Cash allein macht nicht glücklich. Wichtiger ist, es gewinnbringend zu investieren. Der Spruch trifft auf viele Unternehmen zu, deren Cashposition je Aktie in der Nähe des Aktienkurses liegt. Dass solche Gesellschaften, Börsianer nennen sie gerne „Cash-Werte“, unterbewertet sind, liegt auf der Hand: Das operative Geschäft bekommt von den Börsianern dann kaum den Wert zugemessen, der ihm zugebilligt werden kann.
Syzygy ist eines dieser Unternehmen. Der Aktienkurs von aktuell 5,62 Euro wird zu rund 85 Prozent von liquiden Mitteln oder Wertpapieren abgedeckt. Das Geschäft läuft profitabel: Im ersten Quartal wurde bei einem Umsatz von 3,8 Mio. Euro ein operativer Gewinn von knapp 0,2 Mio. Euro erzielt. Netto wies Syzygy per 31. März je Aktie einen Gewinn von 5 Cent aus. Zahlen, die das Unternehmen im zweiten Quartal wiederholt haben dürfte. Syzygy liegt damit über Plan, das steht fest. Bislang schätzte das Management um CEO Marco Seiler den Gewinn je Aktie für 2003 auf 16 Cent. Eine Zahl, die aus unserer Sicht in den kommenden Wochen und Monaten eher Richtung 19 bis 20 Cent angehoben werden dürfte. Seiler widerspricht nicht, dass eine Anhebung der Planzahlen im Gespräch ist, ohne jedoch konkrete Größenordnungen zu nennen.
Die Anhebung der Gewinnschätzungen hat der Kurs bereits vorweg genommen. Von 3,20 Euro zu Jahresbeginn hat die Notierung in der Spitze mehr als 80 Prozent gewonnen. Dass damit noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht sein muss, zeigt ein Blick auf Vergleichsbewertungen. Bei Konkurrenten wird das operative Geschäft häufig mit dem 1 bis 1,5-fachen des Umsatzes bewertet. Legt man eine Umsatzprognose von 15 Mio. Euro für 2003 zugrunde, müsste allein das operative Geschäft je Aktie zwischen 1,25 und 1,85 Euro wert sein. Hinzu kommt der Cashbestand des schuldenfreien Unternehmens von nahezu 5 Euro je Aktie. Der „faire Wert“ einer Aktie sollte also um zwischen 6,10 und 6,70 Euro liegen.
Nicht eingepreist wären dann Wachstumsphantasien, die Zweifels ohne bestehen. Während Syzygy zurzeit vor allem den Automobilsektor fokussiert, sollen in Zukunft verstärkt auch andere Bereiche angesprochen werden. Die Finanzdienstleister wären bei einer Erholung des Umfeldes eine mögliche Zielgruppe. Hier habe sich ein Innovationsstau gebildet, so Seiler, der beseitigt werden müsse. Die Banken stehen in der Tat unter Druck: Die Vertriebskosten müssen runter, Filialen werden geschlossen, dagegen gewinnt das Internet als kostengünstiger Vertriebs- und Kontaktkanal immer mehr an Bedeutung. Noch zeigen sich Banken zurückhaltend. Ist die Strukturkrise der Branche 2004 überwunden, könnte es hier sehr schnell zu neuer Phantasie kommen.
Nicht zuletzt spielen aufgrund des hohen Cash-Berges der Bad Homburger auch Übernahmen eine Rolle, auch wenn Seiler hier keinen Druck aufkommen lassen will. Man sondiere den Markt, lasse sich aber trotz der gesunkenen Bewertungen von möglichen Übernahmekandidaten Zeit. Seiler: „Wichtiger ist der richtige Partner.“ Zu lange kann Seiler aber auch nicht warten, sonst könnte Syzygy aufgrund der hohen Cash-Position und der Unterbewertung des operativen Geschäftes im Vergleich zu Konkurrenten selbst schnell Ziel einer Übernahme werden. Mehr als 50 Prozent des Aktienkapitals liegen in festen Händen. Größter Einzelaktionär und nicht weit entfernt von der 30-Prozent-Schwelle ist die WPP-Gruppe, die schon früher einmal Übernahmeabsichten hatte durchklingen lassen. (Autor: Michael Barck) |