Die Preisgestaltung der gebratenen Stadionwurst erhitzt auch weiterhin die Gemüter. Für die einen der blanke Wucher, für die anderen ein leider notwendiges marktwirtschaftliches Übel. Schließlich will neben dem eigentlichen Wurstbräter (neudeutsch: Caterer) auch der Verein am Hunger seiner geliebten Fans ordentlich mitverdienen, denn der Letztgenannte braucht dringend frisches Geld. Und da, wo gleich zwei mitkassieren wollen, bleibt für planwirtschaftliche Überlegungen erst recht kein Raum. Eine preisliche Gestaltung der Grundversorgung wie zu DDR-Zeiten müssen die Karl-Liebknecht-Anhänger daher wohl vom laufenden Jahresplan streichen. Nun könnte an dieser Stelle ein sozialistisch angehauchter Wessi auf den genossenschaftlichen Gedanken kommen, den Caterer mit seinem Verdienstambitionen einfach auszuschalten und die ganze Braterei in Eigenregie zu organisieren, doch da hat der Softsozi die Rechnung ohne den Wirt gemacht. "Faule Bande Babelsberg" ist nicht nur einfach daher gesagt, das ist real existierende Qualität im Kiez, da tut man sich schon extrem schwer ein Spielfeld mit körperlicher Arbeit vom Schnee zu befreien, diskutiert lieber ausgiebig über eventuell dadurch entstehende Schäden am Geläuf, schont sich selbst und stellt für einige Wochen das Fußballspielen und -gucken einfach mal ein.
Wenn sich das Preisgestaltungsproblem der schlichten Wurst nun nicht so schlicht lösen lässt, so hält dies den Hardcore-Babelsberger in seiner Antihaltung nicht davon ab, trotzdem an andere und sein eigenes Gewissen zu appellieren. Gutmenschlich wie er nun mal ist, präsentiert er der Außenwelt den armen Mitfan, der gerade mal so mit Mühe und Not den Eintrittspreis für das Stadion zusammenkratzt, der nun hungernd, durstend und im Winter mangels ausreichender Verpflegung frierend im großen Rund verweilen muss. Oder die vierköpfige Standardfamilie, für die der Besuch ein einzigen Heimspiels preistechnisch zum Luxuskurzurlaubstrip mutiert. Dieser Wucher kann bei allen eigenen Ambitionen zur schnellen Rückkehr in den Profifußball nicht toleriert werden, da muss ein sichtbares Zeichen gesetzt werden. Die personalisierte Lösung: Ein Hungerstreik für neunzig Minuten plus Pause.
Ich als "Ganz-weit-weg-Edelfan" kann angesichts der katastrophalen sozialen Umstände, die da im Berliner Vorort vorherrschen, nur die Bitte an die Vereinsverantwortlichen richten, möglichst schnell Verbindung mit der ortsansässigen Tafel aufzunehmen, um für Heimspieltage mit einer mobilen Versorgungseinheit die Bedürfnisse der Ärmsten unter den Armen zu lindern.
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