Eisbärenbaby wird in Zürich erwartet
Das Eisbärenbaby Knut, die Zuschauerattraktion im Berliner Zoo, geht auf eine Europatour. In Zürich macht der kleine Star-Eisbär zuerst Station. Schon heute Sonntag wird Knut in Zürich erwartet. Politiker versprechen sich von der Tour Impulse für den Klimaschutz.
Christoph Zürcher, Berlin, NZZ am Sonntag
Knut, das dreimonatige Eisbärenbaby aus dem Berliner Zoo, das in den letzten zwei Wochen in Rekordtempo zum berühmtesten Kuscheltier seit der Erfindung des Teddybären aufgestiegen ist, geht auf Tournee. Dazu hat sich der Berliner Zoo diese Woche entschieden. Erste Station der Tour ist Zürich, wo Knut bereits heute zwischen 14 Uhr und 15 Uhr auf der Sechseläutenwiese zu besichtigen sein wird. Nach Zürich soll Knut auch in Paris, Rom, Madrid und London zu sehen sein.
Initianten der Tournee sind der Deutsche Bundesumweltminister Sigmar Gabriel und der Direktor des Berliner Zoos Bernhard Blaszkiewitz. Gabriel hat letzte Woche die Patenschaft für den Baby-Eisbären übernommen und ihn zum Maskottchen der Artenschutzkonferenz erklärt, die der Minister noch diesen Sommer in Bonn ausrichten will. «Knut», so der Minister, «ist ein ausgesprochenes Symboltier, er kann dazu beitragen, dass sich mehr Menschen für das Problem des Klimawandels interessieren.» Nach dem Ansturm in Deutschland wird auch in Zürich mit einem Grossandrang des Publikums gerechnet.
Blitzentscheid des Stadtpräsidenten
In einem Blitzentscheid hat der Zürcher Stadtpräsident Elmar Ledergerber daher die Zürcher Sechseläutenwiese für den Auftritt von Knut freigegeben. Weil man im Zoo Zürich kurzfristig keine Möglichkeit sah, den Gast artgerecht unterzubringen, wird Knut in einem Wagen des Zirkus Knie hausen, in dem der Zirkus normalerweise seine Lamas transportiert. Auch Knuts Tierpfleger Thomas Dörflein, der die letzten drei Monate fast Tag und Nacht mit «Cute Knut» verbrachte, wird im Knie- Wagen übernachten. Der Zirkus Knie wird für Knut auch ein Planschbecken zur Verfügung stellen, in dem sonst die Seehunde trainieren. Auch ein Sprungbrett wird Knut benutzen dürfen. Für die medizinische Betreuung ist ein Zoologen-Team der Universität Zürich vor Ort. Die Zoologen müssen unter anderem darauf achten, dass das Wasser im Planschbecken die für Eisbärenbabys unabdingbare Höchsttemperatur von 2,5 Grad Celsius nicht überschreitet.
Die Öffentlichkeit soll Knut nur eine Stunde pro Tag zugemutet werden. Obwohl seine Mutter Tosca eine Zirkus- Eisbärin war und sich das Jungtier bei seinen ersten Auftritten vor der Weltpresse als geborenes Showtalent erwies, haben Zoologen bereits ernsthafte Bedenken geäussert, der Rummel könne für Knut zu viel werden.
Besuch Leuenbergers
Für Montagnachmittag wird auch Bundesrat Moritz Leuenberger in Zürich erwartet. Der Schweizer Umweltminister liess am Samstag verlauten, Knut sei eine «Ikone des Umweltschutzes mit einer hohen emotionalen Wirkungsmacht». Er, Leuenberger, wolle den Besuch in Zürich deshalb dafür nutzen, eine völlig neue CO2-Initiative vorzustellen. Die Initiative sieht unter anderem den teilweisen Abbau von bestehenden Autobahnen vor.
Kritik von Tierschützern
Von Tierschützern wurde die Eisbären-Tournee hingegen kritisiert. Es sei zynisch, einem Zoobären so viel Aufmerksamkeit zu schenken und gleichzeitig so wenig für den Schutz wilder Bären zu tun, sagte ein WWF-Sprecher. Der Berliner Zoodirektor Blaszkiewitz hat derweil ein anderes Problem: «Lange wird die Begeisterung für Knut nicht dauern. In ein paar Wochen ist Knut schon nicht mehr so niedlich.»