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Wirtschafts Blatt
Gut getimt ist halb gewonnen. Just einen Tag bevor der Flieger in Richtung London abhob, wo das AT&S-Management am Dienstag auf einer Roadshow neue Investoren gewinnen wollte, ließ die Firma eine „Gewinnwarnung“ vom Stapel, die für Furore sorgte und derzeit die Rechenmaschinen der Analysten glühen lässt. Der Gewinn je Aktie soll im laufenden Geschäftsjahr nicht – wie noch im Juli prognostiziert – bei 1,15 € liegen, sondern sich wohl eher im Bereich von 1,75 € bewegen. Selbst für langjährige AT&S-Beobachter ist diese Prognoseanhebung eine echte Bombe. Denn das Management des Unternehmens ist bekannt dafür, dass es äußerst realistische – um nicht zu sagen vorsichtige – Prognosen abgibt. Ein Umstand, der von manchem Analysten, der endlich wieder die Wachstumsstory AT&S erzählen wollte, bisweilen schon heftig kritisiert wurde.
60 Prozent mehr Gewinn
Doch seit Montag ist alles anders, und die Wachstumsstory ist auf der Gewinnseite endlich wieder intakt. Treffen die Prognosen ein, so wird AT&S im laufenden Geschäftsjahr nicht nur einen neuen Rekordumsatz einfahren, sondern den Gewinn je Aktie gegenüber dem Vorjahresergebnis um sage und schreibe mehr als 60 Prozent verbessern. Ein Umstand, der aus dem „faden Papier“, wie wir die Aktie noch im Jänner nannten, wieder einen Gipfelstürmer machen sollte. Zugegeben, die AT&S-Aktie gefällt uns schon ziemlich lange, und bereits im Jänner bzw. im Oktober des Vorjahres meinten wir, dass die Aktie noch einiges an Potenzial hat. Allein der Markt hat unseren Optimismus lange nicht im vollen Ausmaß geteilt. Seit unserer vorläufig letzten Analyse vom Jänner hat das AT&S-Papier 12,5, seit Oktober etwas mehr als 17 Prozent zugelegt.
Zurückhaltung eröffnet Chance Andererseits hat diese Zurückhaltung der Investoren, mit der in den letzten Monaten nicht nur wir, sondern auch die professionellen Analysten, die der Aktie äußerst freundlich gesonnen sind, konfrontiert waren, auch ihr Gutes. Denn selbst nach dem jüngsten, durchaus heftigen Kursanstieg, ist die Aktie günstig wie nie zuvor. Rechnet man den aktuellen Kurs auf das für heuer prognostizierte Ergebnis je Aktie um, so liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis derzeit bei 10,45. Mit diesem Wert ist AT&S der günstigste Titel im deutschen DecDAX. Selbst wenn man die 160 Titel der bekanntesten deutschen Indizes DAX, MDAX, SDAX und TecDAX) durchforstet, finden sich nur 14 Aktien, die aktuell ein günstigeres KGV aufweisen. Auch im Wiener ATX finden sich nur vier Wertpapiere (RHI, OMV, Voestalpine und Böhler-Uddeholm), die auf Basis der Gewinnschätzungen für heuer ein besseres – sprich günstigeres – KGV aufweisen.
Klar sind solche Vergleiche nur bedingt aussagekräftig, denn in der Börse-Welt wird traditionellerweise innerhalb von Branchen vergleichen. Trotzdem vermittelt der Vergleich ein Bild dafür, wie die Aktie derzeit positioniert ist.
Noch besser lässt sich die Situation aber anhand eines Branchenvergleichs – im Börsejargon nennt sich das im schönsten Neudeutsch „Peer-Group-Vergleich“ – darstellen. Vergleicht man nämlich das aktuelle KGV der AT&S-Aktie mit dem Median der Peer-Group, so zeigt sich, dass das Papier deutlich günstiger zu haben ist als der Branchenschnitt. Im Median weisen die von uns ausgewählten 19 Aktien von Leiterplattenherstellern ein für heuer geschätztes KGV von 12,63 aus. Das entsprechende KGV von AT&S liegt wie bereits erwähnt bei 10,45.
Vor diesem Hintergrund ist es also wenig verwunderlich, dass unmittelbar nach der (positiven) „Gewinnwarnung“ gleich drei Analysten ihre Kauf-Empfehlung bestätigten und zum Teil auch die Kurszeile anhoben. Selbst wenn man nur ganz simpel das aktuelle AT&S-KGV auf den Branchenmedian hochrechnet, ergibt sich ein Kursziel von 21,44 €. Das entspricht aus heutiger Sicht einem Aufwärtspotenzial von etwas mehr als 17 Prozent. Ein nettes Zubrot, das möglicherweise im Sommer nächsten Jahres noch ein wenig aufgefettet wird. Denn angesichts des Rekordgewinns ist es ziemlich wahrscheinlich, dass auch die Dividende angehoben wird. |