UN-Klimarat wartet mit Optimismus auf - "aber es ist fünf vor zwölf" Nach den Hiobsbotschaften und Horrorszenarien über den Klimawandel und die katastrophalen Folgen ist der dritte Teil des UN-Klimaberichts eigentlich ein goldenes Licht am Ende des Tunnels. „Es ist noch nicht zu spät“, ist die zentrale Aussage der Entwurfsfassung des Papiers. „Es ist technisch und wirtschaftlich möglich, die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre zu stabilisieren.“
Es geht also, die Technologien sind nach Überzeugung der Wissenschaftler vorhanden, der Klimawandel mit schmelzendem Eis, Anstieg des Meeresspiegels, Stürmen, Dürren und Epidemien ist zu bremsen. Die frohe Botschaft kommt jedoch mit einem bedrohlich erhobenen Zeigefinger: es ist fünf vor zwölf. Ohne eine sofortige, breite, beispiellose internationale Kraftanstrengung ist die Chance innerhalb von wenigen Jahren verpasst. Die Anhaltspunkte für eine Bereitschaft dazu sind aber dünn gesät. Die Wege aus der Klimakatastrophe sind nach den Entwürfen des Berichts, den die Experten an diesem Freitag präsentieren wollen, höchst kontrovers. Emissionsobergrenzen: Die USA als absolut größter CO2- Verschmutzer und Australien als einer der größten Pro-Kopf-Verschmutzer weigern sich, dem Kyoto-Protokoll zur Eindämmung der Treibhausgase beizutreten. Das könnte das Wirtschaftswachstum bremsen, argumentieren sie. Auf diesen Zug ist in Bangkok auch China aufgesprungen.
Atomenergie: Die UN-Klimaforscher stellen fest, dass Atomenergie im©Gegensatz zu fossilen Brennstoffen kaum einen Treibhauseffekt verursacht. Da sind vor allem die Deutschen und andere Europäer skeptisch. Sie wollen am Ausstieg aus der Atomtechnologie festhalten.
Gen-Pflanzen: Nach den bisherigen Entwürfen finden UN-Forscher den Ansatz vielversprechend, Pflanzen genetisch zu verändern, damit sie als nachwachsende Rohstoffe etwa für Bio-Treibstoff auf weniger Fläche höhere Erträge erzielen. Viele Verbraucher in Europa und Umweltschützer sind aber strikte Gegner der gentechnisch veränderten Pflanzen.
Kohlekraftwerke mit CO2-Speichern - Indien und China bauen zahlreiche neue Kraftwerke, die keine Speicher vorsehen. Die Technologie ist noch umstritten, der Einsatz kostspielig.
Das ist viel Zündstoff für die Regierungen, die nach Meinung der Wissenschaftler nur noch 10, 15 Jahre Zeit haben, um die richtigen Weichen für die Zukunft zu stellen. Und nicht zu vergessen, dass der Klimawandel schon real ist und die Folgen vergangener Sünden, der ungebremsten Verpestung der Luft, ausgebadet werden müssen. Der IPCC- Vorsitzende Rajendra Pachauri machte in Bangkok keinem Illusionen: „Die Trägheit des Systems bedingt, dass der Klimawandel noch Jahrzehnte voranschreitet, etwa der Anstieg des Meeresspiegels“, sagte er. Auch darauf muss die Welt sich einstellen. Wenn aber der Temperaturanstieg mit rigoroser Begrenzung des Treibhausgas-Ausstoßes unter der magischen Grenze von zwei Grad gehalten werden kann, meinen die Wissenschaftler, kann das schlimmste verhindert werden.
Mittwoch, 2. Mai 2007
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