"Wir bewegen uns in die richtige Richtung" Die Frage nach einer Erhöhung des Angebots beantwortet der Stahlmagnat mit einem klaren "Nein"
Nachgebende Stahlpreise haben beim Marktführer Mittal Steel im vergangenen Jahr den Gewinn einbrechen lassen. Dennoch behält Konzernchef Lakshmi Mittal die Arcelor-Übernahme im Visier. Im Gespräch mit dem LW gibt er sich zuversichtlich , dass bald eine Einigung zu Stande kommt. Im Vorgehen der luxemburgischen Regierung , sich von einer Investmentbank beraten zu lassen, sieht er Anzeichen für eine Versachlichung der Debatte.
Als Sie ihr Übernahmeangebot für Arcelor vorbereiteten, waren Sie auf die Ablehnung, die Ihnen begegnen würde, gefasst?
Ich habe versucht, die industrielle Logik, die hinter dem Angebot steckt, den jeweiligen Regierungen im Detail zu erklären. Der Widerstand gegen unsere Pläne rührt größtenteils aus dem Unverständnis für die Logik des Projekts . Ich bin erfreut, dass die Regierungen der von unserer Offerte betroffenen Länder jetzt die Transaktion von einer rationalen Basis aus bewerten wollen. Sowohl die belgische als auch die luxemburgische Regierung haben renommierte Investmentbanken als Berater verpflichtet, was bedeutet, dass sie sich die Transaktion von einem unabhängigen und professionellen Standpunkt aus ansehen wollen. Ich glaube, wir bewegen uns in die richtige Richtung.
Die Geschäftsergebnisse, die Sie heute präsentieren, sind voraussichtlich vergleichsweise schlechter als die ihres Konkurrenten Arcelor, der seine Resultate am Donnerstag veröffentlichen wird. Wie erklären Sie diesen Unterschied ?
Ich weiß nicht, was Arcelor morgen ankündigen wird. Ich glaube, dass Mittal Steel heute solide Finanzzahlen veröffentlicht hat, die sich sehen lassen können. Unser Nettoergebnis im vierten Quartal stieg um 36 Prozent, unser Cash -Flow nahm im gleichen Zeitraum um mehrere Milliarden Dollar zu, unsere Kapitalrendite ist mit 24 Prozent eine der höchsten in der Branche. Wir sind sehr zufrieden mit den Ergebnissen des Geschäftsjahres 2005.
Werden Sie Ihr Angebot aufstocken?
Nein! Wir sind überzeugt, dass unser Angebot in seiner jetzigen Form sehr attraktiv ist. Es bietet allen Aktionären die Möglichkeit, am Wachstum der neuen Gesellschaft künftig teilzuhaben.
Sollte die Übernahme gelingen, wo sehen Sie den Sitz der neuen Gesellschaft ? Dazu noch eine Zusatzfrage: Würden sie den Namen Arcelor behalten?
Wie wir schon angekündigt haben, wollen wir den Firmensitz nach Luxemburg verlegen. Wir stehen zu unserem Wort. Arcelor hat einen guten Namen in der Stahlbranche . Dieser Name sollte nicht verloren gehen.
Die neue, fusionierte Firma, die Sie schaffen wollen, würde noch immer von einer Person, oder von einer einzigen Familie, geführt. Das schreckt doch die Investoren ab, oder?
Gegen dieses Argument kann ich nur einwenden, dass wir eine professionell geführte Firma mit einem unabhängigen Verwaltungsrat sind. Die meisten Mitglieder des Verwaltungsrats stammen von außerhalb des Konzerns. Mittal Steel ist an der Börse in Amsterdam und in New York gelistet. Unsere "corporate governance" ist sehr entwickelt. Wir entsprechen den Anforderungen der amerikanischen SEC, deren Regeln strenger als die der europäischen Aufsichtsbehörden sind. In jedem Land, wo Mittal vertreten ist, gibt es eine CEO, der die Firma gemeinsam mit einem Direktionskomitee führt. All dies funktioniert nach den höchsten professionellen Standards und erklärt, warum Mittal Steel der profitabelste Stahlhersteller der ganzen Welt ist.
Wie schätzen Sie die Aussichten für Ihre Firma in diesem Jahr ein ? Hat der Stahlzyklus seinen Höhepunkt erreicht?
An den Ergebnissen im letzten Quartal 2005 ist ersichtlich, dass der Markt in China etwas nachgegeben hat. Wir glauben, dass in der zweiten Jahreshälfte 2006 die Investitionen in China wieder anziehen werden, was am Stahlmarkt wieder zu höheren Preisen führen wird. Insgesamt schätzen wir die Marktperspektive für dieses Jahr sehr positiv ein.
In welcher Region sehen Sie 2006 das stärkste Wachstum?
Weltweit wird die Nachfrage nach Stahl in diesem Jahr um 3,5 Prozent wachsen. Die größte Nachfrage wird wie schon im Vorjahr aus China kommen. Die Perspektiven in den USA sind ebenfalls günstig. Das geschätzte Wirtschaftswachstum von etwa 3,5 Prozent wird zu einer Steigerung der Stahlnachfrage von etwa 2,5 Prozent führen. Nach der Erweiterung sind die Perspektiven am europäischen Stahlmarkt in diesem Jahr günstiger als 2005 geworden.
Die Fragen stellte Pierre Leyers © saint-paul luxembourg Redaktion wort.lu |