China's energy sector and the country's petrochemical industry are preparing for a future with less fossil fuel. The ‘development of non-fossil energy& ... Sinopec will weltgrößter Wasserstofflieferant werden
18.01.2021Autor / Herausgeber: Henrik Bork* / Ahlam Rais
Chinas Energiesektor und die petrochemische Industrie des Landes bereiten sich auf eine Zukunft mit weniger fossilen Brennstoffen vor. Die "Entwicklung nicht-fossiler Energien" solle von nun an Priorität haben, heißt es in einem kürzlich veröffentlichten Weißbuch der chinesischen Regierung, dessen Kernpunkte PROCESS (China) in einer Analyse zusammenfasst.
Peking/China - Weißbücher sind wichtige Propagandapublikationen der chinesischen kommunistischen Staats- und Parteiführung. Sie sind voll von Absichtserklärungen und sollten mit Vorsicht gelesen werden. Den in diesen Weißbüchern definierten Zielen lassen die nationalen und provinziellen Regierungen jedoch oft konkrete politische Maßnahmen folgen.
Das jüngste Weißbuch mit dem Titel "Energy in China's New Era", das am 21. Dezember vom Staatsrat, dem höchsten Gremium der chinesischen Regierung, veröffentlicht wurde, gibt daher wichtige Einblicke in den zukünftigen Kurs der Energietransformation Chinas und die Rahmenbedingungen für seine petrochemische Energie nach der weltweiten Kovid-19-Krise.
"China räumt nicht-fossilen Energien in seiner Entwicklung Priorität ein und fördert energisch den Ersatz von kohlenstoffreicher Energie durch kohlenstoffarme Energie sowie den Ersatz von fossiler Energie durch erneuerbare Energie", zitiert PROCESS (China) aus dem Weißbuch. Die Solarenergie soll weiter ausgebaut und die Einspeisung von Solarstrom in das Stromnetz des Landes verbessert werden, heißt es im Weißbuch.
Auch die Energiegewinnung aus Wind, Wasser, Biomasse und anderen erneuerbaren Energiequellen soll weiter ausgebaut und die Nutzung von Wasserstoff als Energieträger gefördert werden. Viele der Ziele signalisieren damit eine stabile und behutsame Fortführung der bisherigen chinesischen Energiepolitik - eine Abweichung von Chinas schrittweiser und stetiger Energiewende hin zu erneuerbaren Energien aufgrund der Corona-Krise ist ebenso ausgeblieben wie drastische Beschleunigungen dieser Energiewende, wie sie von Umweltschützern gefordert werden.
Diese Kontinuität wird auch in der Position des Weißbuchs zur Nutzung von Kohle für Chinas Energieerzeugung deutlich. "Kohle bleibt die grundlegende Energiequelle" Chinas, zitiert die offizielle Nachrichtenagentur Xinhua aus dem Weißbuch. Chinas jährliche Produktion von Rohkohle schwanke seit 2012 zwischen 3,41 und 3,97 Milliarden Tonnen, schreibt Xinhua.
Allerdings reduziert China allmählich den Gesamtanteil der Kohle am Energiemix des Landes. Im Jahr 2019 war Kohle noch für 57,7 Prozent der in China produzierten Energie verantwortlich. Im neuen Jahr soll dieser Anteil nach den Plänen der Regierung weiter ganz leicht auf 57,5 Prozent gesenkt werden. Zum Vergleich: 2012 waren es noch 68,5 Prozent. Im gleichen Zeitraum ist der Anteil der nicht-fossilen Energieträger am Energiemix Chinas von 9,7 auf 15,3 Prozent gestiegen, heißt es in dem neuen Weißbuch.
Gleichzeitig investiert China aber weiterhin stark in neue Kohlekraftwerke. Schon jetzt ist China der größte Kohleverbraucher der Welt und auch der größte Klimasünder, was den Kohlendioxidausstoß angeht. Dennoch sind derzeit rund 250 Gigawatt an neuen, zusätzlichen Kohlekraftwerken in Planung - mehr als die gesamte Kapazität der USA und genug, um ganz Deutschland mit Energie zu versorgen, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters im vergangenen Jahr aus einer Studie internationaler Energieinstitute.
Das Weißbuch geht darauf kaum ein, sondern betont Chinas Absicht, mehr und mehr "saubere" Kohlekraftwerke zu bauen. Das Weißbuch ruft dazu auf, "die sichere, intelligente und grüne Gewinnung und Nutzung von Kohle energisch zu fördern", schreibt PROCESS (China).
Kritiker fragen sich, wie der Bau von mehr Kohlekraftwerken zu den ehrgeizigen Klimaschutzzielen Chinas passt, die Präsident Xi Jinping im vergangenen September angekündigt hatte. Xi hatte angekündigt, die Volksrepublik wolle bereits 2060 eine kohlenstoffneutrale Wirtschaft haben und 2030 den Höhepunkt der Kohlendioxidemissionen erreichen.
In der Tat versucht China, verschiedene Ziele unter einen Hut zu bringen, darunter den Umweltschutz in seinen notorisch smoggeplagten Metropolen und ehrgeizige Pläne, weltweit führend bei grünen Technologien zu werden, einerseits und die Sicherung der Energieversorgung für seine Milliardenbevölkerung und die schnell wachsende Wirtschaft andererseits. Kohle gilt nach wie vor als verlässliche Energiequelle, die im Inland erzeugt werden kann und damit unabhängig von geopolitischen Spannungen ist, von denen sich China nur langsam und schleichend abwenden kann.
Die inländische Ölproduktion bleibt daher ebenfalls stabil und wird von offiziellen Quellen für das laufende Jahr auf 193 Millionen Tonnen geschätzt. Die "Förderung neuer Ölquellen im Westen" des Landes soll beschleunigt werden, ebenso wie die Erschließung der Offshore-Ressourcen an Öl und Gas in der Bohai-Bucht, im Ostchinesischen Meer und im Südchinesischen Meer, heißt es im neuen Weißbuch.
Nichtsdestotrotz tritt Chinas petrochemische Industrie nun in eine "kritische Phase der Transformation hin zu kohlenstoffarmen" Alternativen ein, kommentiert die chinesische Wirtschaftszeitung Jingji Ribao. Nicht nur, dass nicht-fossile Brennstoffe immer mehr an Bedeutung gewinnen, in den nächsten fünf Jahren "wird sich die Wachstumsrate der Ölnachfrage deutlich verlangsamen und sich einem Höhepunkt nähern", so die Wirtschaftszeitung.
Chinas führende Petrochemiekonzerne haben die Zeichen der Zeit erkannt, schreibt die Zeitung South China Morning Post. Sinopec beispielsweise habe begonnen, Allianzen mit vier der größten Solarenergieunternehmen Chinas zu schmieden, um "grüne Wasserstoffprojekte" zu entwickeln, heißt es. "Der Wandel hin zur Wasserstoff-Energie soll Sinopec helfen, der erodierenden Wettbewerbsfähigkeit der fossilen Brennstoffe zu trotzen", schreibt die Zeitung. Der Ölriese will nun der größte Anbieter von Wasserstoff-Energie werden, berichtet die South China Morning Post.
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