Schwarzer Tag für den Basketball"
Eine Massenrangelei überschattete den Erfolg von Bonn gegen Meister Bamberg. Sogar Blut floss. Sport1.de sprach mit GHP-Trainer Bauermann.
München - Das hatten auch die hart gesottensten Basketball-Fans noch nicht gesehen: Im zweiten Spiel des Playoff-Viertelfinals zwischen den Telekom Baskets Bonn und dem Deutschen Meister GHP Bamberg mussten die Franken nach einer Massenrangelei in Unterzahl zu viert gegen fünf Bonner weiterspielen. Zum Eklat kam es, als in der Anfangsphase des zweiten Viertels nach einer Reihe von Nickeligkeiten auf beiden Seiten Bonns Michael Meeks dem Bamberger Uvis Helmanis in den Unterleib schlug. Daraufhin rempelte Helmanis' Teamkollege Steffen Hamann den 21 Zentimeter größeren Meeks an.
Hamanns Hand muss eingegipst werden
Davon provoziert, schubste wiederum Bonns Topscorer Andrew Wisniewski den deutschen Nationalspieler in die Bande. Hamann erlitt bei dem Sturz zwei stark blutende Fleischwunden an der Hand, die eingegipst werden mussten. Eine endgültige Diagnose steht noch aus, jedoch ist am Knochen und an der Sehne "nichts Strukturelles" verletzt, so GHP-Trainer Dirk Bauermann gegenüber Sport1.de.
13 Spieler des Feldes verwiesen
Fast alle Ersatzspieler und Betreuer beider Mannschaften stürmten auf das Parkett. Rudelbildung. Angeblich soll Meeks Hamann in den Unterleib getreten haben. "Die Videoaufnahmen zeigen eindeutig die Tätlichkeit von Meeks gegen Uvis sowie auch das Schubsen von Steffen und Wisniewski", sagt Bauermann. Das Schiedsrichter-Trio entschied daraufhin, fünf Bonner und acht Bamberger zu disqualifizieren: Jeweils zwei Spieler pro Team wegen Unsportlichkeit (Bonn: Meeks und Wisniewski, Bamberg: Hamann und Helmanis), die Ersatzspieler wegen des Betretens des Spielfeldes.
Bamberg schnuppert am Sieg
Nach einer 20-minütigen Unterbrechung wurde das Spiel beim Stand von 21:14 für die Bamberger und 28 verbleibenden Minuten mit fünf Bonnern gegen vier Gäste-Spieler fortgesetzt.
"Die Rangelei war nicht so schlimm. Es haben sich ja nicht zwei Mannschaften in einer Massenprügelei ineinander verkeilt", meint Bauermann am Tag danach, fügt jedoch an: "Ein Spiel vier gegen fünf habe auch ich noch nicht erlebt." Kurios: Die Bamberger vergrößerten ihre Führung im Spielverlauf sogar auf 45:30. "Meine Spieler fühlten sich ungerecht behandelt", erklärt der Coach.
Ensminger am Boden
Danach gingen dem GHP aber die Kräfte aus. Bonn nutzte die numerische Überlegenheit aus, siegte 75:64 und glich die Serie vor Spiel drei am Sonntag zum 1:1 aus. Kurz vor Spielschluss die nächste knifflige Situation, als Bambergs Chris Ensminger das fünfte Foul kassierte. Statt das Parkett zu verlassen, diskutierte der Center lautstark mit Baskets-Coach Michael Koch. Dessen Spieler Milos Paravinja stellte sich dazwischen, in der darauf folgenden Rangelei stürzte Ensminger auf den Boden.
Ergebnis nur zweitrangig
Auch Bauermann mischte sich in die Auseinandersetzung ein und wurde gemeinsam mit Paravinja disqualifiziert. "Ich habe die Schiedsrichter dafür kritisiert, dass Michael Koch auf das Feld gelaufen ist", so der 48-Jährige. Ein Nachspiel wird der denkwürdige Abend haben.
Entscheidung über Protest am Freitag
Bamberg legte noch am Abend Protest ein, da auf Videoaufnahmen eindeutig zu sehen sei, dass zwei Ersatzspieler der Bonner weiterspielen durften, obwohl sie bei der Rangelei auf das Parkett gelaufen waren. "Eigentlich hätte das Spiel mit drei Bonnern fortgesetzt werden müssen. Die Fakten sprechen da für sich", so Bauermann. Eine Entscheidung über den Protest wurde für Freitag angekündigt.
"Schwarzer Tag für den Basketball"
"Es war ein schwarzer Tag für den Basketball. Ich kann nicht verstehen, dass die Spieler so ihre Zurückhaltung verlieren", meint Bonns Coach Koch. Bauermann bringt hingegen für das Verhalten von Hamann Verständnis auf: "Die Reaktion von Steffen war menschlich nachvollziehbar, auch wenn ich mir natürlich eine andere Reaktion gewünscht hätte. Auf der anderen Seite kann aber jeder nachvollziehen, dass da einem die Gäule durchgehen."
Dass die Bamberger wieder das Vorurteil als "Bad Boys" der Liga bestätigt haben, befürchtet Bauermann nicht: "Aufgrund der Bilder wird das größte Bemühen, uns in diese Schublade zu stecken, nicht gelingen. Jeder, der das Klischee bedienen will, macht sich lächerlich."
Haruka Gruber |