 0er Jahre; und flexibel genug waren die Arbeitsverhältnisse im internationalen Vergleich auch nicht, deshalb waren Zeitarbeitsverhältnisse die logische Folge. Daß diese weit unter dem Branchentarif entlohnt wurden lag auch an den Gewerkschaften; die mussten nämlich bei den sog. Öffnungsklauseln im Tarifvertrag zustimmen und haben sich für ein paar Stellen hinter dem Komma bie Lohnsteigerungen kaufen lassen. Das nennt man übrigens auch Klientelpolitik. Wiedermal viel elitäres Gelaber geschrieben. Wann endlich sehen Manager, Spitzenpolitiker und so manche Wirtschaftsexperten ein, dass sie einfach keine Ahnung haben können, weil sie nunmal meilenweit von der Basis entfernt sind. Die Waren, welche wir in Masse exportieren sind vor allem High-Tech, Maschinen, Chemie sowie PKWs und in all diesen Bereichen sind die Löhne nicht gesunken oder stagniert, sondern deutlich gestiegen. Gesunken sind vor allem die Reallöhne beim Handwerk, Hotel- Gastronomiegewerbe, Dienstleistungsgewerbe allgemein sowie Zulieferbetriebe. D.h. die Löhne im Export sind eben nicht gesunken oder stagniert, sondern gestiegen. Die Löhne sind vorwiegend binnenwirtschaftlich gesunken, doch hier müssen wir uns nur bedingt mit der Welt vergleichen. Ein weiterer Beweis sind die Regionen in Dtl. mit dem größten wirtschaftlichen Erfolgen und dort sind die Löhne komischerweise die Höchsten und teils doppelt so hoch wie in anderen schwächeren Regionen. Das Zauberwort ist hier eine Kombination aus moderaten Lohnstückkosten, welche eben nicht doppelt so teuer sind, sowie einer großen Mittelschicht, welche das regionale Geschäft sichert und somit die Basis schafft. Dass die sinkenden Löhne für den Erfolg in Dtl. verantwortlich sind ist somit nur eine Halbwahrheit, da dies nicht stimmt. Andererseits haben explodierende Löhne wie in Griechenland und Südeuropa durchaus einen negativen Einfluss, keine Frage. Aber hier stehen eben Branchen im Fokus, bei denen der Lohnkostenanteil deutlich höher liegt.
Die Wiedervereinigung hätte auch wesentlich weniger kosten können, wenn man die Ostmark zum realen Kurs umgetauscht hätte und Löhne und Gehälter ebenso; dann wäre vielleicht auch etwas von der maroden Industrie dort zu retten gewesen (heute können wir froh sein, daß die Dreckschleudern schnell abgestellt wurden); aber die Zweiklassen-Gesellschaft ware eben politisch nicht durchsetzbar. Dabei hätten die neuen Länder als Niedriglohnland mit der relativ hohen Qualifikation im intenationalen Vergleich den Rückstand wahrscheinlich schneller aufholen können. Also die Gehälter wurden nicht sofort angepasst und auch die Ostmark wurde ja nicht 1:1 umgetauscht. Das Hauptproblem war, dass es eigentlich günstig war in den Neuen BL zu produzieren, jedoch bestanden die ersten Jahre darin, dass Investoren aus Westdeutschland die maroden Unternehmen für die symbolische Mark aufkauften, die Leute entlassen haben und alle Rohstoffe sowie Maschinen verkauften und hinterliesen dann den Scherbenhaufen. Wirklich investiert hat dort erst mal Niemand, selbst wenn es sich gelohnt hätte. Der Reiz des schnellen Geldes durch den Ausverkauf war einfach sicherer und weniger riskant und zudem wollte man ja nicht gegen sich selbst Konkurrenz im eigenen Lande aufbauen. Ich kenne bis heute Betriebe in den Neuen BL, dessen Lohnstückkosten weit über denen des Westbetriebes liegen, dennoch wird der Westbetrieb erhalten, weil eben der Lohnkostenanteil nicht der entscheidende/limitierende Faktor in der heutigen Industrie ist. |