Vor fünf Jahren verließ Ron Sommer die Telekom Herr der Volksaktie unter Druck Von Bodo Scheffels
Die Ära Ron Sommer bei der Deutschen Telekom währte sieben Jahre. Nach einem furiosen Börsenstart noch hoch gelobt, wurde er am 16. Juli 2002 nach einer Reihe von Misserfolgen abgelöst. Zur Ruhe ist die Telekom seither nicht gekommen. Mit hoher Reputation und Elan zur Deutschen Telekom 1995 übernahm Ron Sommer den Vorstandsvorsitz der Deutschen Telekom. Das Staatsunternehmen - erst vor wenigen Jahren aus der Bundespost herausgelöst - sollte an die Börse. Und an der Spitze sollte ein Mann stehen, der internationale Erfahrung mitbrachte, der glänzend reden und repräsentieren konnte und der den Börsenstart zu einem Erfolg machen sollte: Für das Unternehmen, für den Bund als Verkäufer und für die neuen Aktionäre. Ron Sommer erreichte dieses Ziel. Der Börsengang der Deutschen Telekom brachte dem Unternehmen den Zugang zum Kapital der Anleger, er bescherte dem Bund Milliardeneinnahmen, und aus den Deutschen wurde plötzlich ein Volk von Aktionären.
Die Aktie Für den Börsengang holte sich Ron Sommer einen Sympathieträger an die Seite: Manfred Krug trommelte zusammen mit dem Vorstandschef an jeder Ecke für den Kauf von Telekom-Aktien. Zusammen brachten sie 1,9 Millionen Deutsche dazu, T-Aktien zu kaufen. Für 650.000 Anleger war es das erste Mal, dass sie ihre Angst vor der Börse ablegten und T-Aktien kauften. 28,50 Mark (14,57 Euro) kostete die Aktie damals. Schnell kletterte sie immer höher und erreichte am 6. März 2000 mit 104,90 Euro ihren Höchststand.
Von der Volksaktie zur Voksgeißel: Die T-Aktie Und heute? Vom Erfolg des Börsengangs ist nicht viel geblieben. Nur wer seine Anteile rechtzeitig verkaufte, verdiente Geld. Wer seine Anteile aber hielt, machte ein schlechtes Geschäft. Denn seit dem Hoch im Jahr 2000 ging es bis Ende 2001 mit der T-Aktie nur in eine Richtung: abwärts. Der Bund als Mehrheitsaktionär wollte endlich wieder gute Zahlen und Geld sehen, die Kleinaktionäre fühlten sich verschaukelt. Kein Wunder also, dass Telekom-Chef Ron Sommer unter Druck geriet.
Mitarbeiter Die Telekom beschäftigt heute rund 250.000 Menschen weltweit. Das klingt nach viel, verglichen mit den etwa 223.000 Mitarbeitern zum Zeitpunkt der Privatisierung. Dabei sind bereits mehr als 100.000 Stellen in Deutschland abgebaut worden, und trotzdem ist noch nicht der geplante Endstand erreicht. "Es ist aus ihrer Geschichte heraus klar, dass die Telekom auf einem riesigen Stamm an Mitarbeitern sitzt. Bei einem Teil davon handelt es sich um Beamte, die unkündbar sind und für die die Telekom aber kaum noch Verwendung hat", sagt ein Telekom-Manager, der nicht genannt werden will. Die Auslagerung von Service-Mitarbeitern in eigene Gesellschaften ist da nur ein logischer Schritt.
Die Nachfolger Zwar beteuerten die Politiker einhellig, keinen Druck auf Ron Sommer ausgeübt zu haben. Doch als er ging, übernahm nicht etwa sofort ein neuer starker Mann das Ruder. Stattdessen wurde mit Helmut Sihler ein Übergangskandidat installiert, der das Unternehmen erst einmal nur in ruhigeres Fahrwasser führen sollte. Im November 2002 übernahm dann Kai-Uwe Ricke, dessen Vater den Konzern bereits einmal geführt hatte, den Posten des Vorstandschefs. Schuldenabbau, Konsolidierung, Sparen: die Vorgaben für Ricke waren klar. Er nahm außerdem die noch unter Aktienfan Ron Sommer platzierte Internettochter T-Online wieder von der Börse, um die Strategie des Konzerns bei den schnellen DSL -Anschlüssen zu vereinheitlichen. Das alles aber führte weder zu einem starken Anstieg der Aktie noch zu einer wesentlich besseren Marktposition des Ex-Monopolisten. Die Folge: am 12. November 2006 trat Ricke zurück, einen Tag später wurde Rene Obermann zum Nachfolger ernannt. Dessen Aufgabe: den Aktienkurs hochbringen. Erfolg: Noch offen.
Die Aussichten Jede Zeit fordert einen bestimmten Chef: "Als Ron Sommer die Telekom führte, stand Wachstum lange ganz oben auf der Wunschliste der Investoren", sagt Stefan Borscheid, Telekom-Analyst bei der WestLB. Jetzt dagegen sei die Zeit, in der die Investoren mehr Wert auf eine solide Bilanz legten. Die Telekom-Vorstandsvorsitzenden nach Ron Sommer hätten deshalb stark daran gearbeitet, die Kosten- und die Schuldenseite zu verbessern. "So konnte die Verschuldung der Telekom zurückgefahren werden", so Borscheid.
Die Zukunft der Telekom hängt jetzt davon ab, ob sich der Kundenschwund stoppen lässt. Denn immer neue Wettbewerber nehmen der Telekom hunderttausende Kunden ab: Alleine im ersten Quartal 2007 liefen 588.000 Telekom-Kunden zur Konkurrenz über. Ob sich der Trend stoppen lässt? Das ist in jedem Falle die entscheidende Frage für Obermann. Der neue Vorstandschef muss sich nicht nur daran messen lassen, ob er die Sparziele seiner Vorgänger umsetzt oder sogar übertrifft. Die Investoren erwarten von ihm, den Marktanteil der Telekom zu stabilisieren oder sogar wieder zu steigern. Und das wird schwierig in einem Markt, bei dem die Regulierung vor allem das Ziel hat, den Wettbewerb zu stärken und damit die Preise für die Endkunden zu senken. Was bislang gut gelungen ist.
--> Wenn Congstar in die Hose geht, ist wohl ALLES verlosen ;-) |