Analysten halten Volkswagen für zu teuer Das Übernahmeinteresse von Porsche hat Volkswagen zum teuersten europäischen Großhersteller von Autos gemacht. Anleger bezahlten zuletzt 117,70 Euro pro Aktie, das mehr als 14-Fache des für 2008 erwarteten Gewinns für Volkswagen-Aktien.
Der VW -Kurs hat sich in zwölf Monaten fast verdoppelt und stieg fünfmal so stark wie der Dax . Die Bewertung liege "deutlich über dem nachhaltigen Ertragsniveau", urteilen die Analysten der US-Bank JP Morgan. Sie schätzen den fairen Wert der Stammaktien auf 80 Euro. Dresdner Kleinwort stufte die Titel bereits am 21. Februar auf "Reduzieren" von "Halten" mit Kursziel 79 Euro herab.
Für das Kursplus von fast 50 Prozent zu ihrer Einschätzung machen die Analysten von JP Morgan Übernahmespekulationen verantwortlich. In der ersten Märzhälfte hätten 80 bis 100 Prozent der frei handelbaren VW-Aktien den Besitzer gewechselt, schätzt die Bank.
Jedes Übernahmeangebot, das bei dem aktuellen Kurs Aussicht auf Erfolg haben soll, wäre für Porsche demnach sehr teuer. Das aktuelle Übernahmeangebot von 100,92 Euro pro Aktie liegt dagegen 14 Prozent unter dem Schlusskurs vom Freitag. Der Preis richte sich nach den Optionen auf Stammaktien, die Porsche nun ausübt, um seinen Anteil von 27,3 auf 31 Prozent zu erhöhen, hieß es. Obwohl das Angebot wenig Aussicht auf Erfolg hat, könnte es Porsche nach Ablauf weniger Wochen freie Hand für eine Übernahme geben.
Denn nach Ablauf des Angebots steht es Porsche frei, weitere Aktien auch oberhalb des Angebotspreises zu erwerben. Die Käufe muss das Unternehmen nicht einmal melden, denn die nächste meldepflichtige Schwelle liegt erst bei 50 Prozent. Die Anmeldung des Angebots bei der Finanzaufsicht BaFin werde etwa vier Wochen dauern, danach beginne die Laufzeit des Angebots von vier bis zehn Wochen, teilte Porsche mit. In Unternehmenskreisen gilt es als wahrscheinlich, dass das chancenlose und aus taktischen Gründen erfolgte Angebot so bald wie möglich beendet wird. Schon in acht Wochen könnte es also so weit sein.
Die Spekulation auf eine Übernahme gilt dennoch als riskant. Denn immer wieder wurde in den vergangenen Wochen ein alternativer Weg der Machtübernahme von Porsche diskutiert. Neben den stimmberechtigten Stammaktien gibt es stimmrechtslose VW-Vorzugsaktien. Die Hauptversammlung könnte per Zweidrittelmehrheit deren Umwandlung beschließen. Da Niedersachsen mit Porsche gegen eine Übernahme von außen arbeite, sei die Zustimmung des Landes dazu wahrscheinlich, teilten die Analysten von Dresdner Kleinwort Anfang März mit. Porsche hat jedoch mitgeteilt, nur an Stammaktien von VW interessiert zu sein.
Andererseits stellt sich die Frage, wie wertvoll Stimmrechte bei VW abseits der Übernahmespekulation für Minderheitsaktionäre sind. Angesichts der Übermacht von Niedersachsen und Porsche bezeichnete JP Morgan sie als "wertlos".
Von Mark Böschen (Frankfurt) und Oliver Wihofszki (Stuttgart)
Quelle: Financial Times Deutschland Servus, J.B. -------------------------------------------------- "I believe that the first test of a truly great man is his humility." (John Ruskin) |