... ist vielleicht ein Grund dafür, dass Unternehmen wie Wirecard, Ant Financial mit Alipay oder Tencent mit WeChat-Pay derart erfolgreich sind und den klassischen Banken ein Stückweit den Rang abgelaufen haben, aber gemäß Deiner Argumentation dürfte es bei der Verbreitung solcher Dienste in China ja keine großen Banken mehr geben, weil das Geschäft von den Zahlungsabwicklungsfirmen übernommen wird. Allerdings zeigt die Realität, dass 4 der 10 größten Banken weltweit (gemessen an der Bilanzsumme) aus China kommen. Ich würde Dir wirklich einmal raten, Dich intensiv mit dem zu beschäftigen, was Banken (außer der reinen Zahlungsabwicklung und der Bargeldaus-/einzahlung) eigentlich sonst noch so tun, bevor Du hier ein Schlagwort in den Raum wirfst und uns damit "erhellen" möchtest, ohne Dich selbst (ganz offensichtlich) damit beschäftigt zu haben, wie dieses mit dem "Geschäftsmodell Bank" zusammenpasst. Du schreibst in früheren Postings davon, dass REWE, Lidl und Aldi die Bargeldauszahlung übernommen haben und Banken damit überflüsig geworden sind. Vielleicht solltest Du Dir einmal Gedanken machen, weshalb diese Unternehmen diese Leistungen heute "kostenfrei" anbieten, denn im Grunde genommen übernehmen sie damit Aufgaben, die die Banken bereits seit vielen Jahren mehr Geld kostet als sie damit einnehmen - und ich meine hier nicht nur die Zeit seit der Nullzinsphase! Das gesamte Cashmanagement ist derart teuer, dass die Einkaufsfilialen heute froh sind für jeden Euro, den sie nicht von einem Geldtransportdienstleister (z. B. Prosegur) abholen, zählen und auf ihr Konto überweisen lassen müssen. Die Banken sind sogar dankbar dafür, dass ihnen dieses Geschäft heute (teilweise) abgenommen wird ... ... und was ein Unternehmen wie Wirecard angeht, so nimmt dieses (gemeinsam mit den oben genannten Unternehmen aus China) eher den Kreditkartenfirmen das Geschäft weg als den klassischen Banken. Eine Deutsche Bank oder eine Commerzbank haben auch in der Vergangenheit keine großartigen Provisionen für Zahlungsabwicklungsgeschäfte kassiert, weil die Erträge hieraus mehr oder weniger 1:1 an die Zulieferer von ATM- und Cash-Lösungen gingen. Das ist nicht das Geschäft, von dem die Banken leb(t)en, sondern das Kredit- und Anlagegeschäft.
In den Banken selbst spricht man von Kunden und "guten" Kunden. Im Grunde genommen wollen Banken aber nur die guten Kunden haben. Das sind diejenigen Kunden, die ihre Anschaffungen (teilweise) finanzieren, sich (irgendwann) ein Haus bauen oder kaufen, sparen (wegen des "eigentlich" lukrativen Einlagegeschäfts), für ihr Alter vorsorgen, sich gegen (Finanz-)Risiken absichern und überhaupt in irgendeiner Weise Zinsen bezahlen oder erhalten oder eben Gebühren/Entgelte für Finanzprodukte ausgeben. Das Cashmanagement ist hingegen vollkommen uninteressant für Banken. Die Kunden, die von der Hand in den Mund leben, deren Einnahmen dazu ausreichen, geade einmal ihre Ausgaben zu decken, die braucht und will (eigentlich) keine Bank, weil die mehr Geld kosten als sie einbringen - und das gilt in Phasen niedriger Zinsen noch sehr viel mehr als in Hochzinsphasen. Allerdings ist es für die Banken auch nie ganz unwichtig gewesen, mit "allen" Kunden in Kontakt zu bleiben, weil in jedem Leben gibt es Veränderungen und die sind nicht selten mit neuen Anforderungen an Kaptialbeschaffung oder -anlage verbunden. Ob und wer mit seiner App an der Kasse zahlt oder bei ALDI 200 Euro abhebt ist den Banken im Grunde genommen vollkommen egal! Was früher eine Siemens Nixdorf mit ihren Automaten verdient hat, das verdient heute eben eine Wirecard. Eine Deutsche Bank oder eine Commerzbank waren da schon immer außen vor ... ... und deshalb ist es ja auch so eine "Katastrophe", dass die Commerzbank ihr Investmentbanking derart zusammengeschrumpft hat, denn wenn es morgen wieder darum geht, insbesondere den vermögenden Kunden gute Anlagestrategien zu empfehlen und den Häuslebauern gute Konditionen, da ist ein selbst verwaltetes Produkt- und Risikoportfolio allemal einträglicher als wenn man sich jedes Finanzprodukt und jede Risikoabdeckung von Dritten zukaufen muss. Spätestens wenn auch in Europa die Zinsen auf ein eingermaßen erträgliches Maß hochgefahren sein werden, wird man erkennen, wieso die nun von der Deutschen Bank gewählte Strategie die richtige ist und die der Commerzbank nicht wirklich "glücklich" (weil strategisch nicht nachhaltig genug) angepasst wurde. Die Verliererin auf dem deutschen Markt wird die Commerzbank sein, weil sie ihre beste Trumpfkarte (kampflos, weil auch politisch so gewollt) weggegeben hat und die Deutsche Bank hiervon in Zukunft zusätzlich (und massiv) profitieren wird. Auch aus diesem Grund halte ich es für eine ganz schlechte Idee, wenn die Deutsche Bank mit der Commerzbank fusioniert. Die "guten Kunden" werden nämlich morgen/übermorgen zwangsläufig zur Deutschen Bank wechseln, weil sie dort die besseren Konditionen bekommen werden, da die Bank nicht für jedes Angebot und jedes Produkt Provisionen an andere "Finanzprodukthersteller" wird abdrücken müssen. Banken sind dann erfolgreich, wenn sie (für sich und für ihre Kunden) lukrative Finanzprodukte anbieten können. Zahlungsabwicklung und die zugehörigen Systeme gehören schon seit über einem Jahrzehnt nicht mehr dazu und deshalb hat Sewing auch recht damit, wenn er sagt, dass Wirecard zwar ein tolles und interessantes Unternehmen ist, aber mit der Deutschen Bank nicht wirklich zu vergleichen ist. Die Commerzbank wird zukünftig ihr Heil in der effizienten Finanzberatung suchen müssen. Sie ist vor allem die Bank, die sich mit den Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken wird duellieren müssen. Deshalb wäre es auch eine ganz ausgezeichnete Idee, die CoBa eher mit der DZ-Bank zu fusionieren. Hier könnten dann auch "echte" Gewinne aus den Synergien entstehen. Zuvor könnte man auf Seiten der Commerzbank überlegen, die Bereiche Firmenkunden und Wealth Management (vermögende Kunden) an die Deutsche Bank abzugeben. Auf diese Weise könnte man dann auch ein paar Arbeitsplätze retten und möglicherweise auch ein paar gute Leute vor der Arbeitslosigkeit, die die Commerzbank noch (immer) nicht verlassen haben. @Dreamer89: Das Geschäft der Banken ist der Verkauf von "Finanzprodukten" und nicht von "Zahlungsabwicklungssystemen". Lediglich die Kundendaten, die aus den Zahlungsabwicklungssystemen generiert werden, sind für die Banken wirklich interessant. Das sind möglicherweise interessante (neue) Einnahmequellen für Wirecard, aber deshalb wird eine Wirecard noch lange keine "echte" Bank, weil dafür braucht sie das Wissen, die Kontakte und die (sehr) teuren Leute, die heute (und auch in Zukunft) bei der Deutschen Bank sitzen. Also höre bitte auf uns damit zu "erhellen", dass die Digitalisierung irgendwann auch die Intelligenz gewiefter Investmentbanker ablösen könnte. |