http://www.wdr.de/tv/servicezeit/extras/dossier_essen_ist_leben/kritisch_einkaufen/supermarkt/supermarkt_technik.jsp Unternehmen auch schon dazu gefundenhttp://www.dewb-vc.com/index.php?option=com_content&task=view&id=65&Itemid=121 Supermarkt mit Transpondern und Sensoren Funk-Etiketten im Supermarkt RFID-Chip Was man im Supermarkt einkauft, geht eigentlich keinen etwas an – so denken die meisten Verbraucher. Doch moderne Technologie macht es möglich: Lebensmittel senden Daten, denn sie tragen einen Computerchip mit Produktinformationen, die von Lesegeräten per Funk erfasst werden können. Mit der Radiofrequenzidentifikation, kurz: RFID, will der Handel bei der Logistik viel Zeit und Geld sparen. Sogenannte RFID-Etiketten sollen in Supermärkten eines Tages den Barcode ersetzen. Der Handel schwärmt zudem vom besseren Kundenservice: Zusätzliche Produktinformationen, wie Nährwertangaben und Rezeptideen, erhält der Käufer dank RFID direkt am Regal. Verbraucherschützer kritisieren, dass die persönlichen Einkaufsgewohnheiten erfasst und gezielt für Werbung missbraucht werden können. Technologie auf dem Vormarsch In Deutschland wird die Identifikationstechnologie RFID immer häufiger eingesetzt. Eine im dritten Quartal 2008 durchgeführte Umfrage hat diesen Trend bestätigt. Von den rund 300 befragten Unternehmen aus verschiedenen Branchen gab rund jedes dritte an, RFID bereits einzusetzen beziehungsweise kurz vor seinem Einsatz zu stehen. Die Firmen, die die Technik bereits nutzen, sind größtenteils zufrieden damit. Insgesamt denken die meisten Firmenchefs, dass RFID künftig noch bedeutender werden wird. Was die wenigsten wissen: Wir tragen heute wahrscheinlich schon durchschnittlich drei RFID-Chips am Körper. Sie sind in Autoschlüsseln, Reisepässen und versuchsweise sogar in Lebensmitteln angebracht, denn sie können so klein wie ein Reiskorn sein. Verräterische Informationen? RFID-Chips sind zwar nicht personenbezogen, können aber möglicherweise auf Personen bezogen werden. Denn jeder RFID-Chip hat eine eigene Identifikationsnummer, die weltweit einmalig ist, und kann Radiostrahlen aussenden, sobald ein Lesegerät ihn mit Energie versorgt. Der RFID-Chip überträgt die Daten berührungslos und automatisch. Vom Lesegerät gehen die Daten in weitere EDV-Systeme und Datenbanken ein. Doch gerade weil sie per Funk berührungslos senden und sich mit Scoringverfahren sowie intelligenten Analysetools leicht verknüpfen lassen, warnen Datenschützer vor dieser Technik. Der Datenschutzbeauftragte des Bundes, Peter Schaar, sagt hierzu: „Schon heute gibt es eine zunehmende Anzahl an Produkten, in denen sich RFID-Chips befinden, sowohl in Gebrauchsgegenständen als auch in Verpackungen. Und diese RFID-Chips können dann gegebenenfalls unbemerkt von uns auch ausgelesen werden. Das ist das zentrale Problem.“ Demonstration der Funktionsweise Die Wissenschaftler vom Gelsenkirchener Institut für Internet-Sicherheit kennen sich mit der RFID-Technik gut aus und machen für uns zwei Experimente: In Test 1 steckt ein Wissenschaftler RFID-Chips in die Jacke seines Kollegen. Dieser geht damit durch das Institut. Als er die Treppe herunterkommt, passiert er das Lesegerät seines Kollegen. Im Augenblick der Datenübertragung macht das Lesegerät ein piepsendes Geräusch. Das können die Wissenschaftler jedoch auch ausschalten, ohne die Funktion zu beeinträchtigen. Nun erscheinen die Identifikationsnummern der Chips im Lesegerät und werden darin gespeichert. Ohne Probleme konnten die Chips ausgelesen werden. Lesegerät für RFID-Chips In Test 2 probieren die Wissenschaftler aus, auf welche Entfernung sich die RFID-Chips auslesen lassen. Das erste Lesegerät kann es bis auf 1,50 Meter Entfernung, ein weiteres schafft 2 Meter. Beide getesteten Lesegeräte sind batteriebetrieben. Es gibt aber auch solche, die an ein Stromnetz angeschlossen werden und Reichweiten bis zu 100 Meter erreichen. Das bedeutet, dass unterschiedliche Lesegeräte auch unterschiedliche Reichweiten haben. Das Fazit der Wissenschaftler: Mit RFID-Chips gekennzeichnete Waren lassen sich elektronisch aufspüren. Sind erst einmal alle Produkte damit gekennzeichnet, haben Geschäftsinhaber und Händler große Kontrollmöglichkeiten, so Christian Dietrich vom Institut für Internet-Sicherheit: „Wenn das so sein sollte, dann könnte man Kunden kategorisieren, zum Beispiel in hochpreisige Kunden und niedrigpreisige Kunden, und damit vielleicht auch eine gewisse Präferenz in der Bedienung von Kunden sich vorstellen.“ Was steckt in der Einkaufstasche? Sollten eines Tages tatsächlich alle Lebensmittel RFID-Chips tragen, könnte im Vorbeigehen registriert werden, was man in der Einkaufstasche mit sich trägt, warnt der Bundesdatenschutzbeauftragte, Peter Schaar: „Es sind die Alltagsgegenstände, die miteinander vernetzt sind, die möglicherweise miteinander kommunizieren, deren Aufenthaltsort, aber auch deren Gebrauch registriert werden kann, vielleicht auch, ohne dass ich das weiß. Das ist der Albtraum.“ Preiswerte „Smart Labels“ Auch eine vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Forschungsgruppe arbeitete seit 2005 daran, die Funkchips weiterzuentwickeln. Ein Ergebnis sind Sensoren als sogenannte „Smart Labels“, elektronische Etiketten. Sie werden direkt in die Verpackung integriert und speichern das Herstellungsdatum oder überwachen beispielsweise bei Lebensmitteln die Frische des Verpackungsinhalts. Die Warenbestände im Supermarkt können automatisch erfasst und ausgewertet werden. Alle Daten lassen sich per Funk auslesen. Der größte Vorteil der neu entwickelten „Smart Labels“ gegenüber den herkömmlichen RFID-Etiketten ist die große Kostenreduzierung. Forschung geht weiter Die neue RFID-Technologie wird mittlerweile auch bei der Herstellung von Lebensmitteln eingesetzt. Die Funketiketten sollen eine gleich bleibende Qualität der Produkte sichern. Waren, wie zum Beispiel Käselaibe, werden damit versehen und können so die gesamte Zeit überwacht werden – bei Reifung, Transport und Verpackung. der intelligente Kühlschrank Im sogenannten „Future Store“ des Metro-Konzerns in Neuss, auch „Supermarkt der Zukunft“ genannt, erprobt man Zukunftstechnologien. Hier können beispielsweise die Produktpreise an der Kasse durch die RFID-Technik kontaktlos ausgelesen werden. Auch ein intelligenter Kühlschrank befindet sich in der Erprobung. Er ist ebenfalls mit RFID ausgestattet und soll für die Besitzer einen großen Vorteil und Bequemlichkeit bringen. Dazu Antonia Voerste, Metro Group: „Das funktioniert so, dass in jedem Regalboden des Kühlschranks ein RFID-Lesegerät also mit einer Antenne angebracht ist, und wenn ich die Produkte, die ich dann im Supermarkt der Zukunft eingekauft habe, die alle diesen RFID-Chip tragen, dann in den Kühlschrank einlege und wieder schließe, dann lesen diese Geräte, was sich im Kühlschrank befindet, und ich kann dann an meinem PC oder an einem Monitor abfragen, was noch in meinem Kühlschrank ist.“ Funk-Etiketten werden deaktiviert Diesen „intelligenten Kühlschrank“ kann man heute noch nicht kaufen. Er funktioniert erst dann, wenn alle Lebensmittel mit RFID versehen sind. Damit er funktionieren würde, dürfte der Kunde die Chips am Ausgang nicht deaktivieren – sonst könnte der Kühlschrank die Lebensmittel nicht mehr lesen. Einen sogenannten Deaktivator zum Löschen der gespeicherten Produktinformationen stellt die Metro Group in ihrem Future Store jedoch am Ausgang bereit. Jeder Kunde, der sich mit RFID-Chips unwohl fühlt, könnte diese vor dem Verlassen des Supermarktes also deaktivieren – Artikel für Artikel. Testläufe haben aber gezeigt, dass Kunden das kaum in Anspruch nehmen. Werden die funkenden Chips nicht gelöscht, sind sie – zusammen mit uns – auf der Straße unterwegs. Nanochips zum Verzehr Es geht sogar noch weiter: Wissenschaftler versuchen, kleinste, für das menschliche Auge nicht mehr wahrnehmbare Teilchen mit RFID-Funktionen zu entwickeln. Diese könnte man in Lebensmittel und Medikamente einarbeiten, und der Verbraucher würde sie mit hinunterschlucken – ohne es zu merken. Dazu der Datenschutzbeauftragte des Bundes, Peter Schaar: „Man spricht hier von Nanopartikeln, die diese RFID-Funktionalität aufweisen. Die Konsequenz wäre, dass man nachvollziehen kann: den Verbrauch dieser Nahrungsmittel, bis sie den Stoffwechsel verlassen haben. Das ist die Idee.“ |