Nun, da ich nun auch wieder dabei bin, will ich mit meinem Senf dazu nicht hinter dem Berg halten. Zunächst mal finde ich Deinen Beitrag - wie ich es von Dir auch erwartet hatte - höchst interessant und brillant gedacht. Das macht die Diskussion auch so interessant. Trotz hohem Maß an Übereinstimmung mit Deiner Denkweise gibt es auch hier von meiner Seite auch ein paar Punkte, die ich etwas anders sehe: Es geht - wie Du wahrscheinlich von mir erwartest - um die Theorie, wonach es am Aktienmarkt keine Schnäppchen gebe, ein Aussuchen bestimmter Werte sich mithin nicht lohne. Die Theorie geht sogar weiter, sie schließt auch alle anderen Anlageformen mit ein: Festverzinsliche, Optionsscheine, Fonds ...- langfristig gemittelt sind wir alle tot (letzteres Zitat stammt natürlich nicht von mir, wird aber von mir gerne benutzt). Ich bin sogar sehr weitgehend ein Anhänger dieser Theorie, wenn auch mit Einschränkungen, die durchaus auch in die Richtung von Warren Buffet gehen: Es gibt Phasen oder Zyklen, in denen der kollektive Wahnsinn mal die eine, mal die andere Anlagenform in Phantasiehöhen oder in apokalyptische Tiefen treibt. Die Kunst des Investors besteht darinm, diese Phasen durch nüchterne Fundamentalanalyse zu erkennen und zur eigenen Bereicherung zu nutzen.
Nun kommen wir zu den UNTERSCHIEDEN in unseren Ansichten: Zumeist treibt der kollektive Wahnsinn nicht nur eine Sau durchs Dorf, sondern i.d.R. den ganzen Stall. Will heißen: Wenn alle sich auf einen Index oder eine Branche konzentrieren, so ist anzunehmen, daß innerhalb dieses Indexes oder dieser Branche bei nahezu ALLEN Papieren der gleiche Wahnsinn am Werk ist. Daraus folgere ich, daß ich mir zunächst heraussuche, welche Indizes, Branchen oder Länder aufgrund der (gewichtet) gemittelten Fundamentaldaten über- oder unterbewertet sind und diese dann beiseite lasse, oder mich besonders darauf konzentriere. Dies schützt mich hoffentlich vor Fehleinschätzungen zu einem Einzelwert, der auf (sicher zahlreichen) Informationslücken beruht (weil ich ja kein Insider bin). - Deshalb finden die lieben Arivaner auch so häufig von meiner Seite Zahlen und Statistiken, die sich auf ganze Indizes beziehen. - Innerhalb eines Index suche ich mir nun (fundamental) die (so hoffe ich) Perlen heraus und schäme mich keineswegs der Diversifizierung (die mich wiederum vor den zufälligen Folgen von Informationslücken etwas schützen soll, indem sie diese statistisch nivelliert). Speziell im SMAX halte ich mich derzeit mit Neuerwerbungen etwas zurück, weil dieser im letzten halben Jahr die Erwartungen der Anleger deutlich enttäuscht hat, diese Enttäuschung sich aber in den Kursen noch nicht wiederfindet. Hier kommen wir zum nächsten Punkt in unserer Herangehensweise: Chart-technische Sichtweisen sind für mich zwar kein Grund zum Kauf oder Verkauf (nichts läge mir ferner), aber gerade als Langfristinvestor kann ich meine Gelegenheit auch abwarten. Will heißen, wenn ich noch mit einem weiteren Kursverfall rechne, oder zumindest für einen längeren Zeitraum nicht erwarte, daß der Zug ohne mich abfährt, dann habe ich auch keine Eile, mich zu engagieren. Für den genauen Kauf- oder Verkaufszeitpunkt ziehe ich als allerletztes Kriterium den Chart oder die aktuelle Börsenpsychologie (läuft aufs Gleiche heraus) durchaus heran.
Soweit zunächst.
Viele Grüße und good Trades,
Bronco |