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Aktie von Hansen Sicherheitstechnik preiswert, aber riskant
Auch in ukrainischen Minen will Hansen künftig Einzug halten 06. September 2006 Wenig attraktiv zeigte sich der Börsenneuling Hansen Sicherheitstechnik im Emissionsprospekt, den das Unternehmen zum Börsengang Anfang Juli vorlegte. Die Umsätze waren von 169.000 Euro im Jahr 2002 bis ins erste Halbjahr 2005 an stetig gefallen, eine „erheblicher“ Nachfragerückgang für 2006 angekündigt.
Indes hieß es im Börsengeflüster, sei die Lage des Unternehmens eigentlich viel besser, aus formalen Gründen aber im Prospekt nicht darstellbar gewesen. Offenbar stieß diese Einschätzung auf guten Glauben, denn das Papier entwickelte sich zum regelrechten Shooting-Star. Zu 6,89 Euro gestartet, stieg der Kurs seitdem auf bis zu 17,75 Euro am Dienstag, als das Unternehmen endlich die heiß ersehnten Zahlen für das vergangene Jahr vorlegte.
Deutlicher Umsatz- und Ergebniszuwachs im Vorjahr
Hansen konnte im Geschäftsjahr 2005 demnach deutliche Umsatz- und Ertragszuwächse verzeichnen. Die Konzern-Gesamtleistung belief sich auf 44,3 Millionen Euro und lag damit um 56 Prozent über der des vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) wuchs um 54 Prozent auf 9,4 Millionen Euro, der Konzernjahresüberschuß nach Minderheitsanteilen wuchs auf 4,8 Millionen Euro nach drei Millionen im Vorjahr.
Mit der positiven Ergebnisentwicklung verbesserte sich auch die Liquiditätslage der Gesellschaft. Insgesamt verfügte der Konzern zum Berichtstag über liquide Mittel in Höhe von 8,1 Millionen Euro, nach 2,9 Millionen zum 31. Dezember 2004, und ist mit einer Eigenkapitalquote von 62,3 Prozent gut finanziert.
Der überproportionale Umsatz- und Ertragsanstieg im Geschäftsjahr 2005 sei im wesentlichen auf die weltweit starke Rohstoffkonjunktur zurückzuführen gewesen. Das habe einen höheren Bedarf nach Produkten des Unternehmens hervorgerufen.
Die Hansen Sicherheitstechnik AG ist über verschiedene Tochterfirmen im Geschäft mit explosionsgeschützten Elektroanlagen für den Bergbau tätig. Vor allem entsprechende Investitionen in den Bergbaubetrieben Polens und Rußlands beflügelten die Umsätze, so daß die Werke in Polen und Tschechien voll ausgelastet waren. Polen kam 2005 auf einen Umsatzanteil von 51 Prozent.
Kapazitätsabbau in Deutschland geplant
Hansen kämpft grundsätzlich mit dem rückläufigen Steinkohlebergbau in Deutschland, der zu einem schrumpfenden Heimatmarkt führt, und versucht dies seit längerer Zeit bereits durch eine schrittweise Expansion ins Ausland, vor allem nach Osteuropa, aber auch nach Asien, zu kompensieren.
Diese gelang im vergangenen Jahr indes nur teilweise. So sei die Umsatz- und Ertragslage in Polen, wo man Marktführer sei, gut gewesen. Dagegen werde auch in Tschechien, wo 2005 ein Sechstel der Umsätze erwirtschaftet wurde, der Bergbau weiter zurückgehen, so daß dort bereits vor allem für Rußland und die anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion produziert wird. Dieser Markt brachte auch dem deutschen Werk 2005 eine Umsatzsteigerung von 70 Prozent, indes habe „kein zufriedenstellendes Ergebnis“ erwirtschaftet werden können.
Dieser negative Trend wird sich auch im laufenden Jahr deutlich bemerkbar machen. So stehen Sonderaufwendungen für die 100prozentige deutsche Tochter Hansen & Reinders in Gelsenkirchen an, die bereits in den Vorjahren zumeist ein Zuschußbetrieb war. 2002 mußte die Hansen Sicherheitstechnik AG der Tochter ein Darlehen gewähren, um deren bilanzielle Überschuldung zu beseitigen. 2005 mußte dieses erhöht und obendrein auf die Zinszahlungen verzichtet werden. Da seit Jahresanfang Auftragseingang und Umsatz unerwartet stark zurückgingen, sieht man sich nunmehr zu Einschnitten gezwungen und wird Fertigungskapazitäten in Deutschland abbauen.
Deutliche Einbrüche im laufenden Jahr
Zudem rechnet man auch in Polen und Tschechien im laufenden Geschäftsjahr mit einer Abflachung der Auftragslage bei insgesamt leicht fallendem Umsatz und Ertrag. Auch konnten in Rußland (Umsatzanteil 2005: 6,5 Prozent) bislang entgegen den Erwartungen noch keine Projekte akquiriert werden, während in Deutschland aufgrund der neuerlichen Diskussion um die Kohlebeihilfen kaum Aufträge vergeben würden. Deutschland erbrachte 2005 noch immerhin knapp 20 Prozent der Umsätze.
Insgesamt rechnet man im laufenden Jahr mit einem um 25 Prozent niedrigeren Umsatz und einem Schrumpfen des Ergebnisses um 40 Prozent. Schwierigkeiten machten kurzfristig vor allem Polen und Rußland. In Polen gebe es Bestrebungen zur Investitionskontrolle, während in Rußland eine schlechte Infrastruktur verhindere, daß die Bergewerke von der hohen Kohlenachfrage am Weltmarkt in vollem Umfang profitieren. Viel Kohle liege auf Halde.
Indes sieht man zumindest mittelfristig Hoffnungszeichen. So habe sich das zweite Quartal stark gezeigt und der Umsatz um 13 sowie das Ergebnis 42 Prozent über Plan gelegen. Für 2007 hofft man wieder auf ein deutliches Wachstum von 15 Prozent bei Umsatz und Ertrag, wobei beide Größen dann dennoch deutlich unter dem im vergangenen Jahr verbuchten Werten liegen werden.
Sehr niedriges KGV
Wachstumsperspektiven sieht man vor allem in Polen, Rußland und Südafrika, dagegen werden sich Deutschland und Tschechien eher negativ entwickeln. „Deutliche Umsatzsprünge“ seien aber nur durch die Erschließung neuer Märkte und durch Übernahmen zu erreichen. So möchte man gern in China, Indien, den Vereinigten Staaten und Australien zukaufen.
Auf Basis der 2005 erzielten Gewinne ist die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund vier eigentlich spottbillig. Berücksichtigt man die geringeren Ergebnisse für die Folgejahre, so liegt das zukunftsgerichtete Kurs-Gewinn-Verhältnis für das laufende Jahr bei 6,8 und für das kommende Jahr bei knapp sechs. Das ist alles in allem immer noch ausgesprochen günstig.
Das erklärt auch, warum sich die Aktie trotz des ausgesprochen negativen Ausblicks am Dienstag so gut gehalten hat. Dabei darf auch nicht aus dem Blick verloren werden, daß 2005 eine Umatzrendite von 15,8 Prozent erwirtschaftet wurde. Viele Gesellschaften wären über eine solche operative Rendite glücklich. Im laufenden Jahr betrüge die Rendite weiterhin noch zehn Prozent.
Hohe zyklische Risiken
Indes zeigen die Entwicklungen zwei Dinge deutlich. Erstens befindet sich Hansen im Umbruch. Dabei kann noch vieles schief gehen, was sich momentan verlockend anhört. Als Beispiel sei herangezogen, daß sich das Management unschlüssig ist, ob man angesichts des geringen preislichen und technischen Niveaus den indischen Markt überhaupt bearbeiten soll.
Zweitens verläuft das Geschäft des kleinen Spezial-Unternehmens offenbar recht volatil, und daran dürfte sich auch in den kommenden Jahren so rasch nichts ändern. Die Ergebnisse zeigen eine starke Abhängigkeit von Konjunkturzyklen, besonders denen für Kohle und Stahl. Das rechtfertigt auch einen gewissen Bewertungsabschlag. Wer in die Aktie investiert, muß ein gewisses Stehvermögen mitbringen, zumal auch das Umsatzvolumen des Wertes gering ist und dieser daher sehr volatil reagieren kann.
Die in dem Beitrag geäußerte Einschätzung gibt die Meinung des Autors und nicht die der F.A.Z.-Redaktion wieder.
Text: @mho Bildmaterial: FAZ.NET, picture-alliance / dpa/dpaweb |