Hier ist nochmals mein Beitrag vom 17.12.2016:
Die fiktive Entschuldungsdauer, definiert durch Nettoverschuldung/EBITDA, lag mit 1,6 Jahren deutlich unter dem Schwellenwert von 4,0 und dem selbst definierten Zielwert von 3,0 und hat sich aufgrund der hohen Investitionstätigkeit verschlechtert (Vorjahr: 0,8 Jahre). Die Eigenkapitalquote sank von 49,5 % im Vorjahr auf 42,3 % im Berichtsjahr und lag somit weiterhin deutlich über dem Zielwert und dem Schwellenwert. .
Die Die Ziel- bzw. Schwellenwerte beim EK werden wie folgt definiert: Mehr als 40 bzw. 35%
Die Ziel- bzw. Schwellenwerte beim Verhältnis Nettoverschuldung/EBITDA werden wie folgt definiert: Weniger als 3 bzw. 4.
1) Schwellenwerte sind in alten Kreditvereinbarungen enthaltene Grenzen, welche von AT&S nicht über- (Nettoverschuldung/EBITDA) bzw. unterschritten (Eigenkapitalquote) werden dürfen. 2) Zielwerte sind die von AT&S definierten Grenzen, die unter normalen Umständen nicht über- (Nettoverschuldung/EBITDA) bzw. unterschritten (Eigenkapitalquote) werden sollen
Im HJ - Bericht steht folgendes:
Zusammen mit dem Bestand an Zahlungsmitteln und Zahlungsmitteläquivalenten von 141,7 Mio. € (31. März 2016: 171,9 Mio. €) verfügt AT&S somit in Summe über 242,1 Mio. € an liquiden Mitteln bzw. kurzfristig liquiden Mitteln. Damit sind die planmäßige Tilgung der Anleihe im November 2016, die weitere Finanzierung der Anlaufphase der Werke in Chongqing sowie die noch notwendigen Investitionen im zweiten Halbjahr sichergestellt. Darüber hinaus verfügt AT&S noch über 152,4 Mio. € an nicht genutzten Kreditlinien als Finanzierungsreserve.
Des weiteren sieht es nach dem HJ so aus: Eigenkapitalquote: 36,4%.
Das Eigenkapital liegt aktuell damit unter dem Ziel und über dem Schwellenwert.
Die fikitive Entschuldungsdauer wird nicht speziell angegeben, liegt aber nach meinen Berechnungen mit dem erwarteten EBITDA zum Gesamtjahr von 120 (15% Marge) Mio und der aktuellen Nettoverschuldung von 439 Mio ebenfalls über dem Ziel- und unter dem Schwellenwert.
Wie geht es weiter?:
Für Chongqing sollen also noch 87 Mio investiert werden. Weiterer CAPEX entsteht für die Adaptionen in Shanghai und wohl auch weitere gewöhnliche Adaptionen. Man muss da wohl mit weiteren 50 Mio rechnen. Insgesamt könnten da also im nächsten Jahr (laufendes GJ + 1. Hälfte des nächsten GJ) also etwa 140 Mio an CAPEX anfallen.
Nachdem auf der anderen Seite zwar wieder Cash aus dem Geschäft herein kommt, dieser aber die weiteren Ausgaben nicht kompensieren wird können, wird sich die Eigenkapitalquote weiter verschlechtern und möglicherweise sogar am Schwellenwert kratzen.
Bleibt halt die Frage wie das Unternehmen dann reagiert.
Es gibt zwei Möglichkeiten:
*Durchtauchen und nach dem Ende der Investitionsphase in Chongqing und den dann wohl höheren Einnahmen aus dem laufenden Geschäft auf eine langsame Steigerung der relevanten Werte hoffen.
*Kapitalerhöhung
Die Kennzahl der fiktiven Entschuldungsdauer könnte sich durch das erwartete starke ansteigen des EBITDA des nächsten Jahres bald deutlich erholen. Bei einem Umsatz im nächsten Jahr von 1 Mrd und einer EBITDA-Marge von 20% läge das EBITDA bei 200 Mio. Angenommen die Nettoverschuldung steigt im nächsten GJ auf 550 Mio, dann würde die fiktive Entschuldungsdauer wieder auf 2,75 Jahre fallen und sowohl unter dem Ziel- als auch dem Schwellenwert liegen.
Beim Eigenkapital sehe ich diese schnelle Verbesserung nicht.
Die Frage ist auch ob sich die Bedingungen (Schwellenwerte) mit den Banken seit dem Abschluss des letzten GJ geändert haben. Laut dem HJ-Bericht wurden im 1. HJ eine Reihe von neuen Kreditvereinbarungen geschlossen. Es könnte sein, dass man sich da mehr Spielraum bezüglich der Schwellen verschafft hat. Bei der Definition der Schwellenwerte steht ja deutlich "In alten Kreditverträgen".
Fazit:
Eine Kapitalerhöhung könnte kommen. Die Finanzierung für die Fertigstellung von Chongqing und weitere Investitionen des nächsten Jahres sind zwar gesichert, allerdings verschlechtern sich wichtige Bilanzkennzahlen weiter, wodurch es auf jeden Fall knapp mit der Beschaffung von Eigenkapital werden wird. Aus heutiger Sicht erscheint es auch unwahrscheinlich, dass die 2. Investitionsphase in Chongqing ohne KE auskommt. Das würde wohl nur gehen, wenn man einerseits noch längere Zeit zuwartet und andererseits die Margen deutlich steigen. Mich wundert es also nicht, dass der Vorstand zu Deinen/Euren Fragen nichts konkretes sagen kann. Er muss eine Kapitalerhöhung einfach im Auge behalten, ob er will oder nicht.
Anzufügen wäre noch, dass "Top-Aktien" zur möglichen KE auch eine eigenkapitalwirksame Hybridanleihe angesprochen hat. Das könnte auch die Finanzierungsform sein, die Herr Gerstenmayer gemeint hat. |