30.04.2007 15:28
Der Mai steht vor der Tür. Für Börsianer traditionell ein kritischer Monat, in dem Kursrückschläge drohen. Ganz so schlimm wie im vergangenen Jahr dürfte es 2007 zwar nicht werden, prognostiziert Patrick Hussy, geschäftsführender Gesellschafter von Sentix. Dennoch wird es turbulent.
boerse.ARD.de: Was haben Börsianer für Mai zu erwarten. Sollten sie sich an die Börsenregel "Sell in May and go away" halten?
Hussy: Wir gehen davon aus, dass der Mai nicht dasselbe Muster an den Tag legen wird wie im vergangenen Jahr. Das lässt sich schon allein mit der so genannten Verfügbarkeitsheuristik begründen. Die besagt, dass die Ereignisse am stärksten in Erinnerung sind, die noch nicht so weit zurückliegen. Daraus kann man vereinfachte Regeln ableiten. Dem Anleger ist bei dem Signalwort Mai vor allem der Mai des vergangenen Jahres mit der starken Korrektur sehr präsent. Er wird reflektieren, wie habe ich damals reagieren, wie kann ich die Fehler vom vergangenen Jahr vermeiden. Mehr zum Top-Thema
* Mai-Turbulenzen? * Umfrage: Angst im Mai?
boerse.ARD.de: Und welche Fehler sind das?
Hussy: Viele Anleger haben zu spät auf die scharfe Korrektur reagiert. Sie ließen sich von den Verkäufen und schlechten Nachrichten spätzyklisch anstecken. Danach fanden sie nicht rechtzeitig in den Markt zurück. Dieses Szenario hat der Investor nun im Hinterkopf: Es dürfte dazu führen, dass er bei einer sich abzeichnenden Korrektur versucht, früh auszusteigen, und danach sehr schnell wieder einzusteigen, um den Zug für eine Erholung nicht zu verpassen.
boerse.ARD.de: Das heißt, uns stehen recht turbulente Zeiten bevor?
Hussy: Ja, der Markt bietet gute Chancen, sich abermals die Finger zu verbrennen. Anleger müssen sich auf sehr schnelle, impulsive Bewegungen einstellen. Der Dax kann leicht 100 bis 150 Punkte an einem einzelnen Tag fallen. Aber Anleger werden ebenso schnell wieder einsteigen. Deshalb erwarten wir per Saldo im Mai eine Seitwärtsbewegung und keine Abwärtsfahrt wie im letzten Jahr.
boerse.ARD.de: Und was prognostiziert die Sentimentanalyse?
Hussy: Das kurzfristige Sentiment hat sich wieder in optimistischere Zonen vorgearbeitet. Die Investoren sind also zuversichtlich auf Sicht von einem Monat, aber noch nicht euphorisch. Auf Sicht von sechs Monaten ist der Optimismus allerdings deutlich niedriger, eher neutral. Von der rein technischen Seite zeigen Trendindikatoren wie der MACD ein sehr stark überkauftes Muster.
boerse.ARD.de: Das heißt also, es sieht auch von dieser Seite nicht gut aus für die Aktienmärkte?
Hussy: Genau. Sowohl die technischen als auch die sentimenttechnischen Vorzeichen signalisieren Gefahr für die Aktienmärkte. Die Indikatoren weisen auf eine Korrektur hin. Dazu kommen die typischen Saisonmuster und die erwähnte Verfügbarkeitsheuristik. Die mittelfristigen Trends sollten aber intakt bleiben.
boerse.ARD.de: Wie wird sich der Dax laut Ihrer Prognose im weiteren Jahresverlauf entwickeln?
Hussy: Bis zum August sollten beim Dax die alten Höchststände drin sein, es dürfte also bis auf 8.000 gehen, der EuroStoxx dürfte in Richtung 5.000 klettern. Danach sind wir allerdings ziemlich pessimistisch. Es sollte es zu einer scharfen Korrektur kommen. |