Rückgang der Unternehmensinsolvenzen beschleunigt sich
BERLIN (Dow Jones)--Die Unternehmensinsolvenzen gehen in diesem Jahr stärker zurück als noch 2005. Dieses Jahr werden nach einer Ergebung des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) rund 30.500 Unternehmen insolvent und damit 17% weniger als 2005, als 36.843 Unternehmen den Weg in die Insolvenz gingen. 2004 waren es noch 39.213 Unternehmen gewesen.
Grund für den beschleunigten Rückgang in diesem Jahr ist nach Angaben von BDIU-Präsident Stephan Jender die gute Konjunktur. 2007 erwarte der BDIU ungeachtet einer leichten Konjunkturabschwächung einen weiteren Rückgang der Insolvenzen auf "deutlich unter 30.000 und damit den niedrigsten Stand seit der Jahrtausendwende", sagte Jender bei einer Pressekonferenz am Montag in Berlin. Der durch Insolvenzen entstehende volkswirtschaftliche Gesamtschaden sinke auf voraussichtlich 30 (35) Mrd EUR. 460.000 (530.000) Arbeitsplätze seien gefährdet.
50% der 518 im BDIU organisierten Unternehmen hätten laut der aktuellen Herbstumfrage des Verbandes allerdings berichtet, dass sich das ohnehin schlechte Zahlungsverhalten der Schuldner seit dem Frühjahr nicht geändert habe. Besonders das Handwerk habe laut 66% der BDIU-Unternehmen aktuell Probleme mit der Rechnungstreue seiner Unternehmen. Häufiger Grund für ausbleibende Zahlungen sind aus der Sicht des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH) unberechtigte Mängelrügen.
"Das Thema Zahlungsmoral ist ein trauriger Dauerbrenner", sagte ZDH-Präsident Otto Kentzler bei derselben Pressekonferenz. Es werde durch den derzeitigen Konjunkturaufschwung "nicht gelöst, sondern nur verschoben". Das Handwerk fordere weiter mit Nachdruck eine Verabschiedung des in den parlamentarischen Beratungen seit dem Frühjahr auf der Stelle tretenden Forderungssicherungsgesetzes. Allerdings seien auch im Handwerk die Insolvenzen rückläufig. Bis Ende 2006 würden höchstens 4.200 Betriebe zahlungsunfähig nach 4.500 im Jahr 2005.
Hingegen haben die privaten Insolvenzen den Angaben zufolge 2006 deutlich zugenommen und erstmals ein sechsstelliges Niveau erreicht. Laut BDIU gibt es in diesem Jahr 100.000 Verbraucherinsolvenzen und damit 45% mehr als 2005, als es noch 68.898 waren. "Die zunehmende Überschuldung als Folge von Arbeitslosigkeit ist verantwortlich für die weitaus meisten Zahlungsschwierigkeiten", erklärte Jender. Für 2007 rechne der Verband mit deutlich mehr als 130.000 Verbraucherinsolvenzen, und auch dies sei vermutlich "noch nicht das Ende der Fahnenstange".
-Von Andreas Kißler, Dow Jones Newswires, +49 (0)30 - 2888 4118, andreas.kissler@dowjones.com DJG/ank/ptt -0- |