Noch immer ein Tabu…von Martin Weiss Der deutsche Leitindex musste in der vergangenen Woche Kursverluste hinnehmen. Am Freitag ging der Dax bei 5628 Punkten aus dem Handel. Aktuell kämpft der Index immer noch mit der 200-Tage-Linie. Gefährlich für die Bullen wird es, wenn der Dax nachhaltig unter der 5600 Punkte-Marke schließt. Dann erhöht sich die Wahrscheinlichkeit des Abgleitens auf das Juno-Tief bei 5243 Punkte. Sollte auch diese Unterstützung nicht halten, droht ein Verfall bis in die Zone um 4800-5000 Punkte. Erst bei einem nachhaltigen Bruch des Widerstandsbereichs zwischen 5730 bis 5800 Punkte können die Optimisten durchatmen. Nicht ausgeschlossen ist auch, dass der Markt zunächst noch weiter in der Seitwärtsspanne zwischen 5243 und 5800 Punkte tendiert, ehe es zu einem signifikantem Trendbruch kommt. Nicht wenige Experten gehen nach wie vor davon aus, dass zum Jahresende 2006 hin der Markt neue Jahreshochs sehen wird. Und für die Folgejahre werden gar Dax-Stände von 7000 und mehr angekündigt. Einige erwarten im Jahr 2008 schon ein neues All-Time-High, sprich einen Index-Stand jenseits der 8000. Als Begründung für ein solch bullishes Szenario wird die niedrige Bewertung hergenommen. In der Tat, geht es nach den aktuellen Dax-Gewinnschätzungen für das Jahr 2007, so ergibt sich ein im historischen Vergleich ansprechend niedriges KGV von knapp elf. Voraussetzung dafür aber ist, dass die Dax-Unternehmen im Jahr 2007 knapp 40 Prozent mehr verdienen als im Rekordjahr 2005. Vorsichtig formuliert, die Meßlatte hängt im Hinblick auf die Gewinnerwartungen für das nächste Jahr wahrlich nicht niedrig. Noch wird nicht davon ausgegangen, dass im Zuge einer spürbar abnehmenden Dynamik der Weltkonjunktur sich die Höhe der erwarteten Unternehmensgewinne als schöne Traumwelt erweisen könnte, die mit der harten Realität leider nicht vereinbar ist. Dies- und jenseits des Atlantiks ist das Thema „Rezession 2007“ kaum salonfähig, für Massenmedien gar ein Tabu. Nichtsdestotrotz, die konjunkturellen Warnsignale sind alles andere als zu übersehen. Die strukturellen Risiken für die Weltwirtschaft sind nicht kleiner, sondern größer geworden. Aus der US-Immobilienblase entschwindet immer mehr Luft, die US-Konjunktur hat sich deutlich abgekühlt und steigende Treibstoff- und Energiepreise belasten die Verbraucher. Optimisten wiederum argumentieren, dass vor allem die US-Unternehmensinvestitionen zusammen mit einer anziehenden deutschen Konjunktur die durch den Rückgang des US-Konsums entstehenden negativen Effekte kompensieren können. Einerseits ist es aber alles andere als sicher, ob in einem solchen Umfeld die US-Firmen mehr investieren werden. Und andererseits ist es alles andere als wahrscheinlich, dass Deutschland im Jahr 2007 die Rolle einer Konjunkturlokomotive übernehmen kann. Angesichts der größten Steuer- und Abgabenerhöhung in der Geschichte der Bundesrepublik, die im nächsten Jahr vor allem die Binnenkonjunktur schwer treffen wird, grenzt es schon an ein Wunder, wenn Deutschland 2007 in keine Stagnation, respektive Rezession, verfällt. Auch von der EZB dürfte vor dem Hintergrund zunehmender Inflationserwartungen keine große Unterstützung kommen. Im Gegenteil, der Zinserhöhungszyklus in Europa ist noch nicht beendet. In den USA hingegen deutet sich nach der jüngsten Sitzung des Offenmarktausschusses der Fed nicht nur eine Zinspause an. Der Zinserhöhungszyklus befindet sich schon in einem sehr fortgeschrittenem Stadium. Sicherlich, es ist nicht auszuschließen, dass in diesem Jahr noch der eine oder andere kleine Zinsschritt nach oben kommt. Vorausgesetzt der Dollar stürzt nicht bodenlos ab, dürfte es aber schon so sein, dass 2007 Zinssenkungsphantasie in den USA aufkeimt. Gruß Moya |