SPIEGEL ONLINE - 24. April 2003, 11:08
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Mordfall Tom und Sonja
Täter machten Jagd auf Kinder
Im Mordfall Tom und Sonja haben die beiden festgenommenen Männer die Taten gestanden. Demnach haben die Verdächtigen Jagd auf Kinder gemacht und Tom und Sonja mit der Lüge in ihr Auto gelockt, sie seien Zivilfahnder der Polizei. Die neunjährige Sonja haben beide mehrfach sexuell missbraucht.
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Die Tatverdächtigen Markus Wirtz und Markus Lewendel legten Geständnisse ab |
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Aachen - Die Staatsanwaltschaft Aachen hat am Donnerstag neue Einzelheiten über den Mord an den beiden Geschwistern Tom und Sonja bekannt gegeben. Den Ermittlungen zufolge fuhren die beiden mutmaßlichen Täter, der 33-jährige Markus Lewendel und der 28 Jahre alte Markus Wirtz, am Sonntag den 30. März mit ihrem Auto durch Eschweiler - mit dem Ziel, sich an Kindern zu vergehen. Bei ihrer Tour - so Staatsanwalt Robert Deller - kamen sie zu dem Gelände, auf dem Tom und Sonja spielten. Dass sie dort waren und Opfer der Tat wurden, war offenbar reiner Zufall.
Die beiden Täter gingen auf die Kinder zu und gaben sich als Zivilfahnder der Polizei aus. Um das glaubhaft zu machen, zeigten sie den Geschwistern ihre Mitgliederausweise einer Videothek. Beide stiegen in den Wagen und wurden von den mutmaßlichen Tätern unter einer Decke im Fahrgastraum verborgen. Offenbar ließen sie sich ohne Gegenwehr zunächst durch Eschweiler und schließlich zum Haus der beiden Männer fahren.
Der Zeuge, der später ausgesagt hatte, er habe einen schwarzen Wagen gesehen, in dem Kinder von innen gegen die Scheiben getrommelt hätten, hat laut Staatsanwaltschaft offenbar nicht das Auto der Täter gesehen - trotzdem führte die Aussage per Zufall zu den Mördern der Kinder.
Markus Lewendel und Markus Wirtz fuhren die Kinder laut Staatsanwaltschaft in die Tiefgarage ihres Hauses. Das Mädchen brachten sie den bisherigen Ermittlungen zufolge für mehrere Stunden in die Wohnung einer der Männer. Den Jungen versteckten sie so lange im Kofferraum des Autos. Später an diesem Sonntag fuhren sie mit Tom zu dem Waldparkplatz "Mückenloch", wo der Junge von dem Computerfachmann Wirtz umgebracht wurde.
Sonja lebte einen Tag länger. Den Ermittlungen zufolge wurde sie von beiden Männern in der Nacht und am Montag mehrfach missbraucht. Schließlich fuhren sie es am Montagabend in die Nähe von Blankenheim in der Eifel und erdrosselten es dort. In den folgenden Tagen beteiligte sich Wirtz als Mitglied beim Malteser Hilfsdienst an der Suche nach dem Mädchen.
Die bisherigen Erkenntnisse der Polizei und der Staatsanwaltschaft beruhen auf den Geständnissen der beiden Täter und auf Ergebnissen der Spurensicherung. Laut Staatsanwalt Deller handelt es sich um eine gemeinschaftliche Tat, die beiden in gleichem Umfang zuzuschreiben ist. Die Ermittlungen seien jedoch noch nicht abgeschlossen.
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