Studie Deutsche Medienbranche bietet Kurschancen
14. Mai 2004 Während der Börsenhausse in den 90er-Jahren erregten nicht nur die Internetwerte, sondern auch die Aktien von Medienunternehmen die Phantasie der Anleger. Man denke nur an die zunächst phänomenale und dann katastrophale Kursentwicklung von EM-TV. Wie bei diesem Wert kam es auch bei anderen Unternehmen der Branche zur Ernüchterung und entsprechenden Kursverlusten.
Mittlerweile hat sich die Lage beruhigt und der eine oder andere Wert zeigt mehr oder weniger deutliche Lebenszeichen. Nach einer Analyse des Analysten Michael Eisenbeis von Solventis Research besteht in der deutschen Medienbranche erheblicher Konsolidierungsbedarf, insbesondere für kleinere Medienunternehmen. Das biete dem richtig positionierten Anleger entsprechende Chancen. Angesichts operativer Fortschritte sei das Anlagerisiko überschaubar, zumal einige Werte überaus günstig bewertet zu sein scheinen.
Markt hat kleinere Medienwerte noch nicht richtig entdeckt
Trotz der in den vergangenen Monaten gestiegenen Kurse hat der Aktienmarkt bisher die kleineren deutschen Medienunternehmen noch nicht richtig entdeckt, obwohl eine Reihe von ihnen den operativen Turnaround im Jahr 2003 schafften. „Das Aufholpotential für die Aktienkurse ist erheblich, denn die Bewertung vieler Unternehmen ist sowohl auf Basis eines DCF-Modells als auch im Vergleich zu europäischen Medienkonzernen der ersten Reihe günstig. Zum Teil sind die Kursabschläge größer als 50 Prozent,“ sagte Analyst Eisenbeis bei einer Präsentation am Freitag.
Mit Risikoaspekten oder einer fehlenden Ausschüttung allein sei die Unterbewertung nicht zu erklären. Ausschlaggebend dürften nach seiner Schätzung die fehlende kritische Masse und der geringe Marktanteil sein. Mit Übernahmen oder Zusammenschlüssen ließen sich diese Mängel beheben, sofern sie finanzierbar sind. Mit der Mehrheitsübernahme von Constantin habe Highlight gezeigt, wie es gehe. „Wer nun nicht Bieter ist, wird zum Ziel oder spielt mittelfristig keine Rolle mehr am Medienmarkt“, erklärt Eisenbeis.
Natürlich lasse es sich grundsätzlich in einer Nische profitabel leben, wie das Beispiel e-m-s zeige. An gering kapitalisierten Werten würden institutionelle Anleger aber auch zukünftig eher geringes Interesse zeigen. Eine Börsennotiz sei angesichts der damit verbundenen Kosten wenig sinnvoll. Großaktionäre könnten aus diesem Grund verkaufsbereit sein, wenn der gebotene Preis stimmt.
Unternehmen mit „Gestaltungspotential“
Offensichtlich spekuliert der Markt bei VIVA auf eine Übernahme. „Denn allein aus operativer Sicht ist der aktuelle Kurs von rund 10,5 Euro nicht zu rechtfertigen, „erklärt Eisenbeis. Unternehmen wie Odeon Film, MME oder Neue Sentimental Film (NSF) könnten den Konsolidierungsprozeß aktiv gestalten. Übernahmeziele sollten vor allem nicht börsennotierte Konkurrenten sein.
Die Medienunternehmen müssen einen Umsatz oberhalb der kritischen Masse erreichen, um Skaleneffekte zu realisieren. Bei Unternehmen wie MME, e-m-s oder NSF mit Umsätzen unter 30 Millionen Euro sind die Gemeinkosten immer noch überproportional hoch. Eine deutliche Ausweitung der Umsätze würde überproportionale Ergebnissteigerungen mit sich bringen. Falls die Unternehmen zum Ziel eines Bieters werden, seien teilweise Kursverdoppelungen zu rechtfertigen.
Insgesamt empfiehlt Analysten Eisenbeis die Aktien von e-m-s new media, Highlight Communications, MME Me Myself & Eye Entertainment, Neue Sentimental Film und Odeon Film zum Kauf. Odeon scheint nach seiner Einschätzung besonders interessant zu sein. Denn die Aktie sei mit einer Marktkapitalisierung von aktuell 19 Millionen Euro und einer Ziel-Nettokassenposition im Jahr 2004 von 10,6 Millionen Euro oder 5,38 Euro je Aktie unterbewertet. Der faire Wert des Unternehmens liege bei 15,2 Euro, was einer Marktkapitalisierung von 30,4 Millionen Euro entspreche. Ein angemessener Übernahmepreis durch die Mehrheitseignerin Bavaria wäre aufgrund der Kostensynergien noch höher.
Text: @cri Bildmaterial: Solventis Gruss Eurofighter
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