MERCEDES V-KLASSE Bund fürs Reisen Von Jürgen Pander
Die so genannten Sport Utility Vehicles (SUV) sind gegenwärtig zwar in Mode, doch wesentlich mehr Nutzwert bei ähnlicher Größe und vergleichbarem technischen Leistungsvermögen bieten Maxi-Pkw vom Schlag der Mercedes V-Klasse. SPIEGEL ONLINE war mit dem V 220 CDI unterwegs. Kastiger Wagen mit Stern: Mercedes V-Klasse 220 CDI Die Rangordnung im Segment der Großraumautos, die unter Fachleuten Utilities genannt werden, ist seit Jahren festgefügt. Vorneweg in der Zulassungsstatistik fährt der VW Bus in seinen diversen Variationen, dahinter folgt die V-Klasse von Mercedes. Im vergangenen Jahr verkauften die Stuttgarter gut 10.000 Fahrzeuge der V-Baureihe, die sich somit als stärkster Konkurrent des Bestsellers aus dem VW-Werk in Hannover fühlen darf. Das 5,61 Meter lange, 1,88 Meter breite und 1,84 Meter hohe Auto bietet ein Höchstmaß an jener Eigenschaft, die jede Van-Version für sich reklamiert: Variabilität. Bis zu sieben Einzelsitze können installiert werden, dazu ein Klapptisch und eine Kühlbox. Außerdem steht reichlich Platz für Gepäck (581 bis 3406 Liter) zur Verfügung, das durch die seitliche Schiebetür oder die Heckklappe bequem eingeladen werden kann. Mercedes V-Klasse 220 CDI: Bis zu sieben Einzelsitze können eingebaut werden Seit vier Jahren fährt die V-Klasse in ihrem aktuellen, leicht kantigen und damit Lkw-ähnlichen Erscheinungsbild vor. Der kastige Wagen mit dem Stern ist sozusagen der Truck unter den Großraumfahrzeugen. Vor allem dann, wenn er mit dem drehmomentstarken und gut erzogenen CDI-Motor mit 2,2 Liter Hubraum und 122 PS (90 kW) ausgestattet ist. Die Maschine erlaubt passable Fahrwerte und ein sehr entspanntes Reisen auf der Autobahn. Der Verbrauch bleibt dabei im Rahmen, auch wenn unser Testmodell den offiziellen Wert von durchschnittlich 8,0 Liter Kraftstoff je 100 Kilometer um rund einen Liter pro 100 Kilometer überschritt. Allerdings waren wir auch mit vier Personen plus reichlich Ballast unterwegs.
Das Fahrverhalten, der Feder- und Dämpfungskomfort, die Lenkung und das per Joystick-Ganghebel auf dem Armaturenbrett geschaltete Fünfgang-Getriebe hinterließen einen ordentlichen Eindruck. Auch die Bequemlichkeit der Sitze und ihre Handhabung beim Versetzen oder Ein- und Ausbauen sind ok. Was dagegen negativ auffiel, waren die unübersichtliche Armaturentafel und die magere Leistung der Klimaanlage. Die Bedienung ist umständlich, die Wirkung kaum zu spüren. Angenehm in Optik und Haptik sind die Oberflächen des Innenraums gestaltet. Der Fahrer darf sich über ein fein gestaltetes Lenkrad und ein übersichtliches Cockpit freuen. Kleines Manko: Die Digitaluhr sitzt im Dachhimmel über dem Innenspiegel und ist bei Dunkelheit nicht mehr abzulesen. Mercedes V-Klasse 220 CDI: Bald nicht nur als Einheitsmodell, sondern auch in Variationen erhältlich Mercedes wird die kleinen Unzulänglichkeiten, die der V-Klasse noch innewohnen, demnächst wohl abstellen. Denn die nächste Generation des Groß-Pkw steht in den Startlöchern. Im Herbst auf der IAA wird das Auto seine Premiere erleben. Und auch das Camping-Modell Marco Polo (auf dem Caravan-Salon in Düsseldorf) sowie der eher auf Nutzwert ausgelegte Vito (auf der RAI in Amsterdam) werden in wenigen Monaten debütieren. "Die neue V-Klasse wird eine Eier legende Wollmilchsau", sagt ein Mercedes-Sprecher. Denn anders als bislang wird es den Wagen nicht mehr nur als Einheitsmodell geben, sondern mit diversen Variationsmöglichkeiten, was den Radstand und die Karosserielänge betrifft.
Damit bleibt die V-Klasse, deren neue Generation noch in diesem Jahr bei den Händlern stehen wird, an der Konkurrenz aus Wolfsburg dran. Der neue Multivan kommt im Mai zu den deutschen VW-Händlern, kurz darauf der VW Transporter, und im Herbst folgt dann das Camping-Version California. Während Volkswagen auf Traditionsdesign und edle Anmutung setzt, kann sich Mercedes etwas mehr Pep erlauben. Als "Premium" gilt die Marke mit dem Stern ohnehin.
Quelle: http://www.spiegel.de/auto/fahrberichte/0,1518,243339,00.html |