Bezahlfernsehen: Sky, der Geldvernichter
07.08.2010 | 18:29 | von Nicole Stern (Die Presse)
Vier Chefs in vier Jahren. Die siebte Kapitalerhöhung seit fünf Jahren. Vor mehr als einem Jahr wurde der Bezahlsender Premiere in Sky umbenannt. Geholfen hat all das aber nichts. Denn Sky macht Verluste.
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Irgendwie reicht das Geld nicht aus. Irgendwie reicht es nie aus. Der deutsche Bezahlsender Sky, vormals Premiere, verschlingt mehr Geld als er verdienen kann. Ein Dilemma – und das seit Jahren. Besserung ist kaum in Sicht. Der Medienmogul Rupert Murdoch kann da auch nicht viel ausrichten. Sein Name allein hat Sky nämlich noch nicht in höhere Sphären katapultiert. Die News Corporation, Murdochs Medienimperium ist an Sky, mit rund 45 Prozent beteiligt.
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Bereits jede sechste Österreicherin hat einen Partner online kennen gelernt. Finden auch Sie mit diepresse.com/partnersuche den Menschen, der zu Ihnen passt. Weitere Informationen » Erst vergangene Woche, als die neuen Quartalszahlen präsentiert wurden, erfuhren die Aktionäre, dass der Konzern frisches Kapital benötigt. Wieder einmal. Diesmal geht es um mindestens 340 Millionen Euro. Es wäre die siebte Kapitalerhöhung seit dem Börsegang im Jahr 2005. Der Großaktionär hat bereits zugesichert, mitzuziehen. Angesichts des Volumens reagierten die Märkte jedoch empört. Das Sky-Papier rutschte um mehr als 25 Prozent auf 1,05 Euro ab – ein Rekordtief. Die Aktie erlitt den viertgrößten Kurseinbruch in ihrer Geschichte. An diesem Vormittag wurden so viele Sky-Papiere gehandelt, wie von den drei deutschen Börsenriesen Infineon, Deutsche Post und Deutsche Telekom zusammen. Das große Problem von Sky: Der Sender ist laufend defizitär. Seit den 90er Jahren hat das Unternehmen erst einmal Gewinne abgeworfen. Und das war im Geschäftsjahr 2005. Auch der vierte Chef in vier Jahren, derzeit ist Brian Sullivan an der Macht, kann das nicht ändern. Im ersten Halbjahr betrug der Verlust von Sky 178,9 Mio. Euro. Die rund 2,5 Millionen Kunden reichen da offenbar nicht. Erst ab zumindest 2,8 bis drei Millionen Abonnenten könnte Sky profitabel sen, heißt es. Zwar schließen jeden Monat zahlreiche Kunden ein Abo ab. Aber ziemlich viele kündigen ihren Vertrag auch rasch wieder auf. Das grundsätzliche Problem, das Sky hat, teilt das Unternehmen mit seinem Vorgänger Premiere: Bezahlfernsehen funktioniert am deutschen Markt nicht. Im Grunde genommen hat es nie funktioniert.
Kein Platz mehr. Leo Kirch musste das bereits schmerzhaft erkennen, als sein Unternehmen im Jahr 2002 zusammenbrach. Heute kann man sagen, dass Premiere vielleicht nicht der einzige, aber der bestimmende Faktor für den Untergang Kirchs war. Auch Rupert Murdoch verlor damals ganz schön viel Geld. Nun ist Murdoch wieder dabei sich ein Milliarden-Grab zu schaufeln. Der australische Mogul ist also entweder verbissen, oder beratungsresistent. Oder aber, er klammert sich an die Hoffnung. Denn die stirbt ja bekanntlich zuletzt. Dass Pay-TV in anderen Ländern wie Frankreich oder Großbritannien funktioniert, garantiert das Überleben in Deutschland noch lange nicht. Doch warum? Für Helmut Thoma, den langjährigen RTL-Chef ist die Erklärung einfach: In diesen Staaten konnte sich das Bezahlfernsehen früh etablieren. Neben einigen wenigen öffentlich-rechtlichen Programmen war nicht allzu viel da, was konsumiert werden konnte. Während das Modell in Frankreich oder Großbritannien also zu einem fixen Bestandteil des Fernsehalltags wurde, feierte in Deutschland das Privatfernsehen seinen Siegeszug. Daneben beackerten zusätzlich die öffentlich-rechtlichen Anstalten den Markt. Für Pay-TV war da schlicht und einfach kein Platz mehr. Und daran hat sich bis heute nichts geändert. Allein die ProSiebenSat.1-Gruppe hat in Deutschland heute einen Marktanteil von rund 31 Prozent unter den 14- bis 49-Jährigen. RTL ist noch größer. Auch ARD und ZDF schlagen sich gut. Doch das alleine, ist für Sky noch nicht mal das Schlimmste. Mindestens genauso furchtbar dürfte sein, dass das Geschäftsmodell „Spielfilme verkaufen“ schon lange Garant mehr dafür ist, ausreichend Geld zu verdienen.
Fußball für Hardcorefans. „In Deutschland werden jedes Jahr 8000 Spielfilme gesendet“, sagt Thoma. Die Zuschauer hätten also genügend Auswahl und wenig Grund, auf Sky zurückzugreifen. Während die Bezahlsender in den USA zudem eigene Serien, wie „The Sopranos“ oder „Sex and The City“ produzieren, ist Sky davon weit entfernt. Doch der Kanal ist in Deutschland ja nicht nur für seine Spielfilme bekannt. Sondern auch für Fußball. Fußball sei in der Bundesrepublik zwar wichtig, aber eben nicht in dem Ausmaß, wie das in England oder Italien der Fall sei, sagt Thoma. Zwar überträgt Sky alle Spiele der deutschen Fußball Bundesliga live, aber das, so Thoma, würde bloß die Hardcorefans interessieren. Die anderen Zuseher hätten schon längst die Möglichkeit, Spiele über das Breitbandangebot der Deutschen Telekom zu sehen. Hinzu kommt wahrscheinlich auch, dass „die Leute nicht in fixe Verträge hineingezwängt werden wollen“, wie Kommunikationswissenschafter Thomas Bauer sagt. „Vor allem dann nicht, wenn sie ihr Programm nicht selbst bestimmen können.“
Planlos. Welche Alternativen bleiben Sky nun? Vermutlich nicht allzu viele. Da wäre entweder die Pleite, oder aber Murdoch holt sich einen strategischen Partner an Bord. Wie die Telekom oder einen Kabelnetzbetreiber. Denn gerade mit letzteren gab es in der Vergangenheit immer wieder Verständigungsprobleme, sagt ein Brancheninsider. Sky müsse mit den Kabelanbietern viel stärker ins Gespräch kommen. Immerhin würden diese die Infrastruktur zur Verfügung stellen. In Österreich funktioniert nicht einmal das. Der Kabelnetzbetreiber UPC bietet etwa keine Sky-Pakete an. Man befinde sich derzeit in Verhandlungen, heißt es bei der Kundenhotline. Eines dürfe man aber auch nicht vergessen, erzählt der Branchenkenner weiter. Um das Image des Bezahlfernsehens war es in Deutschland nie wirklich zum Besten bestellt. In all den 20 Jahren nicht, die es Pay-TV bereits gibt. Das liege wohl auch daran, dass der Medienunternehmer Leo Kirch viele Gegenspieler hatte und bei den Medien keinen besonders guten Ruf genoss, sagt der Experte. So sei Kirch nicht selten als Abzocker hingestellt worden, führt er weiter aus. Und dieses Image sei an dieser Art des Fernsehens eben haften geblieben. Erzähle man etwa, dass man einen bestimmten Film auf Sky gesehen habe, würde die Umgebung nicht „Wow“ sondern „Wäh“ murmeln. Der ehemalige RTL-Chef Thoma sagt jedenfalls: „So kann es mit Sky nicht weitergehen.“ Doch offenbar geht es so weiter. Denn vom Ziel, im Jahr 2011 operativ schwarze Zahlen zu schreiben, hat sich das Unternehmen längst entfernt.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.08.2010) http://diepresse.com/home/kultur/medien/586214/...-der-Geldvernichter ----------- Wer sich über mich ärgert,der hat kein Problem mit mir, sondern mit sich selbst |