Notenbanken stützen den Finanzsektor von Tobias Bayer (Frankfurt) Die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) haben Maßnahmen beschlossen, um die Banken mit kurzfristiger Liquidität zu versorgen. Gleichzeitig werden die amerikanischen Währungshüter für ihre Geldpolitik kritisiert. Die Fed, die EZB, die Bank of Canada, die Bank of England und die Schweizerische Nationalbank beschlossen Maßnahmen, um den Finanzsektor mit Liquidität zu versorgen. Die Fed gab am Mittwoch bekannt, eine sogenannte Term Auction Facility (TAF) einzurichten. Über diese TAF werden kurzfristige Darlehen an Banken vergeben, die Auflagen für Sicherheiten werden bewusst offen ausgestaltet. Die erste Versteigerung werde am 17. Dezember stattfinden, das Volumen liege bei 20 Mrd. $, teilte die Fed mit. Weitere Auktionen würden am 20. Dezember, am 14. Januar und am 28. Januar stattfinden. Die anderen Notenbanken wirken über Swap-Vereinbarungen mit. Die Aktienmärkten reagierten mit deutlichen Kursgewinnen.
Fed in der KritikDie Ankündigung der Liquiditätsspritze folgt nur einen Tag nach dem Zinsentscheid der Fed, der von Marktteilnehmern heftig kritisiert worden war. Die US-Notenbank hatte zwar sowohl den Tagesgeldsatz als auch den Diskontsatz um 25 Basispunkte gesenkt, die Marktteilnehmer hatten sich jedoch zumindest eine Verringerung des Abstandes zwischen beiden Zinssätzen erhofft. Zum Diskontsatz versorgen sich die Banken direkt bei der Federal Reserve mit kurzfristigen Krediten. "Es wächst am Markt die Sorge, dass die Fed die Lage nicht richtig im Griff hat", schrieben die Währungsanalysten der Commerzbank in einem Researchbericht. Diese Skepsis spiegelt die anfänglichen Preisreaktionen am Mittwoch wider. Der Ölpreis ging zurück, da Händler nun die Gefahr einer Rezession in den USA höher bewerten. Auch Schwellenländer-Währungen wie der koreanische Won oder die indonesische Rupie büßten an Wert ein - ein klares Anzeichen dafür, dass hinter dem Risikoappetit der Investoren ein Fragezeichen steht. Auf dem Aktienmarkt kam es insbesondere in Asien zu deutlichen Korrekturen: Der breite Aktienindex MSCI Asia Pacific fiel um 1,4 Prozent. Das ist der heftigste Rückgang seit drei Wochen. Besonders Finanztitel standen unter Druck. Der Goldpreis konnte sich wieder erholen, die Impulse von der Devisenseite blieben aber begrenzt. US-Staatsanleihen notierten nach den deutlichen Gewinnen etwas schwächer, europäische Bonds legten dagegen zu, da sie als sicherer Hafen gesucht wurden. Zinssenkung ist dem Markt nicht genugAngesichts deutlich gestiegener Risiken für die Konjunktur hatte die US-Notenbank Federal Reserve ihren Leitzins am Dienstag erneut gesenkt. Die Währungshüter nahmen den Satz von 4,5 auf 4,25 Prozent zurück. Die Fed betonte, die Spannungen an den Finanzmärkten hätten seit Ende Oktober "zugenommen". Jüngste Daten deuteten an, dass sich das Wachstum "verlangsamt". Der Chef der Fed Boston, Eric Rosengren, stimmte gar für eine Senkung um 50 Basispunkte. Damit hat die Fed den Zinssatz seit Mitte September um einen Prozentpunkt reduziert. Hintergrund ist die Sorge, dass die Krise um faule US-Hypothekenkredite, die Turbulenzen im Finanzmarkt und die massive Schwäche am Häusermarkt einen Einbruch der Konjunktur nach sich ziehen könnten. Die Europäische Zentralbank hat dagegen signalisiert, dass eine Senkung vorerst nicht auf ihrer Agenda steht. Der Euro-Zins liegt bei 4,0 Prozent. "Die Entscheidung der Fed ist eine Enttäuschung. Sie hält die Gefahr aufrecht, dass ungenügende Finanzierungsbedingungen eine eh schon schwächelnde Wirtschaftsentwicklung noch zusätzlich verschlechtern", schrieb Citigroup-Ökonom Robert DiClemente in einem Researchbericht. "Die Stellungnahme gibt nur schwachen Spielraum für weitere Zinssenkungen", so DiClemente. Ähnlich reserviert äußerten sich die Währungsexperten von Barclays Capital: "Die Verluste an den Aktienmärkten nach der Fed-Entscheidung unterstreichen, dass die Rally in risikoreichen Vermögenswerten unter der Annahme erfolgten, dass die US-Notenbank 2008 die geldpolitischen Zügel deutlich lockert." Quelle: www.ftd.de |