Aus der FTD vom 20.3.2001 Marktplatz: Post braucht Geduld Von Ulrich Schüppler, Frankfurt
Die Deutsche Post ist jetzt da, wo sie ihrer Größe nach hingehört: im Dax. Das wird die Aufmerksamkeit für die Aktie nochmal erhöhen.
Das Interesse der Privatanleger war von Anfang an da und mancher hatte vielleicht auf eine Erfolgsstory im Stile der Deutschen Telekom gehofft. Das aber wird die Post nie leisten können. Telekommunikation ist trotz aller Rückschläge an den Börsen ein Wachstumsmarkt, der Briefverkehr nicht. Um selbst zum Wachstumsunternehmen zu werden, muss die Post ihre Struktur stärker in Richtung Logistik ändern. Das wird noch dauern. Im Moment bietet das Papier vor allem eines: Solidität.
Beim gegenwärtigen Marktumfeld ist das nicht zu verachten. Der Dax hat seit dem Börsengang der Post gut sechzehn Prozent nachgegeben, die Post selbst hält sich knapp über dem Emissionspreis. Immer noch herrscht Unsicherheit an den Märkten. Bei der Post ist das Risiko nach unten begrenzt. Der Streit um die Wettbewerbsverletzungen dürfte bald ausgestanden sein, und die Strafe im zweistelligen Millionenbereich kann das Unternehmen verkraften.
Dass die Konsortialbanken die Aktie als Kauf oder Halteposition einstufen, verwundert nicht. Aber selbst Analysten von unabhängigen Häusern stören sich nicht an versteckten Risiken, sondern an den mageren Perspektiven. In diesem Punkt haben sie allerdings recht.
Die Verlängerung des Briefmonopols bis 2007 schafft der Post zwar Luft, die interessanten Sparten Logistik und Paketdienst auszubauen. Aber es kann den Umbau des Unternehmens auch verzögern, wenn sich das Management zu sehr in Sicherheit wiegt. Da auch die Marktöffnung auf europäischer Ebene stockt, gibt es nur wenig Möglichkeit, dem Wachstum durch Expansion ins Ausland auf die Sprünge zu helfen.
Die Post ist ein Papier für Anleger mit viel Geduld. Aber nach den Enttäuschungen am Neuen Markt dürfte es davon wieder mehr geben. |