21 02 2008 Ab und an bekomme ich eine böse eMail von jemanden, der sagt, dass “Die besten Trading Strategien” ein viel zu einfaches Buch ist - und das all die Strategien die vorgestellt werden nicht wirklich die besten Trading Strategien sind. Auf meine Frage, wieso denn der Leser dieser Meinung ist, kommt in der Regel: “Das Buch ist zu einfach, das kann nicht funktionieren. Ich hätte mir anspruchsvollere Strategien erwartet.” Ich weiß nicht woher diese Denkweise kommt, aber anscheinend glauben viele, dass ein System nur dann gut ist, wenn es hoch kompliziert ist. Eine der Strategien die ich im Buch vorstelle ist die Basis-Strategie. Hier suche ich einen Aufwärtstrend, der dann in eine Konsolidierung läuft, und versuche auf der Unterstützung eine Position aufzubauen. Am Widerstand der Konsolidierung verkaufe ich wieder. Eigentlich recht einfach. Und vielleicht haben gerade deswegen ein paar Leser ein Problem damit dem Buch etwas abzugewinnen. Aber eigentlich ist klar: diese Leser kannten die “Basics” schon, haben aber wahrscheinlich den Money Management und Psychologie-Teil übersprungen. Oder haben die alle das Öl besser gehandelt? Wenn ja, dann würde ich gerne wissen wie. Mit was für einer tollen Formel wurde da gerechnet?
Quelle: Bespoke Investment Group
Beim Trading kommt es nun mal nicht darauf an nur eine Strategie zu kennen. Man muss sie auch konstant umsetzen. Und eben daran scheitern viele. Sie suchen den neuesten Indikator, diskutieren darüber wie man am besten Divergenzen handelt, wollen statistische Auswertungen über Chartformationen haben - und verpassen währenddessen einfach mal zu Traden und Signale zu handeln. Tja, die Suche nach dem Heiligen Gral wird nie aufhören…. Es wird immer klarer warum mehr als 80% an der Börse verlieren. Denn: das Buch hat sich 10.000 Mal verkauft. Es gibt also 10.000 Leute, die dieses Signal beim Öl-Handeln hätten können. Mich würde jetzt interessieren wie viele Leute diese perfekte Signal jetzt profitabel umgesetzt haben. (Ich tippe auf unter 100). Und jetzt wird wieder darüber diskutiert wo Öl als nächstes hingeht. Godmode geht von 120 Dollar je Barrel aus, während andere wiederum aufgrund des Charts Shorts empfehlen … Harald Weygand, der von einem Break-Out ausgeht und eben Öl bei 120 sieht, nennt die Short-Empfehlung des Bear-Stearns Cheftechniker, der von einem False-Break Out ausgeht sogar “unfassbar”. Das finde ich eigentlich unfassbar. Denn immerhin hat er ja erst vor kurzem seine Bierwette verloren. Woher weiß er, ob es ein richtiger Break-Out ist, oder nicht? Gute Trader erstellen keine Prognosen. Gute Trader sind Reaktionär. Aber woher können diese Analysten, die Zukunft vorhersehen? Und wer hat jetzt Recht? Das Lustige ist - es ist egal wer Recht hat. Denn ich habe auch öfter unrecht als recht, aber darum geht es ja nicht. Wenn man recht hat, muss man viel verdienen, wenn man unrecht hat wenig verlieren. (Darum geht es bei den R-Vielfachen). Aber das klingt halt nicht so schön wie: “Wir glauben, dass Öl jetzt weiter steigt“. Aber wo soll man den Stopp setzen, wie groß soll das Portfolio-Risiko gewählt werden? Und wenn die Analyse funktioniert - wann soll man wieder verkaufen? Nur ein Tipp zum Einstieg ist leider NICHTS wert. Aber die “Klickraten” die all die Werbung finanziert wird eben mit diesen Aufmachern erzielt. (Ob das dann im langfristigen Interesse des Lesers liegt, wage ich an dieser Stelle nicht zu beurteilen.) Wie glaube ich, dass sich das Öl weiterentwickeln wird?
Ist mir egal. Ich erstelle keine Prognosen. Meine Aufgabe als Trader ist es meine Strategie konstant und konsequent umzusetzen. Und sie nicht unnötig zu verkomplizieren. Aber zum Glück kann man Trading-Regeln in ein Buch schreiben, und die meisten schaffen es trotzdem nicht zu gewinnen. (Denn das ist ja viel zu einfach, das kann nicht funktionieren…) Und dann wird noch die Psychologie verteufelt… Verkehrte Welt…. Doch wieder zurück zum Öl: In der New York Times ist jetzt ein Chart über die wilde Geschichte des Ölpreises erschienen (gefunden via be24.at)
Aber ich glaube es wird auch mit diesem Chart ziemlich schwierig die Zukunft vorherzusagen…. ----------- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Charttechniker wissen nicht ob sie mit Äpfeln, Birnen oder Zitronen handeln, weil Fundamentalanalyse über ihren Horizont geht, aber der getrübte Blick auf den Depotstand zeigt die Realität. copyright by hardyman - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - |