Software Ertragswende und Ausblick beflügeln Cancom-Aktie
04. Februar 2005 Abseits der großen deutschen Indizes setzt die Aktie der Cancom IT-Systeme AG am Freitag ihren Höhenflug der vergangenen Wochen fort. Die Notiz legt um 7,03 Prozent auf 3,35 Euro zu. Der Grund: Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr den Umsatz moderat gesteigert und vor allem die Ertragswende geschafft. Zudem erwartet der Vorstand des eigentümergeführten Konzerns ein deutliches Wachstum bei den Erlösen. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll überdurchschnittlich steigen.
Mit dem Ergebnis je Aktie von gut zwei Cent hat Cancom zwar die optimistischen Prognosen der Analysten von Independent Research und SES Research unterlaufen. Auch hat SES den Titel von „outperformer” auf „marketperformer” zurückgestuft - aber nicht aus Enttäuschung, sondern weil die Aktie zuletzt sich sehr stark verteuert hat. Analyst Frank Biller sieht den Bericht von Cancom als „im Prinzip ganz positiv” an, wie er zu FAZ.NET sagte. Das Unternehmen - das nach eigenen Angaben ein umfassendes IT-Dienstleistungsspektum mit Hard- und Software sowie Schulungen anbietet - habe seine „Hausarbeiten gemacht”. Er erwartet für 2005 eine Vervielfachung des Ergebnisses je Aktie auf 18 Cent und nach den fairen Wert auf 3,35 Euro von 3,07 Euro angehoben.
Independent Research hatte schon vor Bekanntgabe der Zahlen für 2004 und des Ausblicks die Gewinnschätzung von 17 Cent auf 21 Cent angehoben, da Cancom ein bayerisches Systemhaus übernommen hat, das rund 23 Millionen Euro Umsatz bringen soll, das sind gut zehn Prozent der bisherigen Erlöse von Cancom. Ein Kursziel wird nicht genannt.
Ergebnis vor Zinsen und Steuern soll um 153 Prozent steigen
Cancom hat nach vorläufigen Zahlen den Umsatz aus eigener Kraft um acht Prozent auf 206,8 Millionen Euro gesteigert, wie das Unternehmen in einer Pflichtmitteilung meldete. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen vervielfachte sich von 200.000 Euro auf 2,8 Millionen Euro und der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von minus 18,1 Millionen Euro auf plus 1,3 Millionen Euro. Unter dem Strich verdiente Cancom 200.000 Euro, während es im Vorjahr noch einen Verlust von 22,1 Millionen Euro erwirtschaftet hatte.
Zudem stieg die Summe der liquiden Mittel zum Jahresende auf 7,2 Millionen Euro. Das Unternehmen hatte zu diesem Zeitpunkt folglich 700.000 Euro mehr in der Kasse als von Independent Research erwartet. Die kurzfristigen Bankschulden konnten, „bis auf den kurzfristigen Anteil der langfristigen Darlehen”, vollständig abgebaut werden, wie es weiter hieß. Die Eigenkapitalquote stieg demnach von 36,5 Prozent auf 41,7 Prozent.
In diesem Jahr will Cancom den Umsatz um etwa 18,5 Prozent auf 245 Millionen Euro und das Ebit auf 3,3 Millionen Euro steigern, das wäre ein Plus von gut 153 Prozent. Zum Gewinn je Aktie schweigt sich das Unternehmen in der Pflichtmitteilung aus. Sprecher Achim Blohmann sagte aber zu FAZ.NET, die Mitte zwischen den Schätzungen von SES und Independent Research sei realistisch.
Aktie moderat bewertet, aber etwas teurer als Mitbewerber
Aus diesen Schätzungen ergibt sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von etwa 17 nach 110 für das abgelaufene Jahr. Anhand der Ergebnisannahmen für 2006 von SES (20 Cent) und Independent Research (36 Cent) errechnet sich ein KGV von 11,9 für das nächste Jahr. Damit scheint die Aktie gemessen an der Gewinndynamik nicht teuer zu sein. Allerdings ist sie mit Blick auf das laufende Jahr etwas höher bewertet als die Mitbewerber PC-Ware (14,2) und Bechtle (15,5), was ein relativer Nachteil ist.
Die charttechnische Verfassung spricht für Cancom. Zwar verläuft der langfristige Abwärtstrend bei etwa 4,50 Euro. Doch bewegt sich die Notiz nach einem Kursgewinn von fast 40 Prozent in den vergangenen drei Monaten in einem Aufwärtstrendkanal und schickt sich an, die aus dem Zwischenhoch vom August 2002 resultierende Hürde bei 3,35 Euro zu nehmen und das Zweijahreshoch bei 3,42 Euro zu toppen. Sollte die Notiz auch den Widerstand bei 3,55 Euro überlaufen, wäre technisch gesehen der Weg frei bis etwa 4,50 Euro.
Unter dem Strich mutet der Titel noch recht attraktiv an. Nach der starken Performance muß aber mit zwischenzeitlichen Gewinnmitnahmen gerechnet werden. Artikel-Service Drucken Versenden Vorherige Seite
Zum Thema Richtig gefiltert bieten gefallene Engel Kurschancen Zum Börsenkurs Kurs Chart Watchlist
FAZ.NET-Suche |