Serie: In den Bilanzen nach echten Werten forschen

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neuester Beitrag: 13.07.04 16:26
eröffnet am: 30.04.02 13:53 von: SAHADOOM Anzahl Beiträge: 23
neuester Beitrag: 13.07.04 16:26 von: tafkar Leser gesamt: 19042
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30.04.02 13:53
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50 Postings, 8485 Tage SAHADOOMSerie: In den Bilanzen nach echten Werten forschen

Serie
In den Bilanzen nach echten Werten forschen
Von Matthias Rieger, freier DVFA-Analyst
 

Das Geld ist auf der Flucht, auf der Flucht vor unsicheren Aktien. So sehen wir beispielsweise derzeit am Neuen Markt ungeachtet der langen Talfahrt einen weiteren Ausverkauf.

Angesichts der weiterhin unsicheren Konjunkturlage, zahlreicher Börsenskandale, der durchs Land rollenden Pleitewelle und der chronischen Börsentalfahrt werden Risiken gemieden. Viele einst vom Boom des Neuen Marktes angelockte Anleger haben der Börse längst frustriert wieder den Rücken gekehrt, um viele Illusionen und sicher auch um einiges an Geld ärmer.  

Die Privatanleger hingegen, die sich jetzt nicht von der Börse abschrecken lassen, dürften in Zukunft zu den Gewinnern gehören. Schon Börsenaltmeister Andre Kostolany warnte stets: „Erst kommt der Schmerz, dann kommt das Geld.“ Der erfahrene Investor wusste genau, dass der Anleger erst bittere Erfahrungen sammeln muss, bevor er zu einem wirklich erfolgreichen Anleger an der Börse wird.

Lehrreiche Börsenmonate

Ungewöhnlich lehrreich waren die zurückliegenden Börsenmonate ohne Frage. Besonders wer am Neuen Markt investierte, hat in kürzester Zeit Erfahrungen gesammelt, die für ein gesamtes Börsenleben ausreichen sollten: Sicher wird von den gebeutelten Neuer-Markt-Investoren heute niemand mehr blind den leider oft wenig treffsicheren Anlageempfehlungen von Banken und Brokern hinterher rennen. Daneben dürften die Anleger auch gelernt haben, dass überschwänglichen Vorstandsprognosen oft nicht mehr Vertrauen geschenkt werden darf als den anpreisenden Worten des Gebrauchtwarenhändlers an der nächsten Straßenecke.

Doch wenn man Analysten und Vorständen nicht mehr trauen kann, auf wen kann sich der Anleger überhaupt noch verlassen? Die Antwort ist einfach: Er kann sich im harten Kampf um Börsengewinne nur auf sich selbst verlassen. Wer blind windigen Tipps oder zweifelhaften Unternehmensprognosen hinterherläuft, wird an der Börse immer ein Verlierer bleiben.

Echte Werte

Gewinnen kann nur, wer die Augen öffnet und sich die harten Fakten eines Unternehmens selbst anschaut. Dieser Aufwand zahlt sich aus. Denn die Gewinner der aktuellen Krise sind eindeutig die Value-Investoren, die ihre Anlageentscheidungen auf echte Werte statt auf wage Zukunftsprognosen aufgebaut haben. Value-Aktien haben die Börsenschwäche der zurückliegenden Monate gut überstanden und dürften auch weiterhin zu den Gewinnern gehören.

Schon mit ein wenig Rüstzeug kann sich jeder Investor eine eigene Meinung über eine Aktie bilden. In einer Serie wird FAZ.NET in dieser Woche den Anlegern einige Leitlinien zur fundamentalen Aktienbeurteilung an die Hand geben und erste Schritte auf dem Weg zum erfolgreichen Value-Investor aufzeigen.



Text: @ank

 

01.05.02 11:56
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50 Postings, 8485 Tage SAHADOOMBilanzen liefern das Rüstzeug für den Investor

Bilanzen liefern das Rüstzeug für den Investor
Von Matthias Rieger, freier DVFA-Analyst

30. April 2002 Der wohl bekannteste Value-Investor ist Warren Buffett. Der Amerikaner gilt mit seiner wertorientierten Anlagestrategie heute als einer der erfolgreichsten Investoren aller Zeiten. Wer ihm 1965 einen Betrag von 10.000 Dollar anvertraute, darf sich heute über ein mehr als stattliches Vermögen von 50 Millionen Dollar freuen. Befragt nach dem Geheimnis seines Erfolges sagte er trocken: „Ich lese Geschäftsberichte.“

Tatsächlich sind diese Berichte das Rüstzeug des Value-Investors, denn hier sind die entscheidenden Fakten zu finden. Die aktuellen Geschäftsberichte eines Unternehmens können in der Regel problemlos aus dem Internet heruntergeladen oder auch kostenlos bei den Unternehmen angefordert werden.

Fülle relevanter Daten

Im Geschäftsbericht sollte man seine Aufmerksamkeit besonders auf die Bilanz, die Gewinn- und Verlustrechnung sowie die Kapitalflussrechnung richten. Für den Anleger sind dabei stets die Konzernzahlen relevant, weniger die der AG. Wichtige Informationen findet er zunächst in der Bilanz. Diese ist unterteilt in zwei Bereiche. Auf der Aktivseite sind die vorhandenen Vermögensgegenstände aufgelistet, während die Passivseite aufdeckt, woher das Geld für diese Aktiva kommt. Dabei unterscheidet man Eigenkapital und Fremdkapital. Das Eigenkapital steht dem Unternehmen unbegrenzt zur Verfügung, während das Fremdkapital zurückgezahlt werden muss.

Um die Betrachtung möglichst praxisnah zu gestalten, wollen wir unser Vorgehen an zwei Beispielunternehmen aus dem Neuen Markt verdeutlichen. Unsere Wahl fiel hier auf die Nemax-50-Unternehmen Pfeiffer Vacuum und Intershop, bei denen wir uns den Geschäftsbericht des Jahres 2001 einmal näher angesehen haben.

Solide Eigenkapitalquote

Intershop weist ein Eigenkapital von 43,9 Millionen Euro aus und Pfeiffer Vacuum von 83,4 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote, also das Verhältnis von Eigenkapital zur Bilanzsumme, liegt bei beiden Unternehmen jeweils bei rund 55 Prozent, was als sehr solide bezeichnet werden darf. Beide Unternehmen sind also mit mehr als der Hälfte durch eigene Mittel finanziert. Aber Vorsicht: Die Eigenkapitalquote sagt noch nichts über die Liquiditätslage eines Unternehmens aus.

Faustformel: Schauen Sie genauer hin, wenn die Eigenkapitalquote unter 30 Prozent liegt. Eine niedrige Eigenkapitalquote ist nur bei Unternehmen zu akzeptieren, die über die Jahre hinweg eine sehr stetige Gewinnentwicklung aufweisen.

Die immateriellen Vermögensgegenstände

Anleger sollten zudem die in der Bilanz ausgewiesenen Vermögensgegenstände genauer unter die Lupe nehmen. Die zurückliegenden Monate haben gerade am Neuen Markt immer wieder gezeigt, dass besonders immaterielle Vermögensgegenstände häufig von umfangreichen Abschreibungen bedroht sind.

Im Gegensatz zu Finanzwerten und körperlichen Gegenständen wie Maschinen oder Immobilien ist es sehr schwer, immateriellen Gütern einen realistischen Wert zuzuordnen. In diesen Posten können sich somit für den Anleger schwer einschätzbare Risiken verbergen. Aus möglichen Sonderabschreibungen kann durchaus eine Insolvenz resultieren, wenn der Anteil von immateriellen Vermögensgegenständen im Verhältnis zum Eigenkapital sehr groß ist oder dieses sogar übersteigt. Dies ist laut dem Geschäftsbericht 2001 jedoch weder bei Pfeiffer Vacuum noch bei Intershop gegeben.

Faustformel: Vorsicht ist geboten, wenn die immateriellen Vermögensgegenstände mehr als die Hälfte des Eigenkapitals ausmachen.  

01.05.02 12:21

178 Postings, 8081 Tage pb61deBilanzen lesen.

@sahadoom,
Mach nur weiter mit deiner Serie. Endlich mal was gehaltvolles.
Allerdings posten hier hauptsächlich Leute, die zwar Bilanzen lesen könnten, dies aber bewusst nicht tun. Hier sind i.d.R. Zocker versammelt, die auf die Psycho-Karte setzen. Ein ganz anderer aber nicht unbedingt schlechterer Anzatz.
wenn du zu diesem Thema auch was sagen kannst, möchte ich dich zu einer Serie dazu animieren. Die Sache mit den Bilanzen u.s.w. ist schon etwas ausgelutscht.
Z.B.: Was kann man erkennen, wenn man die Orderbücher einzelner Firmen über längere Zeiträume beobachtet. Gibt es da bestimmte Konstellationen, die vor bestimmten Ereignissen typisch sind?
Oder gibts Literatur zu dem Thema?

So long.  

01.05.02 12:36
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6537 Postings, 8117 Tage SchnorrerSahadoom: sagenhaft, 36 "begrünte" von 37

01.05.02 13:26
2

16071 Postings, 8163 Tage NassieBilanzen

Bilanzen sind lediglich Stichtagsbetrachtungen aus der Vergangenheit.
Dort findet man nichts zur Positionierung einens Unternehmens im Markt, den
Lebenszyklen der cash-Produkte, dem Auftragsbestand und dem Auftragseingang.
Daher ist ausgehend von einer Bilanzbetrachtung die Investition in die Aktien
eines Unternehmens immer auch mit Glück verbunden.
Als Kleinaktionär hat man zudem keinen zeitnahen Einblick in die Unternehmens-
entwicklung. Dies ist bei Warren Buffet anders. Seine Gesellschaft sitzt im
Aufsichtsrat und kann auf das Unternehmen Einfluss nehmen.  

01.05.02 18:40
1

50 Postings, 8485 Tage SAHADOOM@all

pb61de
mag sein das es schon ausgelutsch ist und dennoch ist es die einzig richtige Herangehensweise. Nur wer das Spiel versteht, wird auch langfristig Ergebnisse auf die Anzeigetafel zaubern.

schnorrer
ja ich gebe es zu. Ich bin die 16. ID eines einzigen Posters. Das mache ich, um mir die Sterne selber zu zuspielen. hehe
Unglaubliche Performence oder? Und um dich noch ein wenig zu ärgern gebe ich dir jetzt einen Grünen für witzig. plomb

Nassi
Warren Buffett hat mit 100 Dollar angefangen und da saß er bestimmt in noch keinem Aufsichtsrat. Muß doch was dran sein am Bilanzenlesen, oder?  

01.05.02 18:49

6537 Postings, 8117 Tage SchnorrerRe: Sahadoom: das schreit nach Rache

sollte ich jemals wieder Moderator werden: ich schwöre es: ich werde die "unbegrünten" finden und sie entsprechend aufwerten (ist "aufwerten" korrekt?).  

01.05.02 19:26

50 Postings, 8485 Tage SAHADOOMhahaha -> das wird aber schwer :o)

mal gucken wer schneller ist. Jetzt gibt es ja wieder 2 Postings mehr ohne "Grünen". hehe  

01.05.02 19:44
2

50 Postings, 8485 Tage SAHADOOMLiquiditätskrisen frühzeitig erkennen

Liquiditätskrisen frühzeitig erkennen
Von Matthias Rieger, freier DVFA-Analyst


1. Mai 2002 Gerade angesichts der aktuellen Insolvenzwelle sollte sich der Anleger immer auch über die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens klar werden. Mit einem Blick auf die Eigenkapitalquote ist es hier nicht getan. Somit prüfen wir zunächst die kurzfristigen Verbindlichkeiten, Beträge also, die in naher Zukunft zurückzuzahlen sind. Deshalb müssen in der Bilanz auch kurzfristig verfügbare Mittel ausgewiesen sein, mit denen diese Zahlungen vorgenommen werden können. Ansonsten drohen Liquiditätsprobleme.

Schauen wir einmal auf unsere Beispielunternehmen: Die kurzfristigen Verbindlichkeiten sind bei Intershop mit 35,5 Millionen Euro und bei Pfeiffer Vacuum mit 26,6 Millionen Euro angegeben. Sind ausreichende Mittel zu finden, um diesen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen? Pfeiffer Vacuum weist flüssige Mittel in Höhe von stattlichen 65 Millionen Euro aus und könnte somit die kurzfristigen Verbindlichkeiten vollkommen problemlos auf einen Schlag begleichen.

Schwieriger ist dies für Intershop. Dort finden wir liquide Mittel und handelbare Wertpapiere im Wert von 28,5 Millionen Euro, was nicht ganz ausreicht. Dort müssen noch die Forderungen hinzugezogen werden, um die kurzfristigen Verbindlichkeiten abzudecken.

Faustformel: Die liquiden Mittel und die Forderungen sollten die kurzfristigen Verbindlichkeiten übersteigen, ansonsten drohen Liquiditätsprobleme.

Ungemütliche Liquiditätslage

Nach dieser Faustformel wäre die Liquiditätslage bei Intershop noch nicht Besorgnis erregend. Allerdings beschreibt diese Kennzahl nur einen Momentzustand. Sie sagt nichts über die Fähigkeit aus, liquide Mittel (also einen positiven Cash Flow) zu erzeugen. Zu berücksichtigen ist hier, dass Intershop in den zurückliegenden Jahren regelmäßig im operativen Geschäft Verluste in zweistelliger Millionenhöhe eingefahren hat. Somit würde die Liquiditätslage bei einer Fortsetzung dieses Trends schnell sehr ungemütlich werden.

Leitsatz: Die Liquiditätslage sollte immer auch vor dem Hintergrund der Fähigkeit eines Unternehmens gesehen werden, einen positiven Cash Flow zu erzielen.

Schon durch den Blick auf wenige Bilanzdaten erkennt der Anleger somit, dass Intershop als sehr risikoreiches Investment zu sehen ist. Die Finanzierung ist nach den vorliegenden Daten nicht problemlos als gesichert anzusehen. Pfeiffer Vacuum hingegen weist nicht nur eine hohe Liquidität aus, sondern erzielte in den zurückliegenden Jahren auch stets einen so hohen Mittelzufluss aus dem laufenden Geschäft, dass auch nach Bedienung der Investitionen noch ein nennenswerter Betrag quasi zur freien Verfügung übrig blieb. Solch ein stetiger, freier Cash Flow ist als wichtiges Qualitätsmerkmal eines Unternehmens anzusehen. Die freien Mittel können dem Anleger in Form von Dividenden oder Aktienrückkäufen zu Gute kommen.

Kaufkandidat unter Value-Gesichtspunkten

Pfeiffer Vacuum käme unter Value-Gesichtspunkten nach Betrachtung dieser ersten Daten aufgrund der soliden Finanzlage und dem starken operativen Geschäft als Kaufkandidat durchaus in Frage. Intershop hingegen wäre nach den Kriterien eines Value-Anlegers aufgrund der schwachen Finanzlage und des defizitären operativen Geschäftes kaum interessant, so wie die Mehrheit anderer Neuer Markt-Aktien auch.
 

01.05.02 21:22
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6537 Postings, 8117 Tage SchnorrerDer Sadamasoom entwickelt sich ja zum

richtigen Analysten.

Eine letzte Frage zur ZHahlungsfähigkeit der Kunden bleibt unbeantwortet, aber das kann keinem abverlangt werden.

Gesamtfazit: RESPEKT, OLLER, KEINE AISCHE HATT MEHR DRUFF TUN.  

02.05.02 19:27
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50 Postings, 8485 Tage SAHADOOMGewinn ist nicht gleich Gewinn

Gewinn ist nicht gleich Gewinn
Von Matthias Rieger, freier DVFA-Analyst

2. Mai 2002 In der Hochphase des Neuen Marktes trieben allein schon spannende Wachstumsstories die Aktienkurse in die Höhe. Jetzt ist jedoch längst wieder eine Rückbesinnung eingetreten und auch am Neuen Markt ist der Gewinn die entscheidende Größe zur Aktienbewertung.

Aber Vorsicht: Gewinn ist nicht gleich Gewinn. Die Unternehmen können bei der Ermittlung des Gewinns extrem große Gestaltungsspielräume nutzen und sind oft sehr kreativ dabei, diese Spielräume auch auszuschöpfen. Ausgewiesene Gewinne stellen somit für den Anleger noch kein sicheres Ruhekissen dar.

Für viele Anleger sicher verblüffend: Firmen, die Gewinne ausweisen, können sogar insolvent werden. Dies kann geschehen, wenn den Gewinnen kein tatsächlicher Zufluss liquider Mittel gegenübersteht. Wie dies möglich ist? Ganz einfach: Ein Unternehmen entwickelt beispielsweise selber eine Software und setzt dafür in der Bilanz einen bestimmten Wert an. Um diesen Betrag erhöht sich dann der Gewinn. Dies ist zwar rechtmäßig, allerdings fließt dem Unternehmen dafür nicht ein Cent zu.

Bestandsveränderungen beachten

Oder das Unternehmen verkauft Waren, die vom Käufer noch nicht bezahlt werden. Dann steigt der Gewinn, doch auch hier fließt kein Geld zu. Allein die Forderungen wachsen an. Oder das Unternehmen produziert, findet jedoch für die Produkte noch keinen Käufer. Hier wachsen Vorräte und Gewinne, ohne dass dem Unternehmen Geld zufließt.

Somit sollte der Anleger immer einen Blick in die Bestandsveränderungen dieser Posten in der Bilanz werfen und vorsichtig sein, wenn beispielsweise die immateriellen Vermögensgegenstände, die Forderungen oder auch die Vorräte deutlich ansteigen. Diese Veränderungen erhöhen die Gewinne, ohne dass dafür dem Unternehmen tatsächlich liquide Mittel zufließen.

Leitsatz: Vorsicht ist geboten, wenn Forderungen, Vorräte oder immaterielle Vermögensgegenstände im Vergleich zur Vorperiode stark ansteigen.

Nicht selten folgen derartigen Praktiken unerfreuliche Sonderabschreibungen, die die Aktienkurse in der Regel deutlich einbrechen lassen. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn die Vorräte irgendwann nur noch zu deutlich reduzierten Preisen weiterverkauft werden können. Dann müssen die Werte der Vorräte in der Bilanz nach unten korrigiert werden, was zu sinkenden Gewinnen führt. Auch bei stetig steigenden Forderungen wird sich irgendwann der Verdacht einstellen, dass ein Teil davon uneinbringlich sein könnte. Auch dies würde zu gewinnmindernden Abschreibungen führen.

Qualität der Gewinne auf die Spur kommen

Für den Anleger gibt es durchaus einen Weg, um der Qualität der ausgewiesenen Gewinne auf die Spur zu kommen. Wie wir gesehen haben, ist es recht einfach, Gewinne künstlich aufzublähen. Wesentlich schwieriger ist es jedoch, einen tatsächlichen Zufluß liquider Mittel zu erzeugen. Deshalb empfiehlt sich stets auch ein Blick auf den Cash-Flow bzw. auf die Kapitalflussrechnung in den Bilanzen.

Diese Kapitalflussrechnung ist ein wichtiges Hilfsmittel bei der Untersuchung der tatsächlichen Geldströme im Unternehmen. Hier kann der Investor nachprüfen, ob die Gewinne auch tatsächlich durch entsprechende Geldzuflüsse bestätigt werden. Die Aussagekraft ist auch deshalb recht hoch, weil die Kapitalflussrechnung im Gegensatz zur Gewinngröße nicht so leicht manipuliert werden kann. Vorsichtig sollte man beispielsweise dann sein, wenn der Cash Flow aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit negativ ist, obwohl Gewinne ausgewiesen werden.

Leitsatz: Hüten Sie sich vor Unternehmen, die Gewinne künstlich bis auf ein Maximum aufblähen, denen aber keine entsprechenden Zuflüsse liquider Mittel gegenüberstehen.  

02.05.02 19:45

235 Postings, 8002 Tage jarif100bericht

echt klasse.  

04.05.02 18:12
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50 Postings, 8485 Tage SAHADOOMQualität, aber bitte nicht zu teuer!

Qualität, aber bitte nicht zu teuer!
Von Matthias Rieger, DVFA-Analyst

4. Mai 2002 Eine gute Strategie ist es, bei der wertorientierten Analyse zweistufig vorzugehen. Zunächst gilt es, ein Unternehmen mit erstklassiger Qualität zu identifizieren. Dann wird festgestellt, ob dieses Unternehmen zu einem wirklich attraktiven Preis erworben werden kann.

Intershop ist unter Value-Gesichtspunkten sicher kein beachtenswertes Papier. Pfeiffer Vacuum weist hingegen durchaus Merkmale eines echten Qualitätsunternehmens auf: Die Bilanzstruktur ist sehr solide und die kurzfristige Liquidität mehr als komfortabel. Zudem erwirtschaftet das Unternehmen aus dem operativen Geschäft kontinuierlich Gewinne und einen Überschuss an liquiden Mitteln.

Eigenkapitalrendite beachten

Weiteren Aufschluss über die Qualität eines Unternehmens gibt die Eigenkapitalrendite. Sie sagt etwas über die Profitabilität aus. Pfeiffer Vacuum bringt es auf ein Eigenkapital je Aktie von 9,49 Euro. Dieser Wert kann leicht ermittelt werden, indem das Eigenkapital in Höhe von 83,4 Millionen Euro durch die Aktienanzahl von 8.790.600 geteilt wird. Unter Einsatz dieses Eigenkapitals erwirtschaftete Pfeiffer Vacuum im Jahr 2001 einen Gewinn je Aktie von 2,16 Euro. Die Eigenkapitalrendite beträgt somit 23 Prozent nach Steuern. Dies liegt weit über dem Durchschnitt deutscher Unternehmen und ist als weiteres Qualitätsmerkmal zu werten.

Faustformel: Bevorzugen Sie Unternehmen mit hoher Profitabilität. Eine Eigenkapitalrendite von über 15 Prozent ist als gutes Ergebnis anzusehen.

Da auch dieser Punkt für die Qualität spricht, wollen wir jetzt prüfen, ob wir die Aktie preiswert erwerben können. Dazu wollen wir zunächst einmal feststellen, zu welchem Preis uns die Börse Pfeiffer Vacuum derzeit anbietet. Die Aktie wurde zuletzt um 40 Euro gehandelt. Bei 8.790.600 Aktien wird damit dem gesamten Unternehmen ein Wert von rund 350 Millionen Euro zugebilligt. Ist Pfeiffer Vacuum diese 350 Millionen Euro wert?

Um diese Frage zu beantworten, stellt man den Börsenwert ins Verhältnis zum Gewinn. Der Gewinn ist die wichtigste Zahl zur Aktienbewertung. Die beiden Größen Unternehmenswert und Gewinn ins Verhältnis gesetzt, führen uns zu der bekanntesten Kennzahl der Börsianer, dem Kurs-Gewinn-Verhältnis, kurz KGV.

KGV allein sagt wenig aus

Pfeiffer Vacuum erzielte 2001 einen Gewinn nach Steuern von 18,87 Millionen Euro. Je Aktie macht dies 2,16 Euro. Der Aktienkurs lag zuletzt um 40 Euro. Dies ergibt ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von rund 18,5. Damit bewegt sich die Aktie gemessen am KGV ungefähr im Durchschnitt der deutschen Aktien. Oft suchen Value-Investoren jedoch Qualitätsaktien, die noch günstiger bewertet sind.

Für sich genommen, sagt das KGV wenig aus. Erst im Vergleich zu anderen Unternehmen und im Zusammenspiel mit den Qualitätskriterien ist eine Bewertung sinnvoll. Bei einem KGV, das im Durchschnitt des deutschen Marktes liegt und bei einer gleichzeitig überdurchschnittlichen Qualität erscheint Pfeiffer Vacuum zumindest nicht uninteressant. Hier ist der Value-Anleger somit offensichtlich auf der richtigen Spur. Tiefergehende Analysen sind in diesem Fall sinnvoll.
 

04.05.02 18:39

5074 Postings, 9157 Tage Elanhochmut kommt "vor" dem Fall

04.05.02 20:51

50 Postings, 8485 Tage SAHADOOMHochmut ? Fall ? hier gehts doch bloß um Bilanzen

oder wie meinst du das Elan?  

06.05.02 08:37
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50 Postings, 8485 Tage SAHADOOMBeruhigendes Wissen um echte Werte

Beruhigendes Wissen um echte Werte
Von Matthias Rieger, freier DVFA-Analyst

5. Mai 2002 Das Value-Investing, also die Aktienanlage nach einem wertorientierten Ansatz, unterscheidet sich deutlich von den häufig kurzfristig ausgerichteten Strategien, die viele Privatanleger bevorzugen. Auch der vielfach als erfolgreichste Investor aller Zeiten bezeichnete Warren Buffett erzielte seine Erfolge in aller Ruhe und Gelassenheit und ignorierte dabei vollkommen die kurzfristige Hektik des Börsengeschehens. „Pro Jahr sehe ich nur eine gute Anlageidee“, erläuterte er einst seine Strategie. Dafür hält er diese sehr sorgfältig ausgewählten Aktien dann auch viele Jahre oder gar Jahrzehnte lang.

Der Value-Investor springt also nicht jedem Tipp oder kurzfristigen Trend hinterher, sondern sucht geduldig erstklassige Qualitätsaktien, um in diese Titel langfristig zu investieren. Das typische Value-Unternehmen verfügt über eine starke Bilanz und gesunde Liquidität. Kennzeichen sind hier eine Eigenkapitalquote von über 30 Prozent und kurzfristig verfügbare Vermögenswerte, die die ebenso kurzfristigen Verbindlichkeiten übersteigen.

Überdurchschnittliche Rentabilität

Daneben sind hohe Gewinnmargen, also eine überdurchschnittliche Rentabilität bei gleichzeitig stetiger Geschäftsentwicklung wichtige Kriterien. Dies lässt sich beispielsweise an einer hohen Eigenkapitalrendite ablesen, wobei ein Wert von 15 Prozent nach Steuern eine geeignete Messlatte ist. Diese wichtigen Fakten lassen sich wie von uns dargestellt anhand der Daten der Geschäftsberichte ermitteln. Durch diese Analyse der vergangenheitsbezogenen Fakten werden Unternehmen identifiziert, nach denen alle Börsianer suchen: Unternehmen mit starker Marktstellung, ausgezeichneten Produkten und fähigem Management.

Doch dies reicht für einen Kauf noch nicht aus: Erst wenn die Aktien dieser Unternehmen dann auch zu einem sehr attraktiven Preis zu erwerben sind, wird es interessant. Somit gelangt der Value-Investor oft zu den Papieren, die nicht im Fokus der Börsianer stehen. Wer nach dieser Strategie vorgeht, muss somit den Mut zur eigenen Meinung haben, auch wenn er damit vollkommen allein steht.

Alternative zum Abschied von der Börse

Viele Privatanleger sind derzeit angesichts des anhaltenden Abwärtstrends an den Aktienmärkten frustriert und wollen der Börse den Rücken kehren. Doch vielleicht sollten sie nur ihre Strategie ändern: Statt den zahlreichen Tipps oder kurzfristigen Trends blind hinterherzurennen, sollten sie sich die Zeit nehmen und in den Bilanzen nach den echten Werten suchen. Denn wer wirkliche Qualitätsunternehmen zu einem attraktiven Preis erwirbt, der kann dem täglichen Auf und Ab der Kurse wesentlich ruhiger zusehen als Anleger, die nicht genau wissen, welche Werte sich überhaupt hinter ihren Aktien verbergen. Dieses Wissen um die echten Werte im Depot ist gerade in diesen turbulenten Börsentagen sehr beruhigend.  

06.05.02 08:42
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50 Postings, 8485 Tage SAHADOOMDer Chart gibt Warnsignale

Der Chart gibt Warnsignale
Von Matthias Rieger, freier DVFA-Analyst

3. Mai 2002 Auch für den Value-Investor verbietet sich keineswegs die Anwendung der technischen Analyse. Besonders um einen optimalen Kaufzeitpunkt zu bestimmen, ist ein Blick auf den Aktienchart oft sehr hilfreich. Die fundamentale Analyse unter Hinzuziehung des Geschäftsberichtes ist schließlich immer ein Blick zurück in die Vergangenheit. Mit Hilfe der technischen Analyse kann hingegen die aktuelle Verfassung der Aktie überprüft werden.

Gerade als kurzfristiges Warninstrument kann die technische Analyse erstklassige Dienste leisten. So waren zuletzt gerade auch bei vielen Aktien am Neuen Markt oft schon vor der Bekanntgabe schlechter Meldungen klare Warnsignale in den Charts abzulesen. Besonders misstrauisch sollten Anleger bei Aktien sein, die ohne Nachrichten bei hohen Umsätzen deutlich unter Druck geraten. Oft setzt sich der Negativtrend weiter fort. Nicht selten folgen einer solchen Schwäche der Aktie dann später tatsächlich entsprechende Negativmeldungen, was leider am Neuen Markt besonders häufig zu beobachten ist.

Positive Stärke

Positiv ist hingegen zu werten, wenn die untersuchte Aktie sich besser entwickelt als der entsprechende Index. Dies ist beispielsweise derzeit eindeutig bei Pfeiffer Vacuum der Fall. Der Aktienkurs zeigt seit Anfang Februar einen leichten Aufwärtstrend, während der Neue Markt in einem klaren Abwärtstrend liegt. Damit hat die Aktie eine deutliche relative Stärke ausgebildet. Auch gegenüber dem Dax zeigt Pfeiffer Vacuum derzeit eine bessere Entwicklung. Eine solche Stärke ist positiv zu bewerten und kann durchaus als Bestätigung der positiven Fundamental-Daten verstanden werden.

Auch bei Intershop wird unsere in der Value-Analyse gewonnene Einschätzung durch die technische Analyse unterstrichen. Die Aktie zeigt bereits seit Monaten eine schwache Entwicklung gegenüber dem ohnehin im Abwärtstrend liegenden Neuen Markt. Somit spricht auch aus technischer Sicht derzeit wenig für eine erfreuliche Börsenzukunft dieser einstigen Vorzeigeaktie des Neuen Marktes, was sich mit unseren Erkenntnissen der Value-Analyse deckt.  

Faustformel: Meiden Sie Aktien, die ohne erkennbaren Grund bei hohen Umsätzen sehr schwach notieren. Positiv ist hingegen zu werten, wenn sich Aktien besser als der entsprechende Index entwickeln.

 
 
 
 
Der Chart zeit die Kursentwicklung von Pfeiffer Vacuum (oben) und Intershop (unten) jeweils im Vergleich zum Nemax 50x (blau) in den vergangenen zwölf Monaten.
 

06.05.02 08:44
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50 Postings, 8485 Tage SAHADOOMTür zur eigenen fundierten Meinung geöffnet

Tür zur eigenen fundierten Meinung geöffnet


3. Mai 2002 Die aufgezeigte Strategie darf, um höheren Ansprüchen zu genügen, sicher nur als erster Ausgangspunkt einer weitergehenden Analyse verstanden werden. Dennoch dürfte auch dem Anfänger anhand der dargestellten Schritte und der Faustformeln durchaus ein erstes grobes Urteil über ein Unternehmen gelingen.

Dies könnte, so hoffen wir, für viele Anleger erstmals die Tür zu einer eigene fundierten Meinung über eine Aktie wenigsten einen kleinen Spalt aufgestoßen haben. Vieles haben wir sicher sehr vereinfacht dargestellt und bei den Faustformeln haben wir recht subjektiv bestimmte Größen genannt, über die man sicher diskutieren kann. Im Interesse eines einfachen Verständnisses erschien uns dies jedoch sinnvoll.

Die Börse handelt die Zukunft

Sicher wird auch der Einwand kommen, dass es sich bei der Analyse der Bilanzdaten stets um einen Blick in die Vergangenheit handelt, wobei an der Börse jedoch die Zukunft gehandelt wird. Dieser Einwand ist sicher nicht unbegründet. Welchen Risiken sich der Anleger jedoch aussetzt, wenn er nur auf unsichere Zukunftshoffnungen vertraut, hat nicht zuletzt der Crash am Neuen Markt deutlich gezeigt.

Hier wurde in der Hochphase des Marktes fast nur noch Zukunftsfantasie bezahlt, während die Kurse schon lange nicht mehr durch echte Werte gedeckt waren. Zudem haben auch die aus der Vergangenheit gewonnenen Daten durchaus Prognosequalität. Denn: Ein gutes Unternehmen bleibt auch in der Zukunft sehr oft ein gutes Unternehmen, während ein schlechtes Unternehmen sich auch weiterhin oft unterdurchschnittlich entwickelt.

In Schwächephasen besser

Natürlich kann auch eine fundierte fundamentale Analyse nicht unbedingt gegen Betrügereien schützen, wie sie im Fall des US-Energiehändlers Enron oder bei den Neuen Markt-Unternehmen Comroad und Phenomedia offenbar vorkamen. Eine gewisse Absicherung gegen die normalen Börsenrisiken kann mit dieser Strategie hingegen durchaus gelingen, da preisgünstig erworbene Aktien von Qualitätsunternehmen sich gerade in Schwächephasen sehr viel besser behaupten als andere Papiere.

Wir hoffen, mit dieser Serie Interesse für die wertorientierte Aktienanalyse geweckt zu haben. Vertiefen lässt sich das Wissen mit Fachliteratur. Interessant sind in diesem Zusammenhang beispielsweise die Bücher über die Anlagestrategien von Warren Buffett. Gerade jetzt dürfe sich die Auseinandersetzung mit diesem Thema lohnen. Denn für den Value-Investor ergeben sich gerade da vorzügliche Kaufgelegenheiten, wo sich die Mehrheit der Anleger frustriert von der Börsen abwendet.
 

06.05.02 10:13

25551 Postings, 8352 Tage DepothalbiererAn Sahadoom

Das ist wirklich ein sehr inzeressanter Thread.
Was der Herr Rieger da so schreibt, hat wirklich größtenteils Hand und Fuß.
An einige dieser Anlagetipps halte ich mich sogar selbst.

Es bleiben aber noch folgende Fragen offen:
Welche Aktien würdest Du kaufen?
Wie lauten die Namen der 3 ominösen Aktien, die in Deinem Depot sind?

MfG DH  

06.05.02 15:59
3

50 Postings, 8485 Tage SAHADOOMAn Depothalbierer (Investitionsgrundsätze)

Investitionsgrundsätze

Selbst die erfolgreichsten Menschen - egal aus welchem Bereich - haben zunächst damit begonnen Ihre Vorbilder zu "kopieren". Erst wenn sie einiges von ihnen gelernt hatten brachten sie ihre eigene Kreativität ins Spiel, und begannen den eigenen Stil zu entwickeln.

Studieren Sie die Vorgehensweise der weltbesten Investoren, um zu Ihrer persönlichen Strategie zu finden. Sie müssen das Rad nicht neu erfinden, sondern können sich vielmehr an den Grundsätzen der Besten orientieren.

An den verschiedensten Stellen ist einiges über das Investieren zu erfahren. Folgende Investitionsgrundsätze beeindrucken uns besonders:

Topqualität zu günstigem Preis

Jedes Unternehmen hat auf der einen Seite einen wahren Wert, auch "innerer Wert" genannt, und auf der anderen Seite einen börsennotierten Marktwert, also der Preis, der aktuell an der Börse für eine Gesellschaft bezahlt wird.

Entscheidender Faktor ist der Unterschied des "wahren" bzw. "inneren" Wertes eines Unternehmens, zum an der Börse notierten Marktwert (Kurs). Oftmals liegt der "Markt" mit seiner Bewertung richtig - manchmal bieten sich jedoch Chancen, in dem der Markt zu Über- bzw. Untertreibungen neigt. Langfristig tendiert der Marktwert eines Unternehmens zum "wahren", "inneren" Wert.

Ziel ist es Top-Qualität, mit einem erheblichen Abschlag zum inneren Wert zu kaufen, frei vom Aktienmarkt, Politik, Konjunktur und Wirtschaft.


Gute langfristige Aussichten

Der langfristige Wert der Aktienbestände ist nur von dem wirtschaftlichen Fortschritt der Unternehmen bestimmt, nicht durch tägliche Marktnotierungen. Der Markt wird, auch wenn er zwischenzeitlich die Fundamentalen einer Firma ignoriert, letztendlich die guten Zukunftsaussichten dieser Firma akzeptieren.


Kauf eines Unternehmensanteils

Eine Aktie ist ein Anteilschein eines Unternehmens, d.h. es wird kein Stück Papier, sondern ein Unternehmen erworben!

Also:
Sie kaufen einen Unternehmensanteil, daher muss auch die Unternehmensanalyse und nicht die Marktanalyse im Vordergrund stehen.
Wenn Sie in Aktien investieren, werden Sie zum Unternehmer! Denken Sie bei Ihrer Investitionsentscheidung immer unternehmerisch.


Investor statt Spekulant

Der Spekulant versucht von meist kurzfristigen Kursänderungen zu profitieren und diese vorherzusehen. Der Investor hingegen versucht außergewöhnliche Unternehmen zu preiswerten Kursen zu kaufen, kurzfristige Marktbewegungen sind nicht vorhersehbar.


Kursverfall

Man sollte nicht im Aktienmarkt tätig sein, wenn man Teile seiner Aktienbestände nicht um 50% fallen sehen kann, ohne in Panik zu geraten. Ein vorübergehender Kursverfall von Top - Aktien sollte zu Käufen bzw. Nachkäufen genutzt werden, um die Bestände zu "verbilligen". Kursrückschläge sollten begrüßt werden, um Aktien preiswert hinzuzukaufen.


Einfache Entscheidungen

Gute Geschäfte verlangen eine einfache Entscheidung, schwierige Geschäfte verlangen schwere Entscheidungen. Wenn die Entscheidung, ein Unternehmen zu kaufen, nicht einfach ist, wird es "fallen" gelassen.



Qualitätsermittlung
Wie identifiziert man Value-Unternehmnen?


Mit folgenden Fragen können Sie leicht eine erste Vorauswahl treffen:

- Ist das Unternehmen einfach zu verstehen? Hat es eine beständige Betriebsgeschichte?

- Werden die Produkte dringend benötigt? Gibt es keinen direkten Ersatz?

- Gibt es Restriktionen die das Unternehmen behindern? Ist die Produktion einfach ausdehnbar?

- Sind die Produkte eindeutig von den Konkurrenzprodukten zu unterscheiden?

- Verfügt das Unternehmen über eine monopolartige Stellung?

- Kann das Unternehmen noch genügend wachsen, hat es noch Wachstumsraum?

- Kann die Nachfrage noch gesteigert werden?

- Hat das Unternehmen eine weitgehende Gestaltungsfreiheit der Preise?

Denken Sie bei diesen Fragen besonders an monopolähnliche Unternehmen wie z.B: Coca Cola, Gillette, Walt Disney, Microsoft, Nokia, Philip Morris etc.

Schon auf den ersten Blick ist leicht erkennbar, dass es sich bei den o.a. Beispielen um erstklassige Unternehmen handelt, die aller Voraussicht nach auch in ferner Zukunft ihre führende Marktposition halten werden.

Diese teilweise noch subjektive allg. Unternehmensbeurteilung wird im nächsten Schritt durch konkret messbare "Qualitätskriterien" untermauert. Die Qualität wird somit quantifizierbar.

Die konkreten Kennzahlen ermöglichen Ihnen später auch das Vergleichen mehrerer Aktien untereinander.

Folgende Qualitätskriterien sollten möglichst nachhaltig, und über mehrere Jahre erfüllt sein:

Kapitalrendite/Verschuldungsgrad
Die Eigenkapitalquote sollte min. 30%, und die Eigenkapitalrendite min. 25% betragen. Auch die durchschnittliche EK-Rendite der letzten 10 Jahre sollte über 25% liegen und wachsend verlaufen.

Managementbeurteilung
Die Gewinnwachstumsrate sollte über 10% liegen, auch im 10 Jahresdurchschnitt. Sie sollte möglichst kontinuierlich sein und der 5 Jahresschnitt darf nicht stark vom 10 Jahresdurchschnitt nach unten abweichen.

Das Unternehmen sollte möglichst viel Gewinn einbehalten, und nicht als Dividende ausschütten. Größenordnung > 50%.

Wie haben sich die einbehaltenen Gewinne verzinst?
Oder anders ausgedrückt: Was hat das Management, aus den einbehaltenen Gewinnen, an zusätzlichem Wert für die Aktionäre (Value) geschaffen? Hierbei sollte sich jede einbehaltene Einheit in den 10 Folgejahren mit durchschnittlich min. 15% verzinst haben.

Finanzkraft:
Die Umsatzrendite sollte min. 10% betragen und anwachsen.

Die Cash Flow Marge min. 15% - besser 20% - betragen, und ebenfalls anwachsend verlaufen.

Die Sachinvestitionen sollen höchstens 40% vom Cash Flow betragen.


Wertermittlung
Wie bestimmt man den wahren Unternehmenswert?

Entscheidend für den Investitionserfolg ist aber, dass Sie diese Spitzenqualität zu einem vernünftigen Preis erhalten.

Nur wenn der wahre Unternehmenswert deutlich über dem heutigen Marktpreis liegt und daraus eine überdurchschnittliche Renditeerwartung abgeleitet werden kann, sollte die Aktien des betreffenden Unternehmens für einen Kauf in Betracht kommen.

Da nur äußerst beständige Unternehmen gut planbar sind, können Sie bei diesen Unternehmen eine Zukunftsprognose wagen. Ein Unternehmen welches die letzten 10 Jahre mit einer großen Beständigkeit seine Gewinne jährlich um beispielsweise 15% steigern konnte, wird in Zukunft aller Wahrscheinlichkeit nach beständiger wachsen als eine Gesellschaft, die sich in der Vergangenheit sehr ungleichmäßig entwickelt hat.

Die drei Verfahren im kurzen Überblick:

- Diskontmodell

- Zukünftiger Unternehmenswert auf Basis der Gewinne pro Aktie und des Kurs - Gewinn - Verhältnisses (KGV)

- Unternehmenswert auf Basis der Eigenkapitalrendite und des Kurs - Gewinn - Verhältnisses (KGV)

1. Signal: DCF - Methode (Discounted Cash Flow Methode).

gem. Diskontmodell wird der zu erwartende Netto-Cash-Flow (Cash Flow - Sachinvestitionen) mit dem akt. Zinssatz der 30ig-jährigen US-Rendite diskontiert.
Das Ergebnis dieser Berechnung ist ein innerer Unternehmenswert. Beträgt der innere Wert des Unternehmen mehr als der Marktwert, handelt es sich um eine "Sicherheitsmarge".

Der Cash-Flow und das Cash-Flow-Wachstum ist ein gutes Mittel um Unternehmen zu bewerten. Um aber das Problem hoher Investitionen zu berücksichtigen, werden von dem Cash Flow die Sachinvestitionen abgezogen, und wir erhalten ein "Netto-Cash-Flow" .

Mathematisch sieht die Berechnung wie folgt aus:



"Eine genaue Erfolgsplanung ist in der Regel nur für einen beschränkten Zeitraum möglich. Liegt eine derartige Erfolgsplanung vor bzw. ist sie erstellbar, werden für den Zeitraum die individuellen Periodenerfolge kapitalisiert; für alle nachfolgenden Perioden werden gleichbleibende Erfolge angesetzt, die als ewige Rente kapitalisiert und auf den Bewertungsstichtag abgezinst werden"


"...Das Ergebnis dieser Berechnung ist ein innerer Unternehmenswert. Beträgt der innere Wert des Unternehmen deutlich mehr als der Marktwert, handelt es sich um ein wichtiges Kaufsignal.
Viele Investoren sprechen hierbei von einer "Sicherheitsmarge"..."


2. Signal: Unternehmenswert auf Basis der Gewinne pro Aktie und KGV:

Hierbei werden die aktuellen Unternehmensgewinne mit der durchschnittlichen Wachstumsrate der Vergangenheit über einen Zeitraum der kommenden 10 Jahren versehen. Als Ergebnis erhalten Sie eine Gewinnprognose für das zehnte Jahr.

Bei der Kursermittlung im 10. Jahr sollten Sie äußerst zurückhaltend vorgehen.
Multiplizieren wir den prognostizierten Gewinn im zehnten Jahr mit dem Kurs-Gewinn-Verhältnis, erhalten wir eine begründete Annahme über den zukünftigen Unternehmenswert bzw. den Wert einer Aktie in zehn Jahren.

Bezogen auf den heutigen Marktwert kann unter Berücksichtigung des Zinseszins eine zu erwartende durchschnittliche Kursrendite ermittelt werden.


3. Signal: Unternehmenswert auf Basis der Eigenkapitalrendite:

Das aktuelle Eigenkapital pro Aktie wird mit der durchschnittlichen Eigenkapitalrendite der Vergangenheit versehen. Die einbehaltenen Gewinne werden jedes Jahr dem Eigenkapital zugeführt. Zur Kursermittlung im 10. Jahr wird das durchschnittliche KGV der letzten 10 Jahre verwendet.

"...Bei der Berechnung des Unternehmenswertes auf Basis der Eigenkapitalrendite überlegen wir uns, wie das Eigenkapital des Unternehmens im Laufe der Zeit wächst, und welche Rendite das Unternehmen bisher auf sein Eigenkapital erzielt hat. Damit können Sie dann auch einen Unternehmensgewinn für das Jahr 10 berechnen und mit Hilfe eines geschätzten KGV den Unternehmenswert im zehnten Jahr bestimmen...."


Kaufen - Halten - Verkaufen
Wie leitet man konkrete "Kauf-" bzw. "Verkaufssignale" ab?

Sie können die Qualität verschiedener Unternehmen beurteilen und haben drei Verfahren kennengelernt um den wahren Wert eines Unternehmens zu ermitteln. Sie sind nun in Lage unterbewertete Top-Unternehmen aufzuspüren.

Um in der Praxis zu konkreten Aussagen bezüglich. "Kaufen - Halten - Verkaufen" zu gelangen leiten wir nun nachvollziehbare Signale ab:

Bei dem 1. Signal gem. Diskontmodell interessiert uns nicht die absolute Größe der "Sicherheitsmarge", sondern einzig und alleine der historische Vergleich des betreffenden Unternehmens. Wir vergleichen die Sicherheitsmargen der einzelnen Jahre, und können leicht feststellen welche Größenordnung zufriedenstellend ist.

"...Dabei kommt es bei der Sicherheitsmarge gemäss diskontiertem Cash-Flow darauf an, wie sich diese Marge bei dem einzelnen Unternehmen verändert. Bei Wachstumsunternehmen sollte die Marge möglichst hoch sein, weil hier hohe Erwartungen für die Zukunft mit hineinspielen, die nicht immer erfüllt werden...."

Das erste Signal ist nach unserer Methode entweder erfüllt oder nicht erfüllt, es gibt dort für kein "von - bis" . Nur wenn das erste Signal erfüllt ist, schauen wir auf die beiden weiteren Signale.

Mit dem 2. und 3. Signal werden die einzelnen Ranges bzgl. Kaufen - Halten - Verkaufen ermittelt.

Bei Signal 2 und 3 wollen wir, je nach Unternehmen, jährliche Renditen von 15 - 25% erwarten können. Bei 15 - 25% Renditeerwartung wäre also der "Kaufkurs" zu sehen. Steigt nun der Kurs an, so dass die durchschnittliche Renditeerwartung um ca. 5% absackt, handelt es sich um den Verkaufskurs. Dazwischen befinden wir uns im "Halte" - Bereich.


 

06.05.02 19:25

25551 Postings, 8352 Tage DepothalbiererAn Sahadoom

Ja, auch dieses weitere Posting hat einen Grünen verdient, der aber nicht von mir ist, da ich gerade kein Moderator bin.
Aber jetzt bitte mal konkret, welche Substanzperlen hast Du ermittelt ?
Und sag mir jetzt nicht, daß Du Coca Cola,Microsoft und Nokia gekauft hast.
Diese Firmen haben zwar eine herausragende Marktstellung, aber sind die aktuell wirklich billig?

MfG DH  

06.05.02 19:41
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50 Postings, 8485 Tage SAHADOOMWas bedeutet billig?

es ist nicht wichtig was sie für eine Aktie bezahlen, sonder was sie für Ihr Geld an Gegenwert bekommen! Daher ist eine Einschätzung ob die oben genannten Aktien teuer oder billig sind eine Einschätzung die jeder für sich treffen muss. Ich bewege mich fast ausschließlich auf dem deutschen Markt. Meine bedeutenste Beteiligung ist Bijou Brigitte. Die beste und umfassenste Analyse zu diesem Unternehmen hat meines erachtens das Zentrum der Macht in seinem Posting "Value Investing - der Episode 3. Teil" gemacht. Die dort getroffenen Aussagen halte ich für richtig und haben mich in meiner Entscheidung bestätigt.
Sie sehen, völlig unspektakulär.  

13.07.04 16:26

5883 Postings, 7455 Tage tafkarsehr interessanter thread!

zeitlos zeitgemäß - daher von anfang an lesen!

tafkar   Yours sincerly, TheArtistFormerlyKnownAsRalph

 

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