Der deutsche Aktienmarkt geht mit guten Vorgaben von den Börsen in New York und Asien, wo die Kurse zum Teil deutlich gestiegen sind, in den Montag. Fallende Ölpreise dürften Dax & Co. zusätzlich beflügeln. Anleger warten im übrigen schon auf den für Dienstag anstehenden nächsten Zinsbeschluß der amerikanischen Notenbank Fed, die nach Einschätzung von Volkswirten den Leitzinssatz abermals um einen Viertelprozentpunkt anheben dürfte.
Rentenmarkt dürfte wenig verändert tendieren
Der zuletzt wegen verstärkteer Inflationssorgen unter Druck stehende deutsche Rentenmarkt dürfte zu Wochenbeginn wenig verändert tendieren und angesichts des freundlich erwarteten Aktienmarktes dabei etwas nachgeben. Der wegweisende Terminkontrakt Bund-Future, der am Freitag mit einem Minus von drei Basispunkten bei 120,28 Prozent aus dem Handel gegangen war, sieht sich unspektakulären Vorgaben aus Amerika gegenüber, wo die Kurse von Staatsanleihen gefallen sind und der Terminkontrakt T-Bond-Future unverändert notierte. Am Rentenmarkt warten die Anleger ebenfalls auf neue Zinssignale aus Amerika.
Euro zum Dollar wenig verändert
Der Euro tendiert am Montag in Fernost kaum verändert zum Dollar. Die europäische Gemeinschaftswährung notierte im Mittagshandel mit 1,2058 Dollar und damit in etwa auf dem Niveau des späten New Yorker Handels vom Freitag. Zur japanischen Währung notiert der Euro mit 139,47 Yen nahe seinem Sechsmonatshoch von 140,20 Yen, das er vorige Woche erreicht hatte. Der Schweizer Franken wird mit rund 1,2819 Franken je Dollar und etwa 1,5452 Franken je Euro gehandelt.
Tokios Börse sehr fest
Sehr fest hat sich die Börse Tokio am Montag präsentiert. Der Nikkei-225 stieg 2,0 Prozent oder 260 Punkte auf 13.607. Das war der zweitgrößte Aufschlag in Punkten in diesem Jahr. Der marktbreite Topix kletterte 1,8 Prozent oder 25 Punkte auf 1.445 Zähler. Händler verwiesen zur Begründung auf die jüngsten amerikanischen Konjunkturdaten. Diese waren besser als erwartet ausgefallen. Deutliche Aufschläge gab es bei Matsushita Electrics. Die Aktie des japanischen Unterhaltungselektronikkonzerns hat nach Vorlage guter Halbjahreszahlen um neun Prozent auf 2.115 zugelegt und ein neues Jahreshoch markiert. Die Zahlen seien geprägt von starken Umsatzzahlen bei Digitalkameras und hoher Nachfrage nach Elektronikkomponenten. Laut Morgan Stanley dürfte sich das Gewinnwachstum in Zukunft beschleunigen. Hitachi verbilligten sich dagegen um 1,45 auf 711 Yen. Zeitweise waren die Titel nach Vorlage der Quartalszahlen auf 704 Yen gesunken. Das Unternehmen hat für den Zeitraum April bis September einen Nettoverlust von 10,95 Milliarden Yen gemeldet.
Börse Hongkong freundlich
Die Börse in Hongkong hat am Montag die erste Handelshälfte mit Aufschlägen beendet. Der Hang Seng Index (HSI) stieg um 0,8 Prozent oder 109 Punkte auf 14.326. Beobachter machen als Ursache für die positive Entwicklung die guten Vorgaben von Wall Street aus. Marktteilnehmer merken jedoch an, daß bei einem Ausbruch der Vogelgrippe die Börse in Hongkong - im Vergleich zu anderen Aktienmärkten der Region - am deutlichsten getroffen würde. Lenovo stehen an der Spitze der Gewinner und legen 4,1 Prozent zu. Am Dienstag veröffentlicht das Unternehmen Quartalszahlen.
Neuigkeiten und Meldungen nach Börsenschluß
Nachbörslich zeigten sich die Aktienkurse an der Wall Street am Freitag minimal tiefer. Der Nasdaq 100 After Hours Indicator fiel um 0,02 Prozent auf 1556,75 Zähler.
Die Aktien der Ford Motor Co haben sich am Freitag im nachbörslichen Handel mit einem leichten Plus gezeigt. Zuvor hatte das Unternehmen bekannt gegeben, daß die Leiterin der Abteilung Hybrid-Fahrzeuge, Mary Ann Wright, ihren Rücktritt eingereicht hat. Dies komme zu einem Zeitpunkt, da Ford versuche mit solchen Fahrzeugen den Turnaround im Automobilsektor zu schaffen, erklärte ein Analyst. Die Aktien stiegen auf der Handelsplattform um 0,1 Prozent auf 8,02 Dollar. Boeing gaben nach der Schlußglocke leicht nach. Der Flugzeugbauer hatte allerdings davor gewarnt, daß durch die Beibehaltung einer Produktionslinie für das Transportflugzeug C-17 im kommenden Jahr hohe Kosten entstehen könnten. Dies geschehe aber vor dem Hintergrund, im Falle der Einlösung einer weiteren Option von Flugzeugen durch das Pentagon die Produktion zügig fortzusetzen. Derzeit sind durch das Pentagon 180 Maschinen bestellt, deren Auslieferung im ersten Halbjahr 2008 beendet sein soll. Falls es bis zum kommenden Jahr keine Signale für eine weitere Bestellung gebe, werde mit dem Abbau der Produktionslinie begonnen, teilte Boeing weiter mit. Die Aktien sanken um 0,2 Prozent auf 65,50 Dollar.
Konjunkturdaten beflügeln Wall Street
Beflügelt von besser als erwartet ausgefallenen Daten zum Wirtschaftswachstum in den Vereinigten Staaten haben die Kurse an Wall Street am Freitag den Handel mit einer sehr festen Tendenz beendet. Das Bruttoinlandsprodukt war im dritten Quartal um 3,8 Prozent gestiegen und hatte damit die erwarteten 3,5 Prozent übertroffen. Auch der optisch hohe Anstieg der Preisdaten wurde relativiert. Während der Gesamtindex des PCE-Deflators um 3,1 Prozent deutlich stieg, lag die Kernrate nur bei 1,3 Prozent. Beruhigend wirkte sich auch der Arbeitskostenindex für das dritte Quartal aus. Er traf mit einem Anstieg um 0,8 Prozent die Prognosen der Analysten und dämpfte damit die Angst vor einer Lohn-Preis-Spirale.
Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte (DJIA) ging mit einem Aufschlag von 1,7 Prozent oder 173 bei 10.403 Punkten aus dem Handel und schloß damit nur knapp unter seinem Tageshoch. Es war zudem der zweithöchste punktemäßige Zugewinn in diesem Jahr. Der S&P-500 verbesserte sich um 1,7 Prozent oder 20 Punkte auf 1.198. Der Nasdaq-Composite verzeichnete ein Plus von 1,3 Prozent oder 26 Punkten auf 2.090.
„Es hatte zuletzt verstärkte Befürchtungen gegeben, daß sich das Wirtschaftswachstum in Amerika verlangsamt haben könnte”, so ein Analyst. Die jüngsten Daten widerlegten dies. Zudem sei der Markt überverkauft gewesen, fügte er hinzu.
Bei den Einzelwerten standen überraschenderweise die Aktien von Microsoft recht weit oben auf der Gewinnerliste und rückten um 2,7 Prozent auf 25,53 Dollar vor. Die negative Reaktion auf die Ergebnisse am Vortag sei übertrieben gewesen, sagte ein Händler. Vor allem sei nicht gewürdigt worden, daß Microsoft 19 Milliarden Dollar schon bis Anfang Dezember über Aktienrückkäufe an den Markt zurückführen wird. Dies könne sich positiv auf den Gesamtmarkt auswirken. Ebenfalls ein deutliches Plus gab es bei den Titeln von Verizon Communications, die um 3,1 Prozent auf 31,70 Dollar zulegten. Der Medienkonzern hatte angekündigt, bis zu 15 Milliarden Dollar in das Breitband-Mobilfunknetz investieren zu wollen. Damit solle der Weg für zahlpflichtige Multimedia-Inhalte im Mobilfunk frei werden.
Tagesgewinner im DJIA waren Hewlett-Packard, die um 4,3 Prozent auf 27,96 Dollar nach oben kletterten. Zur Begründung wurde hier auf gute Nachrichten des Mitbwerbers Acer aus Taiwan verwiesen. Dieser hatte im dritten Quartal den Nettogewinn um 37 Prozent erhöht. Ebenfalls im Plus schlossen Avon Products, die sich um zwölf Prozent auf 27,79 Dollar erhöhten. Der Kosmetikkonzern gab einen Gewinn je Aktie für das dritte Quartal von 0,35 Dollar bekannt und lag damit über den Erwartungen der Analysten von 0,29 Dollar. Dagegen verloren Bristol-Myers Squibb 2,4 Prozent auf 21,14 Dollar. Das Unternehmen gab zwar für das dritte Quartal einen Gewinnanstieg um 27 Prozent bekannt, doch entwickelte sich der Umsatz leicht rückläufig.
Amerikanische Anleihen etwas leichter
Die amerikanische Anleihen konnten zum Wochenausklang ihre Gewinne aus der Eröffnung nicht verteidigen und zeigten sich im späten Handel mit einer knapp behaupteten Tendenz. Im Fokus des Interesses standen eine ganze Reihe von Konjunkturdaten. So hat sich das Wachstum der nationalen Wirtschaft im dritten Quartal des laufenden Jahres stärker beschleunigt als erwartet, wobei auch der Preisauftrieb deutlich zugenommen hat. Wie das Handelsministerium mitteilte, erhöhte sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen Juli und September um annualisiert 3,8 Prozent. Hier hatten Volkswirte mit einem Anstieg von 3,5 Prozent gerechnet. Im zweiten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt um 3,3 Prozent gewachsen, nachdem für das erste Quartal ein Anstieg von 3,8 Prozent verzeichnet worden war.
Der von der Notenbank Fed als Inflationsmaß favorisierte PCE-Deflator stieg um 3,7 Prozent nach einem Plus von 3,3 Prozent im Vorquartal und plus 2,3 Prozent im ersten Quartal. Der PCE-Deflator ohne Berücksichtigung von Nahrungsmitteln und Energie sank auf plus 1,3 Prozent von plus 1,7 Prozent im zweiten und plus 2,4 Prozent im ersten Quartal. Beobachter gehen nicht davon aus, daß die Inflationsdaten etwas am zinspolitischen Kurs der Federal Reserve ändern werden. Insgesamt seien die BIP-Daten ”recht freundlich für den Anleihemarkt ausgefallen”, sagte ein Händler.
Der etwas schwächer als erwartet ausgefallene Index für die Verbraucherstimmung der Uni Michigan hatte dagegen kaum Einfluß auf das Marktgeschehen. Zehnjährige Titel fielen um 4/32 auf 97-15/32 und rentierten mit 4,57 Prozent nach 4,56. Der 30jährige Treasury reduzierte sich um 3/32 auf 108- 24/32 zu. Seine Rendite stieg damit auf 4,78 Prozent 4,77.
”Die Anleger habe heute aber einfach nach einer Verkaufsgelegenheit gesucht”, erklärte ein Analyst den Rückfall der Notierungen in negatives Terrain. Der Fokus sei bereits auf die Sitzung des Offenmarktausschusses der Notenbank am 1. November gerichtet. Hier wird mit einer weiteren Erhöhung der Leitzinsen um 25 Basispunkte auf 4,00 Prozent gerechnet. Es wird bis Ende Januar 2006 ein Anstieg des Zinsniveaus bis auf 4,50 Prozent erwartet.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters. |