Overath: Helmes kommt nur in Köln klar!
Klartext vom FC-Boss. Das große Interview mit Wolfgang Overath – Teil II. In BILD spricht er über Ex-Trainer Frank Schaefer, Neu-Trainer Ståle Solbakken, über Poldi und Patrick Helmes.
BILD: Warum war es bisher so schwer, den richtigen Trainer zu finden, Herr Overath?
Overath: „Das ist grundsätzlich schwer – nicht nur bei uns.“
Aber Köln musste schon häufig wechseln...
Overath: „Dann muss man aber auch die Einzelfälle sehen. Bei Huub Stevens hat es ja gepasst. Aber seine Frau war damals krank, und er konnte und wollte aus diesem Grund damals nicht weitermachen. Dann kam Uwe Rapolder. Der hatte zuvor mit Bielefeld sensationelle Erfolge. Deshalb waren wir alle hier von ihm überzeugt. Sein Nachfolger Hanspeter Latour war ein sauberer, anständiger Mensch. Aber man musste schnell feststellen, dass die Bundesliga zu schwer für ihn war. Christoph Daum hatte ein Riesenangebot von Fenerbahce und wollte von sich aus weg. Bei Soldo war es so, dass wir uns aus sportlichen Gründen nach fünf Punkten aus neun Spielen trennen mussten. Letztlich haben wir uns also von drei Trainern in sechs Jahren von uns aus trennen müssen. Natürlich hätten wir lieber auch mehr Kontinuität, es ist aber im harten Liga-Geschäft nicht ungewöhnlich.“
Frank Schaefer blieb auch nur wenige Monate.
Overath: „Schmiss aber auch von sich aus hin.“
Hätte er ja gesagt – wäre er jetzt noch Trainer?
Overath: „Ganz klares Ja. Seit Dezember lag ihm ein Drei-Jahres-Vertrag vor, und er hätte ihn bis zum letzten Tag jederzeit unterschreiben können. Wir haben bis zur letzten Sekunde nie mit einem anderen Trainer gesprochen. Und selbst als er mich am Abend vor seinem Rücktritt anrief und sagte, dass er aufhört, habe ich ihn noch gefragt: ‚Was kann ich machen, damit du das zurücknimmst? Wir tun alles.’ Aber er wollte es nicht.“
Ihre Kritiker werfen Ihnen falschen Umgang mit Schaefer vor.
Overath: „Weil hier in Köln eine Lügengeschichte aufgebaut wurde. Plötzlich hieß es: Schaefer sei von Finke und Vorstand gemobbt worden. Übelste Unterstellungen wurden da ausgepackt, obwohl Schaefer selbst sich mehrmals deutlich – auch in Pressekonferenzen – erklärt hat. Das ist die Wahrheit. Dass der Verein ihn rausgemobbt hat, ist frei erfunden und falsch.“
Jetzt soll Solbakken es richten.
Overath: „Ja. Ich halte sehr viel von ihm. Wir haben mit ihm drei Stunden zusammengesessen, über Fußball und den FC gesprochen. Danach hat er sich das Geißbockheim angeschaut. Einen Tag später hat er uns dann zugesagt. Ich denke er wird uns richtig weiterhelfen.“
Warum ist er der Richtige?
Overath: „Er gehört der neuen Trainer-Generation an, ist ein Typ ist wie Klopp oder Tuchel. Er hat Feuer, ist taktisch sehr gut geschult und macht auch menschlich einen sehr guten Eindruck. Dazu war er ein guter Spieler mit fast 60 Länderspielen. Ich habe ihm bei unserem Treffen gefragt: ‚Was ist für Dich ein guter Trainer?’ Da hat er gesagt: ‚Freund und Chef.’ Das fand ich eine tolle, authentische und sympathische Aussage. So einen Typen brauchen wir. Und deshalb glaube ich, dass er immer versuchen wird, mit allen Spielen vom Top-Mann bis zum Ersatzspieler zu reden, aber auch knallhart sein kann. So hast du hier eine Chance.​ Und ich glaube, dass wir jetzt mit ihm und Volker Finke als Sportdirektor eine gute Kombination haben.“
Der erste Neuzugang ist ein Albaner. Setzt Köln wieder auf Multi-Kulti?
Overath: „Es ist doch egal, wo die Spieler herkommen. Wichtig ist, dass sie Qualität haben. Ich habe schon vor Jahren gesagt, dass wir nur eine Chance haben, wenn wir junge Spieler heranziehen und ausbilden. Wo die herkommen, ist zweitrangig. Jungs wie Maniche und Petit können wir uns auf Dauer finanziell nicht erlauben. Und bei deutschen Talenten ist es einfach unheimlich schwer, weil sie mit 17, 18 Jahren meist schon bei allen Klubs im Fokus stehen. Da können wir auch beim Geld nicht mithalten..“
Wann holt der FC wieder einen Top-Star?
Overath: „Schwer zu sagen. Wichtig ist aber doch erst mal, dass wir dauerhaft nichts mit dem Abstieg zu tun haben. Dafür brauchen wir eine gut funktionierende Mannschaft, ein Kollektiv. Und ich bin überzeugt, dass es am Ende entscheidend ist, einen guten Trainer zu haben. Nürnberg, Mainz, Hannover und Freiburg haben das doch bewiesen – ohne viele Top-Stars.“
Was wird aus Geromel, Mohamad oder Poldi... Overath: „Ich sehe keine Gefahr, dass sie gehen, und ich glaube nicht, dass wir Spieler abgeben, die wir brauchen.“
Trotz der Schulden-Last?
Overath: „Aber bitte. Was sind circa 25 Millionen Euro Schulden in der Bundesliga? Zehn Millionen waren da, als wir einstiegen. Dann haben wir investiert und Poldi zurückgeholt. Wenn es bei uns so dramatisch ist, was soll man denn dann bei Schalke, Dortmund oder anderen sagen? Man muss doch immer den Gegenwert sehen. Und allein Poldi und Geromel sind mehr wert als die Gesamtschulden.“
Wie viel Poldi gehört dem FC?
Overath: „Alles.“
Aber es gibt doch Beteiligungen von Investoren?
Overath: „Deshalb kriegen sie bei einem Wechsel ja ihren Anteil auch zurück. Aber Poldi gehört uns, und nur wir entscheiden, was mit ihm passiert.“
Machen Sie sich Sorgen, er könne irgendwann keine Lust mehr auf Köln haben?
Overath: „Überhaupt nicht! Poldi fühlt sich wohl wie kein anderer in Köln. Und wenn es Gerüchte gibt, er stünde vor einem Wechsel, dann wird das sicher gezielt gesteuert. Ich glaube vielmehr, Lukas würde sich bei anderen Klubs nicht so wohl fühlen wie bei uns. Er liebt die Region, die Menschen, den FC. Er ist ein überragender Fußballer und ein ganz prima Typ.“
Und wann holen Sie Patrick Helmes zurück?
Overath: „Auch Patrick ist ein sensationeller Junge – und ich bleibe auch bei ihm dabei: Er wird sich nirgendwo und bei keinem anderen Verein so wohl fühlen wie bei uns! Helmes hat immer noch eine ganz besondere Beziehung zu uns, und ich weiß nicht, wie oft er inzwischen den Tag verflucht hat, an dem er hier wegen des Geldes weggegangen ist. Vom Typ und von seiner Klasse würde ich ihn sofort nehmen, und ich werde die Hoffnung auch nie aufgeben. Aber woher sollen wir das Geld nehmen? Das haben wir einfach nicht. Schade!“
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