Allgemeine Beurteilung
Einen Grund für ausbleibende Käufe gibt anscheinend immer. War die Sorge vor einer weiteren Zinserhöhung durch die FED noch bis letzte Woche ein Thema und wurden gerade unter diesen Gesichtspunkten die Wirtschaftszahlen analysiert, so führen Marktbeobachter nun die ausgebliebene Zinserhöhung als Grund für Kursabschläge an. Jetzt heißt es, dass es gerade die Zahlen sind, welche eine Zinspause bewirkten, die auf einen konjunkturellen Abschwung hindeuten könnten, was mit Sorge aufgenommen wird. Zudem erinnert man sich jetzt auch wieder an die Tatsache, dass die FED in ihrem Statement eine weitere Zinserhöhung in Zukunft nicht kategorisch ausgeschlossen hat.
Sei es wie es sei, Fakt ist, dass im gestrigen Handelsverlauf die US-Märkte am Ende des Handelstages ihre ursprünglich angelaufenen (Tages-) Gewinne nicht mehr halten konnten (beide NASDAQ´s), bzw. zum Teil deutlich ins Minus rutschten (Dow Jones und S&P 500 Index).
In Europa sahen wir gestern unmittelbar nach Handelsstart Angebotsüberhänge, die kurz vor Mittag endeten. Die Kursverläufe gingen in den Steigflug über, am Ende gestützt von einem zunächst freundlichen Start der US-Märkte, bevor die Futures FDAX und FESX am frühen Abend, und nach Handelsende der Kasse-Werte, dem Abschwung der US-Indizes folgten.
Am Ende bildeten sich in den beiden genannten Aktien-Index-Futures in Europa so genannte Doji – Tagesmuster, innerhalb der verbliebenen Staubereiche aus, im Dow Jones und S&P 500 Index formte sich ein Impulswechsel weiter aus und beide NASDAQ´s setzten ihre Staubereichsbildung der letzten zwei Wochen fort. Bisher fehlen in Europa und den USA einfach Käufer, so dass aus technischer Sicht die meisten Europa-Indizes auf Tagesbasis unverändert neutral zu interpretieren sind, in den USA zumindest für die Standardwerte-Indizes bereits jeweils ein junger tertiärer Abwärtstrend unterstellt werden kann.
Ungebrochen interessant bleiben dagegen die beiden von uns analysierten asiatischen Börsenbarometer, der japanische Nikkei 225, sowie der hongkonger HSI.
Nikkei 225
Im Bezug auf die Kursentwicklung des Nikkei 225 diskutieren wir bereits seit einigen Tagen die mögliche Vollendung einer übergeordneten Trendumkehr innerhalb des Wochencharts, ausgebildet in Form eines Doppelbodens. Als vollendet im Sinne der Definition können wir eine solche komplexe Kursformation bezeichnen, sobald der Trigger im Bereich um 15.710 nachhaltig überwunden wäre. In jenem Falle könnten wir zumindest angelehnt an die Erwartungshaltungen, resultierend aus den Regelwerken der klassischen Formationslehre (statistisch nicht auf Zuverlässigkeit und Trefferquote hin überprüft) unterstellen, dass sich der Nikkei 225 ein weiterführendes Aufwärtspotential eröffnen würde, welches in Richtung 17.500 reichen sollte. Markttechnisch wird im kurzfristigen Zeitfenster eine solche Entwicklung zumindest gestützt.
Zeigte sich der Nikkei 225 im gestrigen Handel bis zur Halbzeit der Tagessitzung noch eher „müde“ (siehe gestrigen Morgenkommentar), so konnte dieser zum Ende hin deutlich zulegen und schob sich in die unmittelbare Nähe des definierten Triggers. Heute Morgen setzte sich zumindest zaghaft der gestrige Schlussimpuls fort und schob den Index in der bisherigen Spitze bis auf 15.690 Indexpunkte. Damit steht praktisch der Doppelboden aus analytischer Sicht unmittelbar vor einer Vollendung, sofern der Index nun auch noch auf den letzten Metern zulegen kann.
Fassen wir zusammen: ein Überspringen der 15.710 im Kursverlauf des Index, führt zu der bereits seit zwei Wochen erwarteten Vollendung der Umkehrformation und eröffnet ein analytisch begründbares, mittelfristiges Aufwärtspotential in Richtung 17.500.
HSI
Im gestrigen Morgenkommentar hoben wir die technisch interessante Ausgangslage des HSI hervor, der auf Basis seines Tagescharts im laufenden Aufwärtstrend eine Staubereichszone ausgebildet hatte, deren Begrenzungen in den Bereichen um 16.811 (untere Begrenzung) und 17.114 (obere Begrenzung) definiert wurden. Nach Abschluss des gestrigen Morgenkommentars, legte der HSI weiter zu, übersprang die obere Staubereichsbegrenzung und schloss deutlich darüber. Heute Morgen wurde das Mehrjahreshoch vom 08. Mai diesen Jahres bei 17.328 erreicht und in der Spitze sogar leicht überschritten (bisheriges Tageshoch bei 17.349).
In der Konsequenz ist der HSI derzeit der einzige Index (aus der Palette der von uns analysierten Indizes), der weiterhin einen hochdynamischen und stabilen Aufwärtstrend aufweist und es sogar bis zum Mehrjahreshoch schaffte.
Es liegen uns keine Verkaufssignale vor, somit rechtfertigt sich bisher ein Festhalten an einer optimistischen Erwartungshaltung.
US-Indizes
Die US-Indizes stehen bekanntlich in unserem Tageskommentar im Mittelpunkt, demnach wollen wir diese im Folgenden nur ganz kurz abhandeln:
Interessant ist, dass beide Standardwerte-Indizes bisher am Trigger, der zur Vollendung der auch hier unterstellten Doppelboden Umkehrformationen, nachhaltig hätte überwunden werden müssen, vorerst scheiterten und in ihrer bisherigen Reaktion das errechnete minimale Reaktionspotential (im Bezug auf die Wegstrecke des jüngsten Aufwärtsimpulses seit Mitte Juli) in beiden Fällen komplett ausgeschöpft haben.
Praktisch kommt es jetzt darauf an, ob beide Indizes ihren jungen Reaktionsimpuls auf aktuellem Niveau stoppen können (US-Futures auf GLOBEX steigen zur Stunde leicht an), dann hätten sie eine statistische Chance von über 65 Prozent, ihren Aufwärtstrend wieder aufzunehmen, verbunden mit dem Markieren eines neuen Bewegungshochs, welches oberhalb des jeweiligen Triggers liegt. Somit kommt dem heutigen Tag eine hohe analytische Bedeutung zu.
In beiden NASDAQ´s setzt sich die Staubereichsbildung fort, hier sehen wir aktuell keinerlei Handlungsbedarf.
DAX
Widerstände: 5729 (u), 5788 (ü); Unterstützungen: 5608 / 5593 / 5580 (u), 5423 (u), 5365 (O), 5243 (u);
Der deutsche Aktien-Index „steckt“ praktisch weiterhin innerhalb der bereits seit zehn Handelstagen sich ausbildenden Staubereichszone fest. Die Begrenzungen, welche den praktisch „neutralen“ Bereich einschließen, definieren sich unverändert um 5729 auf der Oberseite und 5608 bis 5580 auf der Unterseite. Sehen wir uns die Tagesmuster des gestrigen Handelsverlaufes an, so wird dem DAX-Index eine positive Indikation ausgewiesen, geprägt über einen weißen Körper, fast ohne Docht, im FDAX liegt uns am Ende ein Doji vor, unter Berücksichtigung des 22:00 Uhr Schlusskurses.
In beiden Fällen wollen wir die Aussagekraft eines jeden Tagesmusters nicht überbewerten. Der DAX befindet sich innerhalb einer ausgeprägten Schiebezone, mit niedriger Schwungkraft und kaum ausgeprägter Dynamik, somit sollten wir die sich ausbildenden Spannungsbögen innerhalb ihrer Tagesentwicklung nicht überbewerten.
Im Ergebnis dieser Entwicklung, ändert sich unsere strategische Einschätzung für den DAX nicht. Das heißt konkret: im Bezug auf den Wochenchart verweisen wir unverändert auf eine zumindest technisch interessante Ausgangslage, die noch immer zur Überwindung der 5729 führen könnte, was eine Vollendung einer Umkehrformation zur Folge hätte. Eingebettet in einen übergeordneten (primären) Aufwärtstrend, wäre diese praktisch trendbestätigend und würde ein mögliches Aufwärtspotential in Richtung 6050 / 6100 eröffnen.
Innerhalb des Tagescharts, über den sich noch immer ebenfalls eine solche Formation ableiten lässt (auch wenn nur noch eingeschränkt auf Grund des ausgeprägten Staubereiches), ist die technische Ausgangslage jedoch nur noch eingeschränkt optimistisch. Diese Einschränkung trägt ganz pragmatischen Charakter. Herzstück einer jeden, auf Formationen basierenden Argumentation, ist die zu Grunde liegende Schwungkraft (ohnehin eine, wenn nicht sogar die entscheidende Komponente innerhalb einer jeden markttechnischen Analyse). Schwindet diese, sinkt auch die Bedeutung des Spannungsbogens einer Formation, so dass Folgebewegungen kaum noch in Bezug zu der vorhergehenden Formationsausbildung gesetzt werden können. Wenn dem aber so ist, lassen sich auch keine Erwartungshaltungen, ebenfalls resultierend aus einer vorliegenden Formation, auf kommende Bewegungsschübe mehr projizieren. In der Konsequenz bedeutet dies: je länger sich der DAX / FDAX innerhalb der Staubereichszone weiter bewegen, desto unabhängiger wird die Folgebewegung vom vorhergehenden Muster und umso unwahrscheinlicher wird eine bevorzugte Ausbruchsrichtung. Um es ganz krass zu sagen: je länger die Staubereichsbildung dauert, wechselt die Ausbruchswahrscheinlichkeit auf 50 / 50 für beide Seiten.
Dieser Überlegung Rechnung tragend, halten wir uns in der strategischen Ausrichtung ohnehin innerhalb der neutralen Staubereichszone zurück. Weitere Besprechungen des Themas, diskutieren wir im heutigen Handelstagebuch.
Bund-Future
Widerstände: 117.08 / 117.26 (u); Unterstützungen: 116.02 (u), 115.68 / 115.67 (u), 114.65 (ü);
Unmittelbar vor einem möglichen und erwarteten Ausbruch des Bund-Futures aus der (sich auch hier ausbildenden Umkehrformation auf Basis des Wochencharts), stockt der laufende und noch immer intakte sekundäre Aufwärtstrend. Noch erweist sich der Bereich um 117.08 / 117.26 als massive Hürde, noch ist somit eine mögliche Umkehrformation nicht ausgebildet.
In der Konsequenz gibt es unseren Ausführungen der letzten Handelstage kaum etwas hinzuzufügen. Weiterhin unterstellen wir, dass sich der laufende Aufwärtstrend im Tageschart an einem Kreuzungsweg befindet, der entweder zur Vollendung der Formation, mit allen Folgekonsequenzen führt, oder der eine Impuls- und damit verbundene Trendumkehr bewirkt.
Auch hier heißt es jetzt eher abzuwarten, da kein Szenario in seiner Eintrittswahrscheinlichkeit überwiegt.
Wir wünschen Ihnen einen erfolgreichen Handelstag !!
Uwe Wagner
Gruß Moya |