BMW-Chef Reithofer über China, globale Verkäufe, Hybridantrieb und den Euro
Im Interview mit der NZZ äussert sich BMW-Chef Reithofer zu brisanten Themen der Autobranche und erklärt die Weltsicht einer Premiummarke. Auf den Euro kann nach ihm nicht verzichtet werden.
Michael Rasch, Genf
«Unser Aktienkurs hat sich sehr gut entwickelt – und hat weiteres Potenzial nach oben», sagte BMW-Chef Norbert Reithofer im Gespräch im Vorfeld des am Donnerstag beginnenden 81. Autosalons in Genf. Die Entwicklung hänge von der Performance von BMW ab. Damit ist allerdings nicht die Performance der eigenen Boliden auf dem Asphalt gemeint, sondern die Entwicklung von Finanzkennzahlen und Fahrzeugverkäufen. Wie bei den beiden anderen deutschen Premiumherstellern Audi und Mercedes liegen schwierige, aber vergleichsweise sehr erfolgreiche Jahre hinter den Bayern, die mit hohem Drehmoment aus der Krise kommen. Anzeige: Montagewerk in Brasilien
Über viele Jahre war jedoch die langweilige Entwicklung des Aktienkurses einer der Gründe für Kritik von Analytikern und Aktionären. Dies hat sich im Jahr 2010 schlagartig geändert: Mit gut 85% waren BMW-Aktien gleichauf mit den VW-Titeln die besten im Deutschen Aktienindex. Reithofer ist aber nicht nur wegen des explosionsartigen Wachstums auf Chinas Automarkt und der Erholung des US-Marktes optimistisch, sondern auch wegen der «BMW-Sonderkonjunktur». In den letzten Jahren habe BMW sowohl unter der Finanzkrise als auch etwas unter dem Produktzyklus gelitten. Dies ändere sich nun: Der 5er, 5er Touring, X1 und X3 seien neu, in diesem Jahr komme noch der 1er und im kommenden der neue 3er, der für BMW immer noch eines der wichtigsten Modelle überhaupt ist. Diese Dynamik, so Reithofers Kalkül, sollte sich auch im Geschäftsgang und im Aktienkurs niederschlagen.
Gut durch die Krise kam BMW auch, weil das Management aufgrund zu niedriger Margen bereits im Jahr 2007 ein Sparprogramm beschlossen hatte. Die dabei bis 2012 zu erzielenden Einsparungen von 6 Mrd. €, davon 4 Mrd. € im Einkauf, dürften die Münchner laut Branchenbeobachtern sogar übertreffen. Reithofer bestätigt jedoch nur, dass das Ziel auf jeden Fall erreicht werde. Zuversichtlich stimmt den Ingenieur an der Spitze der Bayerischen Motorenwerke auch, dass jetzt die ersten Modelle kommen, bei denen das kostensparende Baukastenprinzip (je eines für Front- und für Heckantrieb) greift. Durch das jüngst angekündigte neue Joint Venture mit PSA Peugeot Citroën soll es künftig zudem einen Baukasten für die Elektronikkomponenten geben. – Dass es BMW vor allem aufgrund der sagenhaften Wachstumsraten von rund 80% in China so gut gehe, verneint Reithofer. Er strebe ein ausbalanciertes Wachstum und ausbalancierte Verkäufe auf der ganzen Welt an. Und in der Tat verkaufte BMW 2010 «nur» 12% der Fahrzeuge in China, während Audi dort beispielsweise 20% ihrer Autos absetzte. Zwar sieht auch der BMW-Chef im Reich der Mitte ein grosses Potenzial für Premiumfahrzeuge, doch die USA würden noch bis ins Jahr 2020 weltweit der wichtigste Markt für hochwertige Automobile bleiben – sehr wahrscheinlich auch der wichtigste für BMW. Die derzeitigen Steigerungsraten in China seien nicht zu halten, das Wachstum werde sich trotz einer sonst kontinuierlichen Aufwärtsentwicklung deutlich verlangsamen.
Nach China seien Indien, Russland und Brasilien die wichtigsten Schwellenländer für BMW. Doch auch in der Türkei, Südkorea und Südafrika verkauften die Bayern übermässig viele Autos. Derzeit denkt das Management über ein Montagewerk (kein Vollwerk) in Südamerika nach, wie Reithofer bestätigte. Sollte es dereinst grünes Licht geben, dürfte dieses in Brasilien entstehen, liess er durchblicken. In Russland und Indien betreibt BMW bereits Montagewerke. In China geht im kommenden Jahr ein zweites Werk in Betrieb. Die USA bleiben wie erwähnt noch für viele Jahre der wichtigste Einzelmarkt für BMW. Auch dort profitieren die Bayern vom Produkt-Momentum, weshalb Reithofer optimistisch für die Jahre 2011 und 2012 ist. Bis die Vereinigten Staaten, das Autoland Nummer 1 weltweit, jedoch, gemessen an den Verkäufen, wieder das Vorkrisenniveau erreichten, werde es mindestens noch bis 2013 oder 2014 dauern.
Etwa die Hälfte der Autos bringen die Münchner jedoch immer noch in Europa an den Mann und die Frau, was angesichts der Dynamik in China oft vergessen wird. Der Markt in der Alten Welt sei durch ein sehr grosses Wissen der Kunden, ein starkes Premiumsegment (besonders in Deutschland) sowie durch den Euro geprägt. Das Fehlen von Importzöllen und Wechselkursschwankungen sei ein Segen, meint Reithofer und «outet» sich im Gespräch als bekennender Anhänger der europäischen Gemeinschaftswährung. Er fordert sogar eine noch stärkere europäischen Wirtschaftsintegration. Zum Euro gebe es keine Alternative mehr. Batterie als Hybrid-Hindernis
Mit Spannung erwartet die Autowelt das für 2013 angekündigte elektrische Mega-City-Vehicle von BMW, das in der ersten Version «i3» heissen soll. Geplant ist ein viersitziges Stadtauto mit einem vollständigen, weil leichten Kohlefasergehäuse. Mehr will Reithofer partout noch nicht verraten. Das Ende des Verbrennungsmotors ist jedoch noch längst nicht in Sicht, wie er bestätigt. BMW arbeite intensiv sowohl an der Optimierung des Verbrennungsmotors (effiziente Einspritzung, Start-Stop-Automatik, intelligente Luftklappensteuerung usw.) als auch an der Hybridisierung (Teilhybrid, Vollhybrid, Plug-in-Hybrid).
Die Verwendung mehrerer Techniken sei auch deshalb notwendig, weil nicht in jeder Region jeder Motor einsetzbar sei. So gebe es noch viele Länder ohne Elektro-Infrastruktur, und in China sei die Chance von Dieselautos gleich null. Für den Durchbruch der Elektromobilität sieht Norbert Reithofer weiterhin die noch unzureichende Leistungsfähigkeit der Batterien als mit Abstand grösstes Hindernis.
http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft/aktuell/...kt_1.9749951.html ----------- Die Gedanken hier geben nur meine Meinung wider. Sprecht mit eurem Finanzberater darüber... |