manager-magazin.de DaimlerChrysler: Wie der Abschied versüßt werden soll Montag 20. März 2006, 23:02 Uhr
DaimlerChrysler will ein Teil seiner Führungskräfte mit hohen finanziellen Zusagen und langen Freistellungszeiten zum Ausstieg bewegen. Jetzt wurden Details zum geplanten Personalabbau bei Topangestellten bekannt.
Stuttgart - Eine DaimlerChrysler-Sprecherin sagte gegenüber manager-magazin.de, dass zwei Monatsgehälter pro Beschäftigungsjahr "die Basis" bei der Berechnung der Abfindungssumme für Führungskräfte seien. Ein überdurchschnittliches Angebot: Gängige Praxis an deutschen Arbeitsgerichten ist derzeit, dass lediglich ein Monatsgehalt pro Dienstjahr zugesprochen wird. Auch Alter, Einkommen und die Tätigkeitsebene würden berücksichtigt. Feilschen mit den Betroffenen soll allerdings unterbunden werden, die Abfindungsrechnungen seien standardisiert: "Zwei Mitarbeiter mit den selben Rahmenbedingungen werden exakt die selbe Abfindungssumme erhalten", so die Sprecherin.
Zusätzlich bietet das Unternehmen den Führungskräften "eine professionelle Begleitung zur beruflichen Neuorientierung außerhalb des Unternehmens" an. Dazu könnten sich Freiwillige bis zu zwölf Monate von ihrer derzeitigen Tätigkeit freistellen lassen. Eine Beratung könne aber auch nach dem Ende des Arbeitsverhältnisses noch in Anspruch genommen werden, sagte die Sprecherin.
Um die Mitarbeiter auf dem Weg zu einem neuen Arbeitsplatz zu begleiten, werde DaimlerChrysler einen externen Outplacement-Berater engagieren, dessen Name allerdings noch nicht genannt wird. Beim Stellenabbau in der Mercedes Car Group ist die Dekra Personaldienste GmbH für diese Aufgabe rekrutiert worden.
Ebenso wie für die Tarif-Mitarbeitern bei Mercedes wird auch Führungskräften der Verwaltung "eine Turbo-Regelung für Schnellentschlossene angeboten", so die Konzernsprecherin gegenüber manager-magazin.de. Der zunächst nicht näher bezifferte Betrag werde als Alternative zu dem Freistellungsjahr angeboten. Sobald betroffenen Führungskräften vom Konzern Angebote für eine Abfindung mit Freistellungsjahr, Turbo-Zuschlag oder, als dritte Alternative, zur Frühpensionierung gemacht werden, haben diese zwei Monate Bedenkzeit für ihre Entscheidung.
Entscheiden sie sich nicht zur Annahme des Angebots, erhöht sich das Risiko für eine betriebsbedingte Kündigung. Denn die Führungskräfte genießen im Gegensatz zu tariflichen Mitarbeitern keinen Kündigungsschutz durch die bis Ende 2011 laufende Beschäftigungssicherung bei DaimlerChrysler. Freiwillige können sich ab dem 1. April melden, wenn sie aus dem Unternehmen ausscheiden möchten. Bis dahin laufen an verschiedenen Unternehmensstandorten Informationsveranstaltungen zum Thema, heute fand die Aktion vor Führungskräften in der Konzernzentrale des Autobauers in Stuttgart-Möhringen statt.
Etwa jede fünfte Verwaltungsstelle fällt weg DaimlerChrysler will bis zum Jahr 2008 weltweit 6000 Stellen in der Verwaltung streichen, das ist etwa jede fünfte Stelle. Wie viele Führungskräfte abgebaut werden sollen, beziffert der Konzern nicht. Im Zuge des Stellenabbaus soll die Zentrale des Konzerns von Möhringen in den Stadtteil Untertürkheim umziehen, wo Motoren und Komponenten für Mercedes-Benz-Fahrzeuge produziert werden.
Seit Herbst läuft bereits ein Stellenabbau in der Produktion von Mercedes-Benz, da die Nobelmarke unter Überkapazitäten leidet. Binnen eines Jahres sollen dort 8500 Beschäftigte oder knapp zehn Prozent der Belegschaft mit Abfindungen bis zu 275.000 Euro freiwillig zum Gehen bewegt werden.
Im Januar hatte DaimlerChrysler berichtet, dass bei dem Personalanpassungsprogramm der Mercedes Car Group bis Ende Dezember etwa 5000 Beschäftigte Verträge über ihr Ausscheiden aus dem Unternehmen unterzeichnet hätten. Davon entfielen etwa 1100 Verträge auf Frühpensionierungen. Aktuellere Zahlen sollen nach dem 31. März vorgelegt werden. Dann läuft die bereits zweite Turbo-Zuschlagregelung für Mitarbeiter, die den Konzern zügig verlassen, aus.
manager-magazin.de mit Material von reuters Gruss Ice __________________________________________________ Börsengewinne sind Schmerzengeld. Erst kommen die Schmerzen, dann das Geld...(A.K.)
|