Der Optimismus an den Börsen hält weiterhin an. Nach der Rally vom Dienstag und eher enttäuschenden Kursreaktionen auf Unternehmensmeldungen dürften die Börsen zunächst einmal durchatmen und auf Alan Greenspan blicken. Er dürfte Hinweise auf die weitere Zinsenwicklung in Amerika geben.
Rentenmarkt eher in der Defensive
Die Rentenmärkte haben ihren Zug nach oben vorerst verloren. In Amerika richtet sich der Blick auf die Aussagen von Notenbankchef Alan Greenspan zur amerikanischen Wirtschaftsentwicklung und auf mögliche Hinweise auf die weitere Zinspolitik. Sollte sein Optimismus anhalten, dürften steigende Leitzinsen früher oder später den Rentenmarkt in die Defnesive bringen, auch wenn es im Moment nach der Rentenmarktrally der vergangenen Jahre niemand so richtig glauben will. In Europa hat sich die übertriebene Zinssenkungsphantasie verflüchtigt.
Dollar nahe 14-Monats-Hoch zum Yen - Euro legt leicht zu
Der Dollar hat sich am Mittwoch im frühen Devisenhandel auf festem Niveau behauptet. Es werde erwartet, daß Notenbankchef Alan Greenspan in seinem Bericht vor dem Finanzausschuß des Repräsentantenhauses ein rosiges Bild von der amerikanischen Wirtschaft zeichne, sagten Händler. Grennspan sollte sich um 16.00 Uhr (MESZ) zur wirtschaftlichen Entwicklung in Amerika äußern. Der Dollar bewegte sich mit 112,95 Yen in der Nähe eines 14-Monats-Hochs zur japanischen Währung, das er im späten New Yorker Handel markiert hatte. Der Euro wurde bei 1,2085 Dollar gehandelt, nachdem er am Vortag noch unter die Marke von 1,20 Dollar gedrückt worden war. Damit zeigt sich einmal mehr, daß der Euro nach unten gut abgestützt zu sein scheint. Möglicherweise versuchen Dollarüberschußländer auf diese Weise, ihre Bestände nach und nach im Markt abzugeben.
Aktien Tokio im Verlauf etwas fester
Der Tokioter Aktienmarkt baut am Mittwoch im Verlauf seine frühen Gewinne leicht aus und tendiert etwas fester. Gegen 6.16 Uhr MESZ gewinnt der Nikkei-225-Index 0,45 oder 43 Punkte auf 11.806. Der Topix- Index steigert sich um 0,5 Prozent oder 6 Punkte auf 1.197. Das Sentiment sei im Gefolge der festen asiatischen Märkte und der gut ausfallenden Daten zum chinesischen Bruttoinlandsprodukt weiter gut, heißt es von Händlern. Insbesondere Stahl- und Chemieproduzenten profitierten von den chinesischen Daten. Als Käufer träten aber eher private als institutionelle Investoren auf. Letztere hielten sich im Vorfeld der Berichtssaison zurück, heißt es.
Aktien Hongkong am Mittag etwas fester
Etwas fester tendiert der Aktienmarkt in Hongkong am Mittwochmittag (Ortszeit). Der HSI steigt bis zum Ende der ersten Sitzungshälfte um 0,4 Prozent oder 58 Punkte auf 14.625. Am Morgen hatte der Index ein Viereinhalb-Jahreshoch bei 14.674 Punkten markiert. Teilnehmern zufolge ist das Sentiment weiterhin ”bullish”, die meisten Blue Chips notieren im Plus. Der HSI könnte in Bälde die psychologische Hürde im Bereich 14.800 bis 15.000 Punkten testen, sagen Teilnehmer. CNOOC steigern sich um 2,2 Prozent auf 4, 75 Hongkong-Dollar, und COSCO Pacific um 3,7 Prozent auf 15,50 Hongkong-Dollar. Beide Titel seien in jüngster Zeit zurückgeblieben, so die Begründung von Händlern für die Gewinne.
Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluß
Nachbörslich tendierten amerikanische Aktien am Dienstag deutlich leichter. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator schloß um 0,62 Prozent tiefer als im regulären Handel bei 1.580,68 Punkten.
Intel hat am Dienstag nach Börsenschluß Quartalszahlen vorgelegt, die den Erwartungen des Marktes entsprachen. Die Aktie fiel daraufhin im nachbörslichen Handel um 4,4 Prozent auf 27,45 Dollar. Wie das Unternehmen mitteilte, steigerte es im zweiten Quartal seinen Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 15 Prozent auf 9,2 Milliarden Dollar. Das Nettoergebnis je Aktie betrug 0,33 Dollar. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum hatte Intel ein Ergebnis je Anteilsschein von 0,27 Dollar erzielt, im ersten Quartal 2004 jedoch 0,35 Dollar. Für das dritte Quartal stellte Intel einen Umsatz von 9,6 Milliarden bis 10,2 Milliarden Dollar in Aussicht. Analysten hatten bisher mit 9,7 Milliarden Dollar gerechnet.
Die Aktien von Motorola waren vom nachbörslichen Handel zunächst ausgesetzt. Dann gaben die Tietel um 0,9 Prozent ab auf 19,67 Dollar. Das Unternehmen hatte im zweiten Quartal einen Gewinn je Aktie von 0,37 Dollar erzielt. Für den vergleichbaren Vorjahreszeitraum hatte das Unternehmen einen Verlust von 0,08 Dollar gemeldet. Das Ergebnis je Aktie aus dem fortgeführten Geschäft betrug 0,38 (Vorjahr: 0,25) Dollar. Analysten hatten im Schnitt mit 0,25 Dollar gerechnet. Der Umsatz lag mit 8,83 Milliarden Dollar ebenfalls über der Konsensprognose der Analysten von 8,54 Milliarden Dollar.
Yahoo verloren 10 Prozent auf 33,96 Dollar. Das Unternehmen hat einen Gewinn je Aktie von 0,13 Dollar erzielt und traf damit die Prognosen der Analysten. Seagate Technology verbuchte einen Gewinn je Aktie von 0,55 Dollar und übertraf damit die Prognosen der Analysten von 0,51 Dollar je Aktie. Der Titel verlor dennoch bis 19.38 Ortszeit 3,1 Prozent auf 18,84 Dollar. Amgen verteuerten sich dagegen um 8, 3 Prozent auf 76,41 Dollar. Mit einem Gewinn von 0,82 Dollar je Aktie lag das Unternehmen über der Prognose von 0,72 Dollar je Aktie. Juniper Networks verloren 3,9 Prozent auf 25,50 Dollar. Das Unternehmen hat einen Gewinn von 0,15 Dollar je Aktie erzielt und blieb damit unter den Erwartungen der Analysten, die mit 0, 17 Dollar je Aktie gerechnet hatten.
Wall Street schließt freundlich
Der bisher positiv interpretierte Verlauf der amerikanischen Bilanzsaison hat am Dienstag den Aktienkursen an Wall Street Auftrieb gegeben. Der Dow-Jones- Index für 30 Industriewerte gewann 0,7 Prozent oder 72 Punkte auf 10.647. Der S&P- 500-Index stieg um 0,7 Prozent oder 8 Stellen auf 1.229. Der Nasdaq-Composite-Index rückte um 1,3 Prozent oder 28 Zähler auf 2.173 vor.
Gesucht waren nach Quartalszahlen vor allem IBM, die sich um 2,3 Prozent auf 83,70 Dollar verbesserten und dem Technologiesektor damit einen Schub verliehen. Im Finanzsektor konzentrierte sich das Interesse auf Merrill Lynch. Die Investmentbank hatte ebenfalls ein unerwartet gutes Quartalsergebnis veröffentlicht. Die Aktie legte daraufhin um 2,3 Prozent auf 57,98 Dollar zu.
Marktbeobachter bezeichneten die Kursgewinne der beiden Titel indessen als vergleichsweise moderat. Viele Anleger hätten sich zurückgehalten, weil sie zunächst den Rechenschaftsbericht des Notenbankpräsidenten Alan Greenspan zur Lage der amerikanischen Wirtschaft abwarten wollten, erklärten die Beobachter. Greenspan wird am Mittwoch zunächst vor dem Finanzausschuß des amerikanischen Repräsentantenhauses und am Donnerstag vor dem Bankenausschuß des Senats sprechen.
Reges Kaufinteresse verzeichneten unterdessen auch die Titel von International Paper, die sich um 5,1 Prozent auf 32,22 Dollar verteuerten. Das Unternehmen hat einen ehrgeizigen Restrukturierungsplan vorgestellt und will mit dem Verkauf von Aktiva acht bis zehn Milliarden Dollar erlösen. Die Aktionäre sollen davon 20 Prozent bis 30 Prozent erhalten. Im Technologiesektor schlossen Intel mit einem Plus von 1,7 Prozent auf 28,71 Dollar und damit auf einem 52-Wochen-Hoch. Händler vermuteten Vorschußlorbeeren für das Zweitquartalsergebnis des Unternehmens, das nach Börsenschluß zur Veröffentlichung angekündigt war.
Hewlett-Packard (H-P) büßten dagegen 1,6 Prozent auf 24,52 Dollar ein. Das Unternehmen will im Zuge seiner Neuordnung 14.500 Arbeitsplätze abbauen. Beobachter fürchten, daß sich der Stellenabbau und die damit verbundene Restrukturierung zu langsam vollziehen und sich die Ertragslage von H-P damit später als erwartet verbessern wird. Citigroup setzten ihre Talfahrt vom Montag fort und fielen um 1,3 Prozent auf 44,40 Dollar. Die Aktie habe abermals unter den schon am Vortag veröffentlichten, enttäuschenden Zahlen gelitten, lautete die Erklärung aus dem Handel.
Amerikanische Anleihen schließen vor Greenspan-Rede etwas fester
Etwas fester haben sich die amerikanischen Anleihen am Dienstag im späten Geschäft gezeigt. Einige Anleger spekulierten darauf, daß die Notenbank von ihrer bisherigen Einschätzung der Konjunktur und damit vielleicht auch von ihrer Zinspolitik abweichen könnte, erklärten Händler die Käufe. Am Montag und auch im frühen Handel am Dienstag hatten die Festverzinslichen noch nachgegeben. Es habe zunächst die Überzeugung vorgeherrscht, daß Notenbankpräsident Alan Greenspan am Mittwoch vor dem Finanzausschuß des Repräsentantenhauses seine optimistische Sicht bestätigen werde, sagten die Marktteilnehmer.
Zehnjährige Titel mit einem Kupon von 4,125 Prozent gewannen 10/32 auf 99-17/32. Ihre Rendite fiel von 4,222 auf 4,181 Prozent. Die mit 5,375 Prozent verzinste 30-jährige Treasury stieg um 22/32 auf 114-15/32 und rentierte mit 4,424 Prozent, nach 4,465 Prozent am Montag.
Noch am Montag hatte ein Brief Greenspans an einen amerikanischen Politiker für Unruhe am Anleihemarkt gesorgt. Der Notenbankpräsident hatte darin geschrieben, daß die Wirtschaft den Anstieg des Ölpreises gut verkraften könne. Der Brief habe Hinweise darauf gegeben, was Greenspan vor dem Kongreß sagen werde, hieß es. Die am Berichtstag veröffentlichten Konjunkturdaten zu den Baugenehmigungen und -beginnen in Amerika hinterließen keine Spuren am Markt. Die Zahl der Genehmigungen war überraschend deutlich gestiegen, während die Zahl der Baubeginne entgegen den Erwartungen nicht zugenommen hatte.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters..