DJ TOP DE: Deutsche Banken sind das Schlusslicht in Europa - Studie
Von Markus Klausen
Im deutschen Bankensektor trübt sich die Stimmung immer stärker ein. Die Mehrzahl der Geldhäuser hat das neue Jahr schon jetzt abgehakt und rechnet einer Studie zufolge sogar mit einer Verschlechterung der Geschäftslage. Nur noch gut jede dritte Bank geht davon aus, dass sich ihre Lage im neuen Jahr verbessern wird. Im Juni waren immerhin noch 43 Prozent positiv gestimmt. Deutschland ist damit das Schlusslicht in Europa.
Auf dem Kontinent erwarten im Schnitt sechs von zehn Banken eine bessere Geschäftslage, wie aus dem Bankenbarometer der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young hervorgeht. Besonders gut ist die Lage in Großbritannien, hier stellen die Optimisten 87 Prozent, in der Schweiz und in Polen immerhin noch die Hälfte der Befragten.
Die Stimmung unter den Anlegern dürfte sich mit dem düsteren Stimmungsbild der Banken noch verschlechtern. Nach der Hiobsbotschaft der Deutschen Bank, im vierten Quartal überraschend einen Milliardenverlust geschrieben zu haben, stehen sowohl der deutsche Branchenprimus als auch die Commerzbank an der Börse unter Abgabedruck. Ähnlich wie die Deutsche Bank, die für das laufende Jahr mit erneutem Gegenwind rechnet, erwarten viele Geldhäuser weitere Schwierigkeiten.
Jedes zweite Geldinstitut im Land plant der Studie zufolge für das kommende Halbjahr Kostensenkungsmaßnahmen. Das treffe auch die Mitarbeiter: Mehr als jede dritte Bank plane Stellenstreichungen, vorrangig in der Verwaltung. Europaweit wollten 44 Prozent der Geldinstitute Beschäftigung abbauen, nur jedes vierte wolle neue Jobs schaffen. Zudem bereiteten sich die Banken verstärkt auf mögliche Kreditausfälle und Abwertungen vor. Drei von zehn Banken planten, ihre Risikovorsorge zu erhöhen - nur jede zehnte wolle sie reduzieren.
"Nach mehreren Krisenjahren stehen viele deutsche Banken weiter vor erheblichen Herausforderungen", sagt Claus-Peter Wagner von Ernst & Young. "Neue regulatorische Vorgaben und weiterhin niedrige Leitzinsen erschweren eine nachhaltige Erholung des Rentabilitätsniveaus. Für die Banken bedeutet das: Änderungen an Geschäftsmodellen und Kostenstruktur sind unumgänglich", so Wagner, der bei Ernst & Young Managing Partner Financial Services Deutschland ist.
Die schlechte Stimmung der Banken in Deutschland erklärt Wagner mit dem Auseinanderklaffen zwischen der guten Entwicklung der deutschen Wirtschaft und der Finanzmärkte einerseits und der weiter schwierigen Lage der Banken andererseits. "Deutschlands Banken machen zurzeit vieles richtig: Sie arbeiten alte Risiken ab, stärken ihre Eigenkapitalausstattung und kommen dabei noch ihrem eigentlichen Auftrag, die deutsche Wirtschaft mit Krediten zu versorgen, durchaus vorbildlich nach." Dennoch blieben die Erträge weiter unter Vorkrisenniveau, während die Geldinstitute anderswo - vor allem in den USA - gute bis hervorragende Ergebnisse erzielten.
Insgesamt gebe es aber Hoffnung: "Die Spar- und Reformbemühungen in Europa beginnen zu greifen", so Wagner. Es sei zwar noch ein langer Weg, bis die europäische Wirtschaft die Krise ganz überwunden habe. Die positiven Konjunkturaussichten seien aber auch für die Banken ein Anlass für Optimismus.
Die positive Grundstimmung für die Zeit nach 2014 findet sich auch bei der Deutschen Bank wider. Das Frankfurter Geldhaus hatte bei Vorlage des Milliardenverlustes im Schlussquartal seine Ziele für 2015 bestätigt.
Kontakt zum Autor: markus.klausen@wsj.com
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January 20, 2014 07:30 ET (12:30 GMT)
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Quelle:Dow Jones 20.01.2014 13:30 |