OnVista: Überraschende Fusion weckt neue Phantasie
Die Fusion wurde im Stillen vorbereitet. Wie geheim, zeigt sich an der Überraschung der Belegschaft. Kaum einer hat damit gerechnet, dass sich die OnVista Technologies GmbH mit IS Innovative Software AG zusammenschließt.
OnVista-Tochter fusioniert mit größtem Wettbewerber.
Wer sich fragt, warum die börsennotierte OnVista eine GmbH ist: Hierbei handelt es sich um die 100-prozentige Tochter der AG. Auf der letztjährigen Hauptversammlung wurde die Ausgliederung des operativen Geschäfts in zwei eigenständige Tochtergesellschaften beschlossen. Nummer zwei ist die OnVista Media GmbH, die rund 30 Prozent zum Umsatz beiträgt. Die OnVista AG fungiert als reine Holding.
Nun entsteht nach eigenen Angaben der größte Anbieter von Finanzmarkt-Informationssystemen auf Basis von Internet-Technologie in Europa. An dem fusionierten Unternehmen hält die OnVista AG 31,5 Prozent der Kapitalanteile und ca. 41,5 Prozent der Stimmrechte. Der andere Teil geht an die Alt-Aktionäre der nicht börsennotierten IS Innovative Software AG.
Wenn die Gesellschafter- und Hauptversammlungen der einzelnen Firmen der Verschmelzung nicht widersprechen - wovon auszugehen ist-, dann entsteht die IS Teledata AG. Zumindest der Name ist sinnvoll, denn Teledata ist in der Szene ein Begriff.
Rund 80.000 OnVista-Aktien wurden am vergangenen Montag gehandelt - große DAX-Unternehmen werden darüber nur müde lächeln, aber für OnVista ist dies eine beachtliche Stückzahl. Der Kurs kletterte in der Spitze um 20 Prozent - das IT- und Medienunternehmen ist ein marktenger Wert.
Um es vorweg zu nehmen: Die Fusion ist positiv zu bewerten. Bisher hatte OnVista nicht die kritische Masse, um eine Erfolgsstory anzubieten. Nun können Synergien genutzt werden, was die Profitabilität deutlich erhöhen wird. Genau lassen sich die Effekte noch nicht abschätzen, denn zuerst fallen in diesem Jahr Restrukturierungsaufwendungen an. Auch der Vorstand hält sich zurück und spricht von keiner nennenswerten Belastung des Konzernergebnisses durch die Beteiligung an der IS Teledata AG. Für 2004 ist aber ein positives Ergebnis fest zugesagt. Nicht erschrecken: Durch die Fusion wird der Konzernumsatz von 12,6 Millionen Euro auf rund 3,8 Millionen Euro schrumpfen. Der Grund: Da OnVista die zusammengeschlossene Gesellschaft aller Voraussicht nach anteilig bilanziert und weniger als 50 Prozent an ihr hält, erscheint sie nur im Finanzergebnis. Die Umsatzrendite ist dann logischerweise überragend.
Doch die Sache hat auch einen kleinen Haken. Bisher war OnVista sehr transparent und hat die Vorschriften der Deutschen Börse vorbildlich erfüllt. Doch nun entsteht eine kleine Black Box. Da IS Teledata AG nicht börsennotiert ist, wird es für den Großteil des OnVista-Ergebnisses künftig nur noch dürftigere Informationen geben. Dadurch verringert sich die Transparenz.
Unter dem Strich überwiegen die Chancen die Risiken. Aktuell notiert die Aktie bei knapp über fünf Euro. Alleine die Cash-Position (OnVista hat eine Eigenkapitalquote von 94,4 Prozent) von rund 27 Millionen Euro in Pfandbriefen rechtfertigt einen Börsenkurs von 4,09 Euro. Die Fusionsverhandlungen ergaben eine Bewertung für die Technologie-Tochter von 20-22 Millionen Euro. Aber selbst wenn nur 15 Millionen Euro angesetzt werden, kommen damit noch einmal gut zwei Euro je Aktie hinzu.
Zudem verdient die Media-Tochter mit dem OnVista-Finanzportal Geld. Zwar nicht viel, aber immerhin bei einer ansehnlichen Umsatzrendite. Und die Synergie-Effekte sind noch nicht eingerechnet. Die Gesellschaften rechnen mit einem jährlichen Sparpotenzial im unteren bis mittleren einstelligen Millionenbereich.
Fazit: Wer die Einzelteile zusammenrechnet, kommt auf einen angemessenen Börsenkurs von gut sechs Euro ohne Einrechnung der Media-Tochter und von Synergien. Ein Anstieg bis an 52-Wochen-Hoch knapp unter sieben Euro erscheint daher gerechtfertigt. Nach unten sichert der hohe Cash-Bestand die Aktie ab
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