DimStar 26.10.99 01:34 Mich freut, daß es tatsächlich Versuche gibt, EM.TV aus fundamentalen Gründen eine Überbewertung anzudichten, denn das erhöht den Unterhaltungswert des boards ganz entscheidend. Allerdings handelt es sich bei obigem posting nicht um eine Analyse, da eine Analyse in objektiver Form Fakten zusammenstellt. Es ist stattdessen offensichtlich, daß dem Autor daran gelegen ist, die angeblichen negativen Punkte herauszustellen und dies wird auch offen mit dem Zusatz „kritisch“ eingeräumt. Einen Teil der restlichen Wahrheit kann der poster, ob be_prepared oder Peter, z.B. in meinem letzten Thread erfahren.
Zur Gewichtung bei den Fonds: Daß die angeblich allgemeingültige Grenze von 10 % bei den auf dem Gesamtmarkt eher klein anmutenden NM- und Nebenwerte-Fonds voll ausgereizt sind, ist eine Pauschalbehauptung. Selbst wenn ich mir nicht vorstellen könnte, daß auch ganz andere Fonds in diesem Wert in Zukunft investieren werden (und hier spreche ich nicht von Fondsvolumina im 8-stelligen Bereich, wo die Grenzen der bisherigen NM-Einzelfondsvolumina liegen), hätte ich genügend Vertrauen in den Sachverstand der entsprechenden Manager, die zum Großteil ihre Entscheidungen anhand von Fundamentaldaten fällen und die sind m.E. glänzend.
Zur Afa: Ich weise darauf hin, daß nicht alle Rechte in einem Zeitraum von 20 Jahren abgeschrieben werden. Es gibt eine große Bandbreite, die zwischen 3 und 20 Jahren liegt. Der Vergleich mit Pro7 hinkt selbstverständlich. Pro7 kann mit den höchsten Erlösen für ihre Auswertung bei der Erstausstrahlung rechnen. Ein nur annähernd hoher (Werbe)erlös ist für Zweit- und Drittverwertungen nicht zu erwarten. Die Programmgestalter schieben Zweit- und Drittverwertungen schon von alleine von den prime-times in die Nachtschicht. Ohne absolutes Expertenwissen über die erzielbaren Erlöse von Spielfilmen in ihren jeweiligen Verwertungsfolgen denke ich, daß die somit betriebene Abschreibungsmethode marktgerecht ist. Anders liegt der Fall bei EM.TV, einem Rechtehändler für Zeichentrickprogramme. Diese Programme sind zeitlos, die Zielgruppe wechselt aus biologischen Gründen alle 5 Jahre und die neuen Kids finden nach historischer Betrachtung immer wieder Gefallen an Charakteren, die schon vor Jahrzehnten zu den Lieblingen gehörten. Disney-Streifen aus den 50er Jahren laufen immer noch stark im TV. Der von EM.TV vermarktete Charakter „Biene Maja“ hat heute einen höheren Marktwert als nach ihrer Erstaustrahlung im Jahre 1973. Wenn EM.TV also heute die Rechte an einem Charakter für 20 Jahre erwirbt, ist man GEZWUNGEN, die Rechte über diesen langen Zeitraum linear abzuschreiben. EM.TV würde gewiß gern höhere Abschreibungen vornehmen, um weniger Steuern zu zahlen. Allein in den Monaten April bis Juni mußte EM.TV nach meiner Rechnung mit einer Ertragssteuerlast von 55 Mio DM rechnen. Um die Steuerlast in späteren Jahren abzusenken, könnte ich mir eine ganze Reihe von Möglichkeiten erdenken. Diese Methode ist also keine Erfindung von EM.TV sondern eine Vorgabe, die als marktgerecht einzuschätzen ist.
Goodwill: Bevor Vorhaltungen bzgl. evtl. Bilanzmanipulation umhergereicht werden, sollte man sich nach den Tatsachen erkundigen. Richtig ist, daß bei Akquisitionen, ein Goodwill-Betrag als vorzunehmende Abschreibung zu bilanzieren ist. Es ist allerdings kein Goodwill-Betrag entstanden ! Nach einem Analystentreffen konnte der tmg-Unternehmenswert auf 2,9 Mrd DM beziffert werden. Nachprüfbar ist diese Angabe sicherlich nicht, das Gegenteil zu behaupten, ist allerdings eine haltlose Behauptung, da niemand von uns einen Einblick in die TMG-Bilanz hat. Geht man also von dieser offenbar von Analysten und Wirtschaftsjournalisten geprüften Angabe aus, hat EM.TV eine HALBE MILLIARDE weniger für TMG bezahlt als es dem Firmenwert entspricht. Nicht umsonst lautete die Aussage von Haffa, tmg sei billig gewesen und man verzichte auf eine goodwill-afa.
Zur Medienbranche im allgemeinen möchte ich folgendes bemerken. Der Glaube daran, daß die Sender unter Ausschaltung der Rechtehändler sich an die Produzenten wenden könnten geht an den Tendenzen vorbei. Rechtehändler dienen den großen Studios häufig als Vorfinanzierer, die hohen Produktionskosten sollen nicht in den Bilanzen auftauchen. Zur Frage der Macht der Verhandlungsparteien kann ich nur sagen, daß die Haffas mittlerweile eine sehr ernstzunehmende Macht darstellen. Man kann bei EM.TV nicht von einem reinen Lizenzhändler sprechen. Das Unternehmen ist mittlerweile in allen Bereichen der Wertschöpfungskette sehr stark positioniert. Zu den Bedenken wg. der Konkurrenz: Dies ist sicherlich ein Argument, daß die neu emittierten Gesellschaften wesentlich stärker betrifft, da es diese sind, die sich gegenseitig die Preise kaputtmachen. Für EM.TV gibt es im Kinderfilmgeschäft kaum Konkurrenz. Sie sind mit großem Abstand Weltmarktführer. Die Rechte sind bereits da und müssen nicht mehr gekauft werden. Nun gilt es im Spielfilmmarkt sicherlich, nicht jeden Preis für Filmlizenzen zu zahlen, sondern sich z.B. an guten Produzenten zu beteiligen. EM.TV hat bereits nun eine derart starke Wertschöpfungskette, daß eine Partnerschaft auch für große Studios sinnvoll ist und die Partner z.b. in einem gemeinsamen Joint-Venture profitieren könnten. Die wichtigere Story bilden aber ein mögliches weitere Sendefenster für Junior.TV.
Lachen mußte ich ja zu dem, was unter dem Punkt „Kapitalerhöhung“ aufgeführt wurde. Kirch verwendete die 375 Mio DM von EM.TV zur Übernahme von Premiere. TM3 wird im wesentlichen durch den einstieg von Murdoch aufgebaut. Inwiefern der Aufbau eines Senders riskant ist, ist mir unklar. Es fehlt das Argument, auch wenn ich nicht an die morgige Marktführerschaft von tm3 glaube, aber dieser Sender hat mit EM.TV nun wirklich wenig zu tun.
Überangebot an Medienwerten ? Zu hoch bewertet ? Überangebot ja, aber wenn die Anleger lernen, zwischen einer Igel-Media, Advanced Medien, Cinemedia, etc, etc und einer EM.TV zu unterscheiden und sich die konkrete Bewertung von EM.TV anhand der Gewinnschätzungen und des KGVs ansehen, dürfte sich eine gewisse Bevorzugung zugunsten einer bestimmten Aktie ergeben.
Zinsbetrachtung = Gesamtmarktbetrachtung, auch unter analytischen Gesichtspunkten
Mittelabflüsse siehe oben
EM.TV geht pleite, da Kapitalerhöhung scheitert ... Ich möchte nicht gehässig werden. Haffa rechnet aufgrund des ihm entgegengebrachten Interesses an der KE mit einer Überzeichnung. Ich möchte mal die Verhältnisse aufgrund meiner Ergebnisschätzung für 99 klarstellen: EM.TV wird mindestens 190 Mio DM netto verdienen. Selbst ein Emissionspreis von 30 wäre keine Beinbruch. Ich behaupte,daß dieser Firma zur Finanzierung ihrer Vorhaben jede große deutsche Bank einen Mrd.-Kredit einräumen würde. Die Modalitäten einer KE waren für EM.TV im Falle TMG aber wohl günstiger.
Die Diskussion um Mitarbeiteraktien und Shortselling (Stichwort: realsitisches Niveau: dieses läge unter zugrundelegung amerikanischer Bewertungsmaßstäbe um ein VIELFACHES höher, denn EM.TV wächst schneller als Yahoo und hat im vergleich zu vielen hoch bewerteten Titeln Substanz vorzuweisen) ist in meinen Augen keine Diskussion wert, ebenso die Zeichnung von inst. Anlegern, denn eine Emission ist eine Emission; wenn ein seriös gemanagter Fonds Interesse am Ausbau seiner EM.TV-Position hat bzw. wg. des 10%-Arguments haben kann, verkauft er nicht wegen ein paar cents).
Der Rest wie „Schneeballsystem“, "fehlender Buchwert" „exponentielle Gewinnschätzungen“ und „Bereicherung des Vorstandes“ ist Polemik bis blanker Unsinn, der einer Kommentierung nicht bedarf.
rv 26.10.99 04:21 Der Beitrag von Peter wurde hier ja sehr verrissen. Trotzdem gibt er die Realität wieder.
- Eine Abschreibung von 5% p.a. gehört in den Immobilienbereich und ist auch mit Trickfilmen (nicht alle EM.TV-Filme sind Trickfilme) nicht zu rechtfertigen. - Die Abschreibung erfolgt zudem "verbrauchsunabhängig", d.h. auch bereits langfristig verkaufte Lizenzen müssen noch viele Jahre abgeschrieben werden. Auch dies ist absolut unüblich. - Die Gewinne werden mit allen Bilanztricks vorgezogen, was nicht nur die Finanzkraft mindert, sondern in späteren Jahren eine große Belastung darstellt.
In jedem Fall wird (auch zum Preis verringerter Finanzkraft) der Aktienkurs durch Buchgewinne, die real jedenfalls nicht in diesem Maße erzielt wurden, hochgetrieben. Daß von diesen Buchgewinnen auch noch Dividenden ausgeschüttet werden, ist geradezu lächerlich. Bisher wurde so gut wie nichts aus dem cash-flow (der fast zu vernachlässigen ist) sondern vielmehr durch Kapitalerhöhungen bzw. Kredite finanziert. Ein solches Geschäftsgebaren ist vielleicht legal, erinnert aber trtzdem sehr stark an ein Schneeballsystem, das vielleicht enige Jahre gutgehen kann - aber anscheinend bald am Ende ist. Für dieses geniale Finanzierungssystem ist es dann nicht mehr als recht und billig, dass sich die Vorstände höhere Gehälte als bei Daimler/Chrysler genehmigen (4,4 Mio. p.a. laut EuramS). Zum Vergleich: die Kinoweltvorstände genehmigen sich nicht einmal 5% davon.
Ich habe mir jedenfalls in Hinblick auf die wahrscheinlich scheiternde (oder zumindest den Kurs stark drückende) KE Puts zugelegt.
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