Deutschland und Russland wollen ihre wirtschaftlichen Beziehungen erheblich ausbauen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Russlands Präsident Dmitri Medwedew gaben bei einem Treffen am Freitag in Sotschi gleich drei konkreten Vorhaben politische Rückendeckung, bei denen es um die Rettung angeschlagener Unternehmen in Deutschland mit Hilfe russischer Investoren geht: den Autokonzern Opel, den Chiphersteller Qimonda und die Wadan-Werften.
Ein Jahr nach einem eher frostigen Treffen war der Sommersitz des russischen Präsidenten diesmal Schauplatz für Harmonie und Einigkeit. Während im vorigen Jahr der Konflikt im Kaukasus für Spannungen auch zwischen Merkel und Medwedew sorgte, demonstrierten beide diesmal den Willen zur Kooperation in Wirtschaftsfragen.
Merkel verwies darauf, dass im Kampf um Opel der von der deutschen Regierung bevorzugte Bieter Magna zusammen mit russischen Partnern sich vor allem den russischen Automarkt erschließen wolle. Partner sind die Sberbank und der Autohersteller Gaz.
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Zu einem möglichen Einstieg des russischen Mischkonzerns Sistema beim deutschen Chipkonzern Infineon und dessen insolventer Tochter Qimonda sagte Merkel, eine russisches Investment könne Chancen eröffnen zum beiderseitigen Nutzen im Sinne einer "Win-Win-Situation". Wie es am Rande des Treffens hieß, sind die Gespräche aber noch nicht entscheidungsreif. Infineon erklärte, es gebe bislang keine Kontakte auf Unternehmensebene, sondern nur auf politischer Ebene.
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Weiter gediehen ist die Übernahme der insolventen Wadan-Werften mit den Standorten Wismar und Rostock-Warnemünde. Wie am Rande des Treffens verlautete, haben der frühere russische Energieminister Igor Jussofow und dessen Sohn Witalij mit dem Insolvenzverwalter bereits am Donnerstag einen Vorvertrag mit einem Kaufpreis von 40,5 Millionen Euro geschlossen. Aus Sicht von Merkel und Medwedew könnte dieser Investor sich als verlässlicher erweisen als der frühere russische Investor, der entgegen seiner Zusagen keine russischen Staatsaufträge erhalten und die Wadan-Werften in die Pleite geführt hatte. Es gebe ein gemeinsames Interesse an der Zusammenarbeit, sagte Merkel. Wadan könne Spezialschiffe für Russland bauen, die dort nicht hergestellt werden könnten. Dazu zählten etwa Transporter für Flüssiggas. Die Vorverträge sähen auch eine zweijährige Verpflichtung des Investors vor. Der neue Investor will 1600 der 2400 Beschäftigten übernehmen.
Medwedew betonte, dass sich im vorigen Jahr trotz der Krise die gegenseitigen Investitionen von deutschen und russischen Unternehmen weiter erhöht hätten. Für Russland gehe es um den Einstieg in moderne Technologien, wo das Land einen großen Nachholbedarf habe. Deshalb hätten für die russische Regierung Investitionen bei den Halbleiterfirmen Infineon und Qimonda strategischen Charakter, sagte er nach dem Treffen mit Merkel in seiner Sommerresidenz am Schwarzen Meer. Solche Investitionen könnten der russischen Wirtschaft helfen, sich schneller zu reformieren. Dazu zähle auch das Engagement bei Opel.
Russlands Wirtschaft ist stark auf Rohstoffexporte ausgerichtet und will sich breiter aufstellen. Das Land leidet derzeit besonders unter der weltweiten Wirtschaftskrise.
MEDWEDEW STÜTZT MERKELS CHARTA FÜR NACHHALTIGKEIT
http://www.ibtimes.de/articles/20090815/...te-opel-magna-infineon.htm