zwei Schriftsteller, die gegensätzlicher kaum sein könnten, und dennoch Gemeinsamkeiten haben...
Oskar Maria Graf, geborenn 22.7.1894 in Berg am Starnberger See, gestorben 28.6.1967 in New York
Victor Klemperer, geboren 22.10.1881 in Landsberg, gestorben 11.2.1960 in Dresden.
Oscar Maria Graf, Sohn aus der kinderreichen, bäuerlichen Bäckerfamilie flieht nach dem Tode des Vaters vor seinem gewalttätigen Bruder, der zuhaus das "Regiment" übernommen hatte, nach München; zieht in den 1. Weltkrieg, entkommt weiteren Kriegseinsätzen durch eine Flucht in die Krankheit, die ihn ins "Irrenhaus" bringt und erlebt die politischen Umstürze und Veränderungen im Umfeld der Bohème und politischer Akteuere wie Gustav Landauer, Franz Jung und Ernst Toller. Er emigriert erst später nach New York und kommt nur noch nach Deutschland zurück, um seine hochbetagte Mutter zu besuchen.
Lesenswert: "Das Leben meiner Mutter" und "Wir sind Gefangene" (besonders im 2. Titel wird auf die politischen Veränderungen nach dem 1. Weltkrieg und auf Grafs Schwierigkeiten in den USA eingegangen).
Demgegenüber Victor Klemperer, nur 13 Jahre älter als Graf. Er wurde in eine jüdische Intellektuellenfamilie hineingeboren, war studierter Germanist und Romanist, konvertierte 1906 anlässlich seiner Heirat zum Protestantismus - Assimilation war im Kaiserreich Voraussetzung für eine erfolgreiche Karriere im Staatsdienst. Auch Klemperer lebte mit seiner Frau zum Ende des 1. Weltkrieges in München, bewegte sich aber mehr in Universitätskreisen. Allerdings schrieb er in dieser Zeit auch Artikel für eine Leipziger Tageszeitung (unter dem Kürzel A.B. Anti Bavaricus), in denen er über die politischen Ereignisse in Bayern berichtete. Auch er hatte eine gebrochene Karriere, denn nach Ende des 2. Weltkrieges fasste er nur mühsam, und wie er es selbst empfand, nur auf zweitrangigen Hochschulstühlen wieder Fuß.
Seine Tagebücher, die er über Jahrzehnte hinweg regelmässig schrieb, sind eine interessante Quelle über die Geschichte jener Tage. Dazu auch das Buch "Man möchte immer weinen und lachen ín einem", das die Zeit in München detailliert beschreibt. Und last, but not least, "Lingua Tertii Imperii" - über die Sprache des Dritten Reiches.
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