Die Kölner Immobilien-AG Vivacon hat Anfang der Woche ihre angekündigten Geschäftsberichte für die Jahre 2008 und 2009 vorgelegt. Nach den von Ernst & Young testierten Zahlen schloss sie das Jahr 2008 mit einem Konzernverlust von 139 Mio. Euro ab. Das Minus im Jahr 2009 wird auf 51,1 Mio. Euro beziffert. Damit lag der Verlust des Jahres 2008 unter dem Anfang 2009 genannten vorläufigen Wert von 160 Mio. bis 170 Mio. Euro.
Der seit gut einem Jahr amtierende Vorstand Marco Meyer übt in den Berichten scharfe Kritik an Entscheidungen von manchen seiner Vorgänger im Vorstand. So sei das Kerngeschäft, die Privatisierung von Wohnungen auf Erbbaurechtsgrundstücken, vernachlässigt worden. "Nach den ersten Erfolgen in den Jahren 2001 bis 2007 haben wir die wichtigsten Grundsätze eines börsennotierten Unternehmens über Bord geworfen - nämlich wertebasiert und ertragreich zu wirtschaften", schreibt er in beiden Geschäftsberichten. Nach dem Prinzip "höher, schneller, weiter" habe sich die Vivacon seinerzeit von ihrem angestammten Kerngeschäft entfernt. "Das Ziel war es, als vollintegrierter Immobilienkonzern im Konzert der Großen mitzuspielen, ohne jedoch über die hierfür notwendigen Erfahrungen und Strukturen zu verfügen."
Nach 2007, dem bis dato erfolgreichsten Jahr der Vivacon, seien nach Offenkundigwerden der ersten Schwierigkeiten bei der Realisierung von Projekten und dem sich verschlechternden Marktumfeld "aus heutiger Sicht betrachtet die falschen Schlüsse gezogen" worden. "Ganz sicher hätten wir besser daran getan, unser Geschäft bereits 2008 zu konsolidieren, als immer weiter auf Wachstum zu setzen", so Meyer weiter. Weil das Marktumfeld falsch eingeschätzt worden sei, habe das Management seinerzeit die hohe Kapitalbindung im Portfolio- und Developmentbereich nicht rechtzeitig reduziert. So sei die Vivacon zu Beginn des Geschäftsjahres 2009 in eine existenzbedrohende Ergebnis- und Liquiditätskrise geraten.
Auch 2010 rote Zahlen
Diese Krise drückt sich in Zahlen so aus: Nach einem Plus von 57,6 Mio. Euro im Jahr 2007 stehen für 2008 Konzernverluste von 139 Mio. Euro in der Bilanz. Die kurzfristigen Vermögenswerte verringerten sich von 732,3 Mio. Euro im Jahr 2008 auf 219,6 Mio. Euro im Jahr 2009. Das Volumen der frei verfügbaren liquiden Mittel schrumpfte von 39 Mio. Euro (2007) über 16,8 Mio. Euro (2008) auf 9,8 Mio. Euro (2009). Die Zahlen für 2008 sind bereits um die Werte der später verkauften Beteiligung am Gebäudeverwalter Curanis bereinigt. Die Zahl der Mitarbeiter (ohne Curanis) stieg zunächst noch von 95 (2007) auf 119 (2008) an, ehe sie bis Ende 2009 auf 36 abstürzte.
Für 2010 stellt Meyer einen abermaligen Verlust in Aussicht. Das laufende Jahr 2011 könne hingegen erstmals wieder ein positives Ergebnis bringen. Die Vivacon konzentriert sich - nach Fertigstellung von sechs noch im Bau befindlichen Projekten in Berlin, Düsseldorf, Hennef, Mülheim/Ruhr und München - nunmehr ausschließlich auf Geschäfte mit Immobilien auf Erbbaurechtsgrundstücken. (bb)