Gefolterter Häftling rief vergebens um Hilfe

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neuester Beitrag: 17.11.06 18:02
eröffnet am: 15.11.06 19:02 von: Happy End Anzahl Beiträge: 41
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16.11.06 16:22

95441 Postings, 8606 Tage Happy EndHast Du Deine beiden Postings

schon zur Löschung gemeldet? ;-p  

16.11.06 16:23

16600 Postings, 8053 Tage MadChartWarum sollte ich das tun?

16.11.06 16:24

1894 Postings, 6741 Tage Fintelwuselwixhaftbefehl

grade sagt mir mein Radio: "Gegen die drei Täter wurde HAFTBEFEHL erlassen!" Das ist Deutschland, Hauptsache bürokratisch korrekt!  

16.11.06 16:27
1

16600 Postings, 8053 Tage MadChartFintel, das war bürokratisch inkorrekt

Solange die drei nicht verurteilt sind, muss es heißen "die drei mutmaßlichen Täter"

 

17.11.06 08:52

95441 Postings, 8606 Tage Happy EndJustizministerin lehnt Rücktritt ab

SPIEGEL ONLINE - 17. November 2006, 08:36
URL: http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,449063,00.html

MORD IN DER JVA SIEGBURG

Justizministerin lehnt Rücktritt ab

Nach der Ermordung eines Häftlings in der Jugendhaftanstalt in Siegburg weist die nordrhein-westfälische Justizministerin Müller-Piepenkötter Rücktrittsforderungen zurück. Einem Bericht zufolge gab es unterdessen im Jugendhaus der JVA Düsseldorf einen neuen Vergewaltigungs-Fall.

Köln - Ein Häftling des Jugendhauses der Justizvollzugsanstalt Düsseldorf soll in der Nacht zum Donnerstag einen 19-jährigen Mitgefangenen vergewaltigt haben, berichtet die "Rheinische Post". Die Staatsanwaltschaft ermittle gegen den Verdächtigen. Gefängnisleiter Bernhard Lorenz habe der Zeitung bestätigt, dass eine Untersuchung des Opfers durch den Anstaltsarzt den Verdacht des sexuellen Missbrauchs erhärtet habe.

Überfälle von Häftlingen sind in deutschen Justizvollzuganstalten keine Seltenheit. Die JVA Siegburg: Nach einem Zwölf-Stunden-Martyrium starb dort ein 20-jähriger Häftling durch Mitgefangene DPA

Die JVA Siegburg: Nach einem Zwölf-Stunden-Martyrium starb dort ein 20-jähriger Häftling durch Mitgefangene

Zu Forderungen nach ihrem Rücktritt erklärte Nordrhein-Westfalens Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter, die Situation erfordere "nicht einen Menschen, der sein Amt hinwirft" und vor der Verantwortung davonlaufe. Gefordert sei jemand, der sein Amt mit Verantwortung ausübe, sagte sie im Deutschlandfunk. Dies wolle sie tun, indem sie den Fall lückenlos aufkläre und für die Zukunft die Weichen stelle, um solche Vorfälle zu verhindern.

Zur Aufklärung der Hintergründe bedürfe es "sorgfältiger Vernehmungen und Beweiserhebung", so die Ministerin. Diese habe sie veranlasst, indem sie disziplinare Ermittlungen angeordnet habe. Sie verwies darauf, dass sie vor einigen Wochen die Justizvollzugsanstalt Siegburg besucht habe. Sie habe nie einen Hinweis gehabt, dass dort "schlechte Zustände" herrschten.

Der nordrhein-westfälische Landtagsvizepräsident und frühere SPD-Fraktionschef Edgar Moron hatte angesichts der "katastrophalen Vorgänge in Siegburg" den Rücktritt der Justizministerin als "unausweichlich" erklärt. Die CDU-Politikerin trage zwar keine persönliche Schuld an den tragischen Vorgängen. Es sei jedoch "sonnenklar, dass sie dafür die politische Verantwortung übernehmen" müsse.

 

17.11.06 08:55
1

1355567 Postings, 7488 Tage moyaJetzt ist man noch nicht einmal mehr

im  sicher

Gruß Moya

 

17.11.06 09:07
5

16355 Postings, 7055 Tage quantasLieber Happy End

Waren da nich vorher Jahrzehnte die SOZIS am Ruder?

Na ja wenn jetzt ein SOZI eine Rücktritts-Forderung stellt,
finde ich das schon ausserordentlich daneben.

Diese Strukturen und Verhältnisse wurden von denen aufgebaut, vieleicht liegt es ja
auch am Geld das fehlt. Wer hat denn den Schuldenberg angehäufnet, der es allenfalls nicht erlaubt einen modernen Strafvollzug zu gewährleisten?
Da sind so viele Fragen offen.
Nein man fordert sofort den Rücktritt oben in der Politik.
Billige Effekt-Hascheri!


Ist der schon im nächsten Wahlkampf?

MfG
quantas

 

17.11.06 09:16
1

3 Postings, 6475 Tage raystream2blind?

jaja in die zelle gegangen und nichts auffälliges gesehen.
wie soll das denn bitte gehen.

aber da sieht man das mal wieder, beamte bekommen ihr geld egal ob sie rumsitzen und zuhören wie jemand gefoltert wird oder ob die mal wirklich nach dem rechten sehen  

17.11.06 09:19

13436 Postings, 8810 Tage blindfishganz meine meinung, raystream... o. T.

17.11.06 09:22
1

16355 Postings, 7055 Tage quantasAuch in der Schweiz ein toter Häftling

Streit mit tödlichem Ende in der Strafanstalt Pöschwies

Albaner stirbt nach Kopfverletzung

Nach einem Streit mit einem Zelleninsassen in der Strafanstalt Pöschwies in Regensdorf im Kanton Zürich ist ein 34-jähriger Albaner gestorben. Anstaltsdirektor Ueli Graf bedauert den Vorfall, hält aber an der Doppelbelegung von einzelnen Zellen fest.

(ap) Der Albaner erlag in der Nacht auf Dienstag im Spital seinen schweren Kopfverletzungen, wie die Zürcher Kantonspolizei mitteilte. Zur Auseinandersetzung war es am Samstag, 22. Oktober, gekommen. Ein 27-jähriger, ebenfalls aus Albanien stammender Gefangener, war mit den Fäusten auf den 34-Jährigen losgegangen.

Wie Graf auf Anfrage sagte, hätten die beiden bereits seit Anfang Jahr in derselben Zelle gesessen. Dabei habe es nie Schwierigkeiten gegeben. Zudem handelte es sich bei beiden Männern laut Graf nicht um Gewaltstraftäter. Beide seien wegen Betäubungsmitteldelikten gesessen.

Opfer erlitt Schädelhirntrauma

Auch an jenem Samstag deutete offenbar nichts auf den Streit zwischen den beiden Albanern hin. Laut Graf waren vier Aufseher rein zufällig auf die Auseinandersetzung aufmerksam geworden, weil sie wegen eines Fehlalarms der Brandmeldeanlage nochmals in den betreffenden Zellenbereich statt zum Mittagessen gingen. Während die Aufseher den 27-jährigen Täter überwältigten, sei das 34-jährige Opfer bereits bewusstlos gewesen. Der anstaltsinterne Arzt habe ein Schädelhirntrauma diagnostiziert. Das Opfer sei ins Spital geflogen und in ein künstliches Koma versetzt worden.

Laut Graf, der selbst sofort an den Ort des Geschehens gerufen wurde, haben seine Mitarbeiter alles richtig gemacht. Der Direktor der Strafanstalt Pöschwies sprach von einem tragischen Einzelfall, sah aber keinen Grund für interne Änderungen. Man versuche, geeignete Gefangene zusammenzulegen und achte etwa auf Nationalität, Religionszugehörigkeit oder ob die betreffenden rauchen oder nicht. Dennoch gebe es praktisch jede Woche Auseinandersetzungen zwischen Häftlingen.

14. November 2006

 
 

17.11.06 09:42

4506 Postings, 8622 Tage verdiIch denke mal,die Dame hat ihre Vollzugsanstalten

nicht im Griff.

Da bleibt für die Roswitha eigentlich nur der Rücktritt!

<iMG
 

17.11.06 09:46
1

16355 Postings, 7055 Tage quantasund so schön hätten sie es!

17.11.06 10:47

1010 Postings, 7484 Tage spalterKopf runter und durch

MORD IN DER JVA SIEGBURG

Justizministerin lehnt Rücktritt ab
Nach der Ermordung eines Häftlings in der Jugendhaftanstalt in Siegburg weist die nordrhein-westfälische Justizministerin Müller-Piepenkötter Rücktrittsforderungen zurück. Einem Bericht zufolge gab es unterdessen im Jugendhaus der JVA Düsseldorf einen neuen Vergewaltigungs-Fall.


Köln - Ein Häftling des Jugendhauses der Justizvollzugsanstalt Düsseldorf soll in der Nacht zum Donnerstag einen 19-jährigen Mitgefangenen vergewaltigt haben, berichtet die "Rheinische Post". Die Staatsanwaltschaft ermittle gegen den Verdächtigen. Gefängnisleiter Bernhard Lorenz habe der Zeitung bestätigt, dass eine Untersuchung des Opfers durch den Anstaltsarzt den Verdacht des sexuellen Missbrauchs erhärtet habe.

Überfälle von Häftlingen sind in deutschen Justizvollzugsanstalten keine Seltenheit. (mehr...)

DPA
Die JVA Siegburg: Nach einem Zwölf-Stunden-Martyrium starb dort ein 20-jähriger Häftling durch Mitgefangene
Zuvor hatte ein Folter-Mord im Siegburger Gefängnis für Entsetzen gesorgt. Der Mord hatte womöglich ein zynisches Motiv: Die Staatsanwaltschaft hält es für denkbar, dass die drei Häftlinge ihren 20-jährigen Zellengenossen quälten und zum Selbstmord zwangen, um vorzeitig entlassen zu werden - weil sie traumatisiert seien. (mehr...)

Zu Forderungen nach ihrem Rücktritt erklärte Nordrhein-Westfalens Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter, die Situation erfordere "nicht einen Menschen, der sein Amt hinwirft" und vor der Verantwortung davonlaufe. Gefordert sei jemand, der sein Amt mit Verantwortung ausübe, sagte sie im Deutschlandfunk. Dies wolle sie tun, indem sie den Fall lückenlos aufkläre und für die Zukunft die Weichen stelle, um solche Vorfälle zu verhindern.

Zur Aufklärung der Hintergründe bedürfe es "sorgfältiger Vernehmungen und Beweiserhebung", so die Ministerin. Diese habe sie veranlasst, indem sie disziplinare Ermittlungen angeordnet habe. Sie verwies darauf, dass sie vor einigen Wochen die Justizvollzugsanstalt Siegburg besucht habe. Sie habe nie einen Hinweis gehabt, dass dort "schlechte Zustände" herrschten.

Der nordrhein-westfälische Landtagsvizepräsident und frühere SPD-Fraktionschef Edgar Moron hatte angesichts der "katastrophalen Vorgänge in Siegburg" den Rücktritt der Justizministerin als "unausweichlich" erklärt. Die CDU-Politikerin trage zwar keine persönliche Schuld an den tragischen Vorgängen. Es sei jedoch "sonnenklar, dass sie dafür die politische Verantwortung übernehmen" müsse.

jjc/ddp

 

17.11.06 11:44
1

8451 Postings, 7383 Tage Knappschaftskassen#36 Hallo Verdi,

glaubtst Du im ernst bei einen anderen Kopf wäre sowas nicht passiert? Es gibt Dinge die passieren halt und hier war das der erste Fall wo sowas passiert ist. Selbst in Zukunft gibt es keine 100% Sicherheit und die gab es noch nie dass sowas nicht wieder passiert!

 

17.11.06 11:49
2

8451 Postings, 7383 Tage KnappschaftskassenNRW reagiert auf barbarischen Mord

http://www.focus.de/panorama/welt/justiz_nid_39432.html

Justiz

NRW reagiert auf barbarischen Mord

17.11.06

Nach der bestialischen Ermordung eines 20-jährigen Häftlings in der Justizvollzugsanstalt Siegburg will die NRW-Justizministerin den Jugendstrafvollzug ändern.

Er saß zum ersten Mal im Knast. Sechs Monate bekam der 20-jährige Hermann H. aufgebrummt – wegen Diebstahls mit einer Waffe. Und er hatte keine Chance, in seiner Zelle in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Siegburg der mit normalem Menschenverstand nicht vorstellbaren zwölfstündigen Folter, Vergewaltigung und anschließenden Ermordung zu entkommen. Seine drei 17, 19 und 20 Jahre alten Zellengenossen haben die grauenvolle Tat inzwischen weitgehend gestanden.


In einer Sondersitzung des Rechtsausschusses des Düsseldorfer Landtags kündigte die nordrhein-westfälische Justizministerin Roswitha Müller-Piepenkötter (CDU) am Donnerstagabend erste Änderungen im Jugendstrafvollzug an. So werde es die „möglicherweise risikoreiche“ Dreier- und Viererbelegung der Hafträume künftig nicht mehr geben.

In einer solchen Zelle starb Hermann H. Er war dort untergebracht, weil „in diesem Fall der Haftraum von zwei anderen Häftlingen renoviert werden musste“, so Müller-Piepenkötter. Auch ordnete die Ministerin für alle Gefängnisse an, dass die Bediensteten die Zellen künftig nachts verstärkt und zu unregelmäßigen Zeitpunkten kontrollieren müssen. „Offensichtlich hat es nicht genug Kontrollen gegeben“, sagte die Justizministerin mit Blick auf die schreckliche Tat in Siegburg.

Vorermittlungen gegen JVA-Personal

Obwohl sie in den Gefängnissen grundsätzliche „keine Anhaltspunkte für Personalknappheit“ habe, behält sich die CDU-Politikerin dennoch Konsequenzen vor. Gegen das Personal in Siegburg leitete die Ministerin überdies disziplinarische Vorermittlungen ein. Auch die Bonner Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen gegen verantwortliche Mitarbeiter der JVA.

„Ich schäme mich dafür, dass wir die Tat nicht verhindern konnten“, meinte die Justizministerin während der Sondersitzung. Persönliche Konsequenzen schloss Müller-Piepenkötter indessen kategorisch aus. Forderungen aus der SPD-Opposition nach einem Rücktritt entgegnete die Ministerin vor laufenden Kameras mit einem barschen „Nein!“.

Perverse Foltermethoden

Was am vergangenen Wochenende in der Siegburger JVA geschah, konnten selbst erfahrene Fahnder nicht fassen. Nach den bisherigen Ermittlungen beschlossen die drei Beschuldigten am Samstagmittag, ihren Mithäftling Hermann H. zu töten und die Tat als Selbstmord zu tarnen. Zunächst zwangen sie ihr Opfer, zwei Abschiedsbriefe zu schreiben. Diese vernichteten die mutmaßlichen Täter später. Stundenlang schlugen sie nach Angaben der Staatsanwaltschaft mit Fäusten und selbst gebastelten Werkzeugen auf H. ein. Auch sollen die Peiniger ihr Opfer gezwungen haben, Wasser mit scharfem Pulver und Salz zu trinken und eine Tube Zahnpasta zu essen. Sein anschließend Erbrochenes habe H. essen müssen. Außerdem sollen die drei Gefangenen ihn gezwungen haben, aus dem Halter der Toilettenbürste eine Mischung aus Urin und Spucke zu trinken.

Das Martyrium nahm laut Ermittler kein Ende. Die drei wegen Diebstahl, Körperverletzung und Raub inhaftierten Männer missbrauchten und vergewaltigten ihr wehrloses Opfer – und sie penetrierten es mit einem Gegenstand. Schließlich beschlossen sie laut Staatsanwaltschaft, Hermann H. zu erhängen. Besonders grausam: Drei bis zu zwei Stunden dauernde Versuche mit verschiedenen Kabeln seien misslungen, weil sie durchgerissen seien.

Beim vierten Versuch mit Bettlakenstreifen sei das Opfer, das sich vor der Toilettentür auf einen Eimer stellen musste, schließlich getötet worden. Vor der Ermordung hätten die Beschuldigten den Strang zunächst nach eineinhalb Minuten noch einmal gelöst und den Sterbenden mit Schlägen ein letztes Mal zu Bewusstsein gebracht.

Trotz Alarm keine Kontrolle

Während der barbarischen Brutalität passierten laut der Ermittlungen unglaubliche Pannen des Wachpersonals. So sei es H. während des Martyriums einmal gelungen, den Notknopf in der Zelle zu drücken. Als die Wärter über die Sprechanlage auch reagierten, hätten die Beschuldigten ihr Opfer von der Anlage weggezogen und einen Fehlalarm vorgetäuscht, indem der Notknopf mit dem Lichtschalter vertauscht worden sei. Niemand der Beamten kontrollierte daraufhin die Zelle. Besonders fatal: Als sich auch Zellennachbarn über den Lärm nebenan beschwert hätten, seien sogar zwei Bedienstete in dem Haftraum erschienen. Die drei Täter gaben laut Ermittlungen vor, „nur Möbel gerückt“ zu haben. H., das Opfer, habe auf einem der Betten gelegen. Die Wärter schauten aber nicht nach und verschwanden wieder.

In der Siegburger JVA, die nach Angaben des Justizministeriums für 649 Insassen ausgelegt ist, ín der aber tatsächlich 709 Häftlinge einsitzen, kam es zuletzt immer wieder zu Misshandlungen unter den Gefangenen. Allein in den vergangenen zwei Jahren geschahen laut Ministerium sechs schwere Übergriffe – darunter eine vorgetäuschte Geiselnahme und diverse Gewaltakte.

Bevor im jüngsten schlimmen Fall Hermann H. am Sonntagmorgen gegen 6.15 Uhr tot aufgefunden wurde, leisteten in der Nacht lediglich acht Vollzugsbeamte ihren Dienst in der gesamten Anstalt. Nach Angaben von Experten entspricht diese nächtliche Personalstärke an Wochenenden dem Durchschnitt in deutschen Gefängnissen.  

17.11.06 18:02
1

95441 Postings, 8606 Tage Happy EndJVA Siegburg: "Hier herrscht das Faustrecht"

SPIEGEL ONLINE - 17. November 2006, 17:28
URL: http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,449208,00.html

FOLTERMORD HINTER GITTERN

"Vor dem Siegburger Knast zittern die schwersten Jungs"

Von Julia Jüttner

Ignorante Wärter, träge Aufseher, rechtsradikale Insassen: Die JVA Siegburg, in der ein 20-jähriger Häftling von Mitgefangenen zu Tode gefoltert wurde, gilt als einer der härtesten im Land. Der Gefängnisleiter soll laut Insidern das Faustrecht unter Gefangenen geduldet haben.

Siegburg - Vor wenigen Jahren hing im Gefängnisflur neben der roten, verriegelten Zellentür 413, direkt über dem Lichtschalter, ein Poster: Darauf die Comic-Figur Garfield, zähnefletschend, aufgehängt an eisernen Handfesseln. Darüber steht in schwarzen Buchstaben: "Denk dran: Jeder Tag könnte dein letzter sein."

JVA Siegburg: "Hier herrscht das Faustrecht""Man muss nicht Psychologie studiert haben, um zu wissen, welche Botschaft dahinter steckt, ausgerechnet solch ein Plakat in einem Knast aufzuhängen", sagt einer, der die Anstalt damals besucht hat, zu SPIEGEL ONLINE. Ob das Poster noch heute hängt, ist nicht bekannt. Aus den Gefängnismauern darf nach der Ermordung des 20-jährigen Hermann H., Häftling in Haus 2, nichts mehr nach außen dringen. Drei Mithäftlinge hatten den Mann gefoltert und anschließend zum Suizid gezwungen.

Ein 25-Jähriger, der ebenfalls im Haus 2 des Jugendvollzugs einsitzen musste, hat den brutalen Gefängnisalltag dort vor sechs Jahren kennengelernt. "Unter den drei Schlägern ist hundertprozentig ein Rechter dabei", behauptet er im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Gerade die JVA Siegburg habe ein Problem mit Rechtsextremen hinter Gittern. Überall schwirre Propagandamaterial der Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene (HNG), eine der größten Neonazi-Vereinigungen in Deutschland, herum.

"Wenn die einen Junkie zu einem Nazi stecken, ist der Stress programmiert", sagt der Ex-Häftling, dessen Drogenkarriere ihn hinter Gitter brachte. Im Drogenmilieu Nordrhein-Westfalens fürchte man sich speziell vor der Siegburger Jugendstrafanstalt. "Da zittern sogar die ganz schweren Jungs. Man kann echt froh sein, wenn man im Erwachsenenvollzug landet. Dort wollen die Gefangenen ihre Ruhe und sind nicht so auf Krawall gebürstet."

Die jüngsten Häftlinge werden "Piccos" genannt. "Wenn es gut läuft, stecken sie zwei Piccos zusammen in eine Zelle. Das hilft nicht immer, aber sie sind wenigstens zu zweit, wenn die anderen durchdrehen", sagt der 25-Jährige. "Auf die Fresse gibt's aber immer. Manchmal hatte ich das Gefühl, das finden die Zuständigen auch absolut okay."

Verantwortlich für die Zustände ist Anstaltsleiter Wolfgang Neufeind. Er hat deshalb aber nicht nur viele Insassen zum Feind - auch den Großteil seines Mitarbeiterstammes. "Er sieht nicht nur aus wie ein Gefängnisdirektor aus den fünfziger Jahren - er verhält sich auch so", beschreibt ihn ein ehemaliger Beamter der JVA Siegburg im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE: "Der duldet das Faustrecht unter den Häftlingen und die innere Hierarchie. Der hat allerhand unterm Deckel zu halten: Allein in den letzten zwei Jahren soll es sechs brutale Übergriffe gegeben haben."

Sein Ex-Mitarbeiter wundert sich nicht, dass der Gefängnisleiter nicht zum Tatort in der Nasszelle erschienen ist, wo der 20-Jährige aufgefunden wurde: "Die Knackis sind weit unter seinem Niveau. Was meinen Sie, wie es zum Teil in den Zellen stinkt? - Viele putzen sich keine Zähne, geschweige denn den Rest. Herr Neufeind lässt sich nie in den Zellentrakten blicken. Das ist unter seiner Würde."

Trotz mehrfacher Anfrage von SPIEGEL ONLINE wollte sich Neufeind nicht zu den Vorwürfen äußern.

Umgangston hinter Gittern mehr als respektlos

"Personalmangel ist das größte Problem in deutschen Haftanstalten", sagt Friedhelm Sanker, Vizechef des Bundes der Strafvollzugsbediensteten in Deutschland (BSBD) - gerade an Wochenenden und Feiertagen herrscht absolute Notbesetzung. Das wissen auch die Gefangenen. Hermann H. wurde am vergangenen Samstag zu Tode geprügelt. Seine Peiniger hatten abgewartet, bis das Mittagessen gebracht wurde. Samstags und sonntags werden zwischen 12 und 13 Uhr mittags das Mittag- und das Abendessen auf einmal geliefert. Wenn die Gefangenen keinen Kontakt mehr mit dem Personal wünschen, sind sie von mittags bis zum nächsten Morgen auf sich alleine gestellt. Das nutzten die drei Häftlinge aus - und quälten Hermann H. auf bestialische Weise und zwangen ihn zum Selbstmord.

"Die Beamten sind wie die meisten Vollzugsbediensteten zum großen Teil unmotiviert. Oft sind sie krank geschrieben, weil es die einzige Möglichkeit ist, sich von dem Psychostress eine Auszeit zu nehmen", sagt der ehemalige Angestellte der JVA Siegburg. "Unter den Bediensteten sind auch viele sehr einfache Leute, die nur ihre acht Stunden absitzen und sich nicht wirklich um die Gefangenen kümmern. Viele haben selbst private Probleme, die meisten sind geschieden oder haben einfach andere Baustellen in ihrem Leben. Je länger man im Dienst ist, desto abgestumpfter wird man dabei auch."

Schuld sei auch der rüde, aggressive, respektlose Umgangston zwischen den Häftlingen und dem Personal. "Das kann sich keiner vorstellen, wie man da angebrüllt, beschimpft und behandelt wird", so der ehemalige JVA-Angestellte. Rückblickend muss er zugeben: "Die Häftlinge werden immer gewaltbereiter. Sie erleben ja auch den ganzen Tag nichts, langweilen sich und bekommen manchmal zur Strafe auch noch den Hofgang oder die Sporteinheit gestrichen."

Sein erschütterndes Resümee: "Bis zu einem gewissen Punkt hat der tragische Vorfall eine gewisse Normalität, denn es herrscht eine klare Unterordnung, was die körperlich und emotional Schwächeren in einer Zelle aushalten müssen. Alles bekommen die Wärter nicht mit."

Das bestätigt auch ein 21-Jähriger, der sechs Monate Haft im Jugendvollzug Siegburg abbüßte: "Gerade an den Wochenenden gibt es keine Form der Betreuung oder Beschäftigung. Und das soll Resozialisierung sein?", sagt er SPIEGEL ONLINE. Er selbst habe mitbekommen, wie Häftlinge einem Mitgefangenen auf dem Handrücken Zigaretten ausgedrückt hätten. Eingemischt habe er sich nicht. "Ich bin doch nicht lebensmüde!"

Wenn ein Insasse aufgrund einer Prügelei oder eines Folterexzesses nicht an der Arbeit der Gefangenen teilnehmen konnte oder wollte, ließ er sich krank melden.

Hermann H. kam an letzter Stelle in der Hierarchie

Der zu Tode gefolterte Hermann H. stand in der Häftlingshierarchie als Neuzugang ganz unten. So schockierend das Leben von Hermann H. endete, so traurig begann es in Leverkusen am 7. März 1986: Sein Vater soll wegen Missbrauchs seiner Stieftochter im Gefängnis gesessen haben, seine Mutter mit Drogen herumexperimentiert haben. Mit sechs Jahren kam er das erste Mal in ein Heim, wechselte diese des Öfteren. Mit 17 haute er ab, zog für kurze Zeit zu seinem Vater - und endete schließlich auf der Straße. Mit 16 stand er erstmals vor dem Jugendrichter: Insgesamt beinhaltet sein Strafregister 22 Eintragungen - Verbrechen, die er beging, um sich Geld für Drogen zu beschaffen - eine typische Diebstahlskarriere wegen Drogenabhängigkeit.

In die JVA Siegburg kam er letztendlich, weil er dabei erwischt wurde, wie er die Scheibe eines Kaugummi-Automaten einschlug - zu lang war das Register seiner Straftaten, zu oft hatte er gegen Bewährungsauflagen verstoßen, Sozialstunden nicht geleistet.

"Hermann war keiner, der alles aufmischte. Eigentlich war er einer, dem man helfen musste, weil er mit dem Leben nicht zurechtkam", erinnert sich Rainer Gurk, Leiter des Fachbereichs Kinder und Jugend im Jugendamt der Stadt Leverkusen im "Kölner Stadt-Anzeiger".

Staatsanwalt prüft Ermittlungsverfahren gegen Personal

Noch immer laufen die Ermittlungen, ob die Staatsanwaltschaft gegen das Haftpersonal ein Verfahren einleiten wird. Zwei Punkte stünden dabei im Zentrum der Ermittlungen, so Fred Apostel, Sprecher der Bonner Staatsanwaltschaft. Zum einen gehe es darum zu klären, warum kein Aufseher die Gemeinschaftszelle betrat, als Hermann H. den Knopf zum Rufen der Wärter gedrückt hatte; zum anderen ist noch immer unklar, warum wenige Stunden danach die beiden Vollzugsbeamten, die die Zelle betraten, sich nicht vom Zustand des misshandelten Häftlings überzeugten - sondern ihn in seinem Bett, unter seiner Decke liegen ließen.

 

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